Das Herz des Loewen
würde es meine Kampfkraft erheblich schwächen.“
„Ich schwöre es, bei der Seele meiner Mutter.“ Das schien ihn zu beruhigen, denn er nickte und wandte sich zu den Sutherlands.
„Kommt, wir wollen diesen Schurken eine böse Überraschung bereiten.“
„Aye!“, erklang ein leiser einstimmiger Ruf, während sie die Plaids ablegten und zu den Waffen griffen.
Megan zuckte zusammen, als ein ohrenbetäubender Kriegsschrei aus Ross’ Kehle drang, von seinem improvisierten Heer wiederholt wurde und von den Bergen widerhallte. An einen Felsblock gepresst, beobachtete sie, wie der kleine Trupp über das Plateau stürmte. Schwerter und Speere glänzten im Licht der Nachmittagssonne. Die Feinde waren so verblüfft, dass zwei auf der Stelle getötet wurden. Und die anderen richteten ihr Augenmerk auf die neue Bedrohung, vergaßen ihre ursprünglichen Gegner. Sofort fielen die Carmichaels über ihre Angreifer her, die - zwischen zwei Fronten eingekeilt - schreiend die Flucht ergriffen.
Zwei Männer, die den Rückzug anführten, weckten Megans Interesse. Der eine überragte die anderen um Haupteslänge, der andere war kleiner, aber kostbarer gekleidet. Comyn und sein Söldnerhauptmann, dachte sie. Wie hieß er doch gleich?
Haken oder Hakor oder so ähnlich. Ein- oder zweimal hatte er Curthill aufgesucht, aber meistens blieb er auf Shurr More, um den Turm in Comyns Abwesenheit zu verteidigen.
Verdammt, könnte sie doch Flügel ausbreiten, hinter den beiden Bastarden herjagen und sie aufhalten, bis die Sutherlands sie eingeholt und entlarvt hätten ... Nichts anderes würde Ross von Comyns Schuld überzeugen.
Aber das niederträchtige Paar sprengte den Berghang hinab und verschwand zwischen den Bäumen. Einige Nachzügler kämpften noch gegen die Sutherlands und Carmichaels, wurden indes schnell in die Flucht geschlagen. Schaudernd wandte sich Megan vom Schlachtfeld ab. Neue Ängste trübten ihre Siegesfreude. Ihr Blick suchte die hohen Berge ab, wo Siusan wartete, allein und verletzlich, voller Vertrauen auf die Schwester, die sie retten würde.
Megan konnte das beklemmende Gefühl nicht abschütteln, dass ihr die Zeit davonlief.
„Alles still“, bemerkte Owain, als Ross sich zu ihm ans Lagerfeuer setzte.
„Zu still.“ Beunruhigt spähte Ross ins Dunkel jenseits des Lichtscheins, den ein Ring aus rauchenden Fackeln verbreitete. In einer grasbewachsenen Senke unterhalb des Schlachtfeldes hatten sie hastig ihr Lager aufgeschlagen. Neben jeder Fackel stand ein Carmichael-Krieger, mit dem Rücken zur Flamme und hielt Wache. Ganz in der Nähe lauerte der Feind. Um das zu spüren, brauchte Ross nicht jene ausgeprägten Instinkte, die Megan besaß.
„Immerhin haben wir eine ganze Menge getötet“, betonte Owain.
„Aye, aber wir sind nicht unbeschadet davongekommen.“ Ross blickte zum Zelt hinüber, wo Megan die Verwundeten pflegte. So große Sorgen ihm ihre Anwesenheit auch bereitete, er musste sich widerstrebend eingestehen, dass ihre Fähigkeiten gebraucht wurden. „Sieben Männer trugen geringfügige Schnittwunden davon, Lucais ist immer noch bewusstlos - und Andrews Arm bis auf den Knochen gespalten. Wahrscheinlich wird er ihn verlieren. Das hat Davey zumindest gesagt.“
„Oh Gott..." Owain runzelte die Stirn und starrte ins Feuer. „Hätte ich Euch nur früher erreicht!“, flüsterte Ross.
„Und wir hätten nicht angreifen dürfen. Das versuchte ich, Andrew klarzumachen, aber Ihr kennt ihn ja.“
„Er kann seine Ungeduld einfach nicht bezähmen.“ „Bedauerlicherweise hielt er die Bastarde für gewöhnliche Räuber, doch dafür waren sie zu gut bewaffnet. Alle trugen Helme und Kettenhemden im englischen Stil, und der große Kerl, der sie anführte, hatte eine Rüstung an. Die meisten schwangen Schwerter und Schilde statt der Lochaber-Äxte und Speere, die Eure Männer aus Larig bevorzugten.“
„Also Söldner ...“ Aber in wessen Dienst standen sie? Ross blickte zu seinem einzigen Gefangenen hinüber, der gefesselt und ziemlich übel zugerichtet war. Wie der arme Lucais musste er erst noch zur Besinnung kommen. „Erzählt mir alles, Owain.“ Nach dem Kampf hatten sie erst einmal die Verwundeten versorgt, das Lager aufgeschlagen und deshalb wenig Zeit für Gespräche gefunden.
„Lucais führte uns zur Höhle. Da das Gewitter gerade seinen Höhepunkt erreichte, dauerte es eine Weile, bis wir uns alle durch den Sturm gekämpft hatten. Der Junge erzählte, Mistress Megans Pferd sei
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