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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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ich jemals ersehnt habe. “
    „Den Frauen kann man nicht trauen. Sie wird dich verführen und verraten. “
    „Sogar mein Leben würde ich ihr anvertrauen“, erwiderte Lion. Dann ächzte er gequält, sank Ross zu Füßen. Aus seinem Rücken ragte der Schaft eines Sutherland-Pfeils mit vierkantiger Spitze. Blut quoll aus der Wunde. Eine dickflüssige rote Fontäne.
    „Lion!“, schrie Ross, wollte nach seinem Bruder greifen, konnte sich aber nicht bücken. Wieder kämpfte er fluchend gegen seine Fesseln an. Könnte er doch das Blut in Lions Körper zurückpressen, dann würde er ihn retten.
    Aber die Kräfte verließen ihn, neue Nebelwolken stiegen empor und er versank in einem schwarzen Abgrund. Verzweifelt wehrte er sich, bis das Dunkel ihn überwältigte.
    „Ich ... ich glaube, das Fieber ist gesunken“, wisperte Megan. Owain, der auf der anderen Seite der Bettstatt saß, nickte. „Großer Gott, eine solche Nacht möchte ich nie wieder erleben.“
    „Amen.“ Es war die Hölle gewesen, Ross leiden zu sehen und seinen Ruf nach einer Geliebten zu hören, noch schlimmer. Wer mochte diese Rhiannon sein? Aber Megan war es gewöhnt, ihre Gefühle zu verbergen, und so schwieg sie.
    „Nun solltet ihr beide schlafen“, schlug ihre Cousine vor und trat ans Bett. Die treue Chrissy. Ohne ihre Hilfe hätte Megan diese Nacht nicht überstanden. Ihre Arme und ihr Rücken schmerzten, weil sie sich immer wieder gebückt hatte, um im Kampf gegen das Fieber kalte, feuchte Tücher auf Ross’ Körper zu legen oder ihm eine übelriechende Brühe einzuflößen.
    „Geh schon voraus“, murmelte sie und strich geistesabwesend über ihr lahmes Bein. „Ich möchte noch ein bisschen hierbleiben, um mich zu vergewissern, dass er auch wirklich gerettet ist.“
    „Aber du bist völlig erschöpft“, entgegnete Chrissy, die selbst vor Müdigkeit schwankte.
    Das stimmte. Trotzdem konnte Megan ihren Verlobten nicht verlassen - noch nicht. Ihre Anwesenheit war lebenswichtig. Wenn sie nicht jeden Atemzug zählte, hörten seine Lungen womöglich zu arbeiten auf. Alberner Aberglaube, würde er behaupten, aber er schlief und konnte sie nicht verspotten. Und wenn er die Augen öffnete, wollte sie bei ihm sein. „Geh zu Bett, Chrissy.“
    „Wartet, ich bringe Euch in Euer Zimmer“, erbot sich Owain. „Dann werde ich den Männern erzählen, ihr Herr sei außer Gefahr.“
    „Danke für Eure Hilfe.“ Megan schenkte ihm ein schwaches Lächeln.
    „Viel habe ich nicht getan. Hättet Ihr nicht so tapfer gegen das Gift gekämpft, wäre Ross Carmichael jetzt tot, Mistress.“ Seine offenherzigen Worte, die sie an ihren Verlobten erinnerten, trieben ihr beinahe Tränen in die Augen. „Davey schläft dort drüben neben der Tür, falls Ihr etwas braucht“, fügte er hinzu.
    „Nein.“ Megan warf einen kurzen Blick auf ihren Patienten. „Jetzt ist er in einem natürlichen Schlummer versunken.“
    „Ich meinte, wenn Ihr für Euch selbst etwas braucht - Wein, etwas zu essen ... “ Owains Fürsorge rührte sie ebenso wie die fast zärtliche Geste seines Arms, den er stützend um die Taille ihrer wankenden Cousine schlang. Und Chrissy hieß seinen Beistand offenbar willkommen, denn auf dem Weg zur Tür lehnte sie sich an ihn. Wie hatte sie es nur geschafft, das Herz des Walisers zu gewinnen, der noch unbeugsamer wirkte als Ross?
    Megan seufzte und betrachtete ihren Verlobten im goldenen Schein der Kerze, die auf der Truhe neben dem Bett brannte. Jetzt sah er nicht mehr so unbezwingbar aus. Die dunklen Schatten unter seinen Augen betonten immer noch die Blässe seiner Wangen, aber seine Züge hatten sich entspannt. Nun erschien er ihr um Jahre jünger als der gestrenge, zornige Mann, der vor zwei Tagen in Curthill eingetroffen war.
    Ihre Augen liebkosten die große Gestalt, die reglos vor ihr lag, die breiten Schultern, die muskulöse Brust, nackt oberhalb des Lakens, das die untere Körperhälfte verdeckte. So stark - und in diesem Augenblick doch so verletzlich ... Ihr Herz begann, schneller zu schlagen. Jetzt, wo sie ihn außer Gefahr wusste, begrüßte sie seine Schwäche, die noch einen Tag andauern würde. Diese Zeit wollte sie nutzen, um das Band zwischen ihnen zu festigen.
    Als wären ihre Gedanken in sein Bewusstsein gedrungen, hob er plötzlich die Lider und schaute sie an, mit klaren Augen. Zum ersten Mal verbargen sie nicht, was er empfand, und Megan sah in den leuchtend blauen Tiefen die andere Hälfte ihres eigenen Ichs. Nun wusste

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