Das Herz des Loewen
niemals Kinder. “
„Das ist kein Argument.“
„Wenn ich ihr die Wahrheit sage, würde sie sich verpflichtet fühlen, ihren Bräutigam einzuweihen. Und er würde die Gelegenheit nutzen, um sie zurückzuweisen. Soll Meg noch einmal so etwas durchmachen? Außerdem leidet sie hier in Curthill unter den Schwierigkeiten zwischen Eammon und mir. Für sie wäre es besser, bei den Carmichaels zu leben.“
„Was tuschelt ihr beiden da drüben?“, rief Megan. „Habt ihr irgendeinen Unsinn ausgeheckt und womöglich die Köchin beauftragt, unanständige Marzipanfiguren von Ross und mir anzufertigen?“
„Natürlich nicht“, erwiderte Lady Mary schnell. Etwas zu schnell.
„Stimmt etwas nicht, Mama?“ Megan wich dem Kamm ihrer Zofe aus und erhob sich. „Geht es um Papa? Kommt er nicht zu meiner Hochzeit?“
„Oh - ich hoffe doch“, stammelte die Mutter.
„Oder ist Ross abgereist, um der Vermählung zu entrinnen?“
„Nein“, entgegneten Lady Mary und Chrissy wie aus einem Mund.
„Mama, sag mir doch, was los ist...”
Es klopfte, und Lady Mary öffnete die Tür. „Meg, das ist von deinem Bräutigam.“ Sie drehte sich um, eine kleine Kassette in den Händen.
„Oh!“ Sofort vergaß Megan ihre Probleme und griff nach dem Hochzeitsgeschenk. Kunstvolle Schnitzereien schmückten den Deckel und die Seitenwände des Kästchens. Das Innere war mit rotem Samt ausgekleidet, und darauf lag eine goldene Kette mit einem Anhänger. „Seht doch, ein Bernstein! “, flüsterte sie entzückt und gerührt.
„Der bringt Glück“, erklärte Chrissy und küsste sie auf die Wange.
„Wie erstaunlich, dass Ross mir etwas mitgebracht hat, obwohl er die Sutherlands hasst und mich nur notgedrungen heiratet.“
„Owain glaubt, dass sich alles zum Guten wenden wird.“
„Oh Chrissy, wirklich?“ Am Vortag hätte sie schwören können, Ross würde sie allmählich liebgewinnen. Doch dann war sie völlig verwirrt worden von seinem Gerede im Fieberwahn, über Vertrauen und Schuldgefühle und die Frau namens Rhiannon. „Hat Owain dir von ihr erzählt?“
„Nein, er meint, Ross müsse dir das selbst sagen. Und Owain glaubt, du würdest deinem Bräutigam viel mehr bedeuten, als er’s zugeben will... “
„Mach ihr doch keine falschen Hoffnungen!“, warnte Lady Mary.
„Du hast wohl recht, Mama.“ Megan setzte sich wieder vor das Kaminfeuer, um ihre Haare trocknen zu lassen. Aber sie gab ihre Hoffnung nicht auf. Und ihre Zuversicht ermutigte sie, während der scheinbar endlosen Stunden, bis man sie abholte, um sie in die Kapelle zu führen. „Ich dachte schon, es würde niemals geschehen! “ Voller Vorfreude lief sie die Treppe hinab, gefolgt von Chrissy, ihrer Mutter und kichernden Dienerinnen.
Die farbenfroh gekleideten Sutherlands machten ihr Platz, jubelten ihr zu und wünschten ihr Glück. Es fiel ihr schwer, ihre Schritte zu verlangsamen, um ihr Gebrechen zu verbergen. Atemlos vor Erregung, erreichte sie die Burgkapelle. Aber wo war der Bräutigam, der am Eingang stehen müsste, um sie zu begrüßen? „Seht Ihr ihn?“, fragte sie angstvoll und stellte sich auf die Zehenspitzen, um über die Hochzeitsgäste hinwegzublicken. „Vielleicht hat er irgendetwas falsch verstanden und wartet drinnen.“ Sie raffte ihre Röcke und wollte hineineilen, aber Chrissy hielt sie am Arm fest.
„Es bringt Unglück, wenn du die Kapelle ohne deinen Bräutigam betrittst.“
„Oh Gott!“ Erschrocken wich sie zurück und stolperte beinahe über die Stufen. Wie hatte sie - als Seanachaidh der Sutherlands - das vergessen können? „Würdest du ihn suchen?“
Doch das war unnötig. Ross erschien in der Tür, prächtig in Schwarz und Blau gewandet. Bewundernd musterte er seine Braut von Kopf bis Fuß. „Wie schön du bist ...“
„Vielen ... vielen Dank für die Halskette“, stotterte sie in plötzlicher Scheu.
Sein Lächeln erschien ihr wie ein Sonnenaufgang. „Die Gewänder, die du genäht hast, passen mir großartig. Komm! “ Er streckte ihr eine Hand entgegen.
„Würdest du herauskommen und mich in die Kapelle führen?“
„Warum?“
„Das gehört zu unseren Gebräuchen.“ Verdammt, sie kannte doch Ross’ Abneigung gegen „abergläubischen Unsinn“. Warum musste sie alles verderben? Hinter ihr erklang Gelächter, und jemand nannte sie eine „widerstrebende Braut“. Verzweifelt wünschte sie, der Erdboden möge sich auftun und sie verschlucken.
Doch dann kam Hilfe von unerwarteter Seite. Comyn trat vor.
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