Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
Vom Netzwerk:
durchgegangen, und so nahmen wir an, Ihr würdet als Letzter erscheinen. Als Ihr nicht kamt, wollte ich Euch suchen, aber Lucais versicherte, Ihr hättet in der Hütte der Kräuterfrau Zuflucht gesucht.“
    „Das stimmt“, bestätigte Ross und war froh, dass seine Männer ihn in jener Nacht nicht aufgespürt hatten.
    Owain beugte sich vor, um das Feuer zu schüren. „Kurz nach Tagesanbruch hörte es zu regnen auf, und ich konnte nicht länger warten. Also brach ich mit Lucais und den Bogenschützen auf, um Euch zu suchen. Im Wald entdeckten wir Mistress Megans tote Stute, mit einem Pfeil im Hals.“
    Ross’Atem stockte. „Das erzählte mir Megan, aber ...“
    „Ihr wolltet es nicht glauben, denn das musste bedeuten, dass uns in der Gewitternacht jemand gefolgt war.“
    Tief beschämt, weil er an Megans Worten gezweifelt hatte, forderte Ross seinen Gefährten auf weiterzuerzählen.
    „Kaum hatten wir dem Pferd den Sattel und das Gepäck abgenommen, griffen uns die Bastarde an. Andrew hörte den
    Lärm und kam uns zu Hilfe, worauf sie flüchteten. Als wir das Plateau erreichten, bat ich Andrew zurückzubleiben, denn ich spürte, wir würden in eine Falle tappen. Aber ... “
    Doch Andrew hatte nicht mit Ross in Wales gekämpft, jene bitteren Lektionen nicht gelernt. „Er kennt nur eine einzige Methode, den Feind zu attackieren“, meinte Ross, „auf direktem Weg.“ Wieder schaute er zum Zelt hinüber, wo der alte Ritter womöglich seinen Arm verlieren würde. Und damit sein Leben. Denn wenn er nicht mehr kämpfen konnte, würde er sich einfach hinlegen und sterben.
    „Aye, und so griffen wir an“, fuhr Owain fort. „Zunächst standen sie mit dem Rücken zur Schlucht. Aber plötzlich kletterten sie hinab, so flink und behände wie die besten Waliser, dann krochen sie seitwärts wieder hinauf und drehten den Spieß um. Von drei Seiten her nahmen sie uns in die Zange. Glücklicherweise seid Ihr in jenem Augenblick eingetroffen, sonst wären wir verloren gewesen. “
    „Unsere Rettung verdanken wir vor allem den Sutherlands aus Larig. Könnten die Männer, die euch angriffen aus Curthill stammen?“
    „Ihr meint, es seinen Archies Leute gewesen? Da sie Helme trugen, konnte ich sie nicht erkennen.“
    Nun berichtete Ross von Megans Anklage und verriet seinem treuen Gefährten auch, MacDonell sei früher mit ihr verlobt gewesen. „Steif und fest behauptet sie, er sei schuldig und habe das böse Auge. Das ist natürlich abergläubischer Unsinn, aber ...“
    „Auch ich wuchs mit solch einem Glauben auf“, warf Owain ein. „In dieser Hinsicht gleichen die Waliser den Hochlandschotten. Und wie ich schon oft feststellen konnte, sind viele abergläubische Ängste durchaus berechtigt. Selbst wenn ich keinen Beweis für Lord Comyns Verrat anführen kann.“
    „Das kann ich auch nicht. Er tat nichts, was meinen Argwohn erregt hätte, wenn ich es auch etwas seltsam fand, dass er mir seine einstige Verlobung mit Megan verschwieg.“
    „Er hat Archie getötet.“ Nachdenklich strich Owain über sein Kinn.
    „Und Wat hat Douglas getötet.“ Plötzlich fühlte sich Ross todmüde. Und er hatte es satt, sich um Dinge zu sorgen, die er nicht annähernd verstand.
    „Wat musste Douglas erstechen, um Euer Leben zu retten. Aber Comyn hätte Archies Flucht auch verhindern können, ohne ihn umzubringen. Und wir wissen nicht, was mit Felis geschehen ist, nachdem sie die Burg mit Comyn verlassen hat.“
    Angewidert seufzte Ross. „Beschuldigt Ihr ihn etwa, er habe sie ermordet? Ihr seid genauso schlimm wie Megan. Überall seht Ihr Gespenster. “
    „Und Ihr nennt sie eigensinnig! “ Owain schüttelte den Kopf. „Wer immer uns angriff, wollte Lucais gefangen nehmen. Der Mann, der ihn zusammenschlug, versuchte, ihn davonzuschleifen, obwohl es sicher niemanden gibt, der ein hohes Lösegeld für den Jungen zahlen würde.“
    „Unsere Feinde hofften, er würde sie zu Siusans Versteck führen. Und das wirft erneut die Frage auf, wer uns verfolgt? Archies Truppe? Eine Räuberbande? Oder ... “
    Ein Schmerzensschrei zerriss die Stille der Nacht. Mehrere Männer schreckten aus dem Schlaf hoch, die Wachtposten fuhren herum. Wieder drang ein Schrei aus dem Zelt, wo die Verwundeten lagen. Ross sprang auf, zog sein Schwert und rannte hinüber. Als er die Klappe beiseitegeschoben hatte, blieb er wie festgewurzelt stehen.
    Flackernde Fackeln warfen Licht und Schatten auf eine Szene, die der Hölle zu entstammen schien. Die verrauchte

Weitere Kostenlose Bücher