Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
Vom Netzwerk:
Und Lion sah nicht, wer den Pfeil auf ihn abschoss, denn die Spitze traf ihn in den Rücken.“ „Als Siusan nach Curthill zurückkehrte - stellte sie ihren Vater und Comyn nicht zur Rede?“
    „Nein. Anfangs wurde sie von ihrer Trauer überwältigt. Mary musste ihr ein Schlafmittel verabreichen. Erst dann konnte man den Toten aus Siusans Armen lösen. Die ganze nächste Woche verbrachte sie in ihrem Gemach, lag im Bett, das Gesicht zur Wand gedreht, völlig versunken in ihrem Kummer. Eines Tages bemerkte Megan, dass ihre Schwester guter Hoffnung war. Das rüttelte Siusan endlich auf. Sie hatte ihren Liebsten verloren, aber sein Kind behalten.“
    „Es hätte auch meine Eltern getröstet, wären sie verständigt worden“, entgegnete Ross in scharfem Ton. „Hätte Siusan uns doch nur aufgesucht... “
    Verächtlich schnaufte Brita. „Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass der Mann, der sogar dem König trotzte und Eammon angriff, dessen Tochter freundlich begrüßt hätte.“
    Das vermochte Ross nicht zu bestreiten. Damals war Lionel von seiner Trauer besessen und unvernünftig gewesen. Und jetzt? Würde er Megan willkommen heißen, wenn er erfuhr, ein Sutherland habe Lions Tod beobachtet? Der Mörder musste endlich entlarvt werden. „Wurde Siusan von Eammon oder Comyn bedroht? Floh sie deshalb aus Curthill?“
    „Nein. Aber sie fürchtete die beiden. Denn sie dachte, sie hätte ihren Verdacht gegen Comyn und ihren Vater irgendwie verraten. Sie hatte Angst, man könnte sie töten - und ihr Kind. “
    „Wusste Megan das alles?“ Als Brita den Kopf schüttelte, atmete er auf. Wenigstens in dieser Hinsicht hatte seine Frau ihn nicht belogen. „Aber Siusan steht ihr so nahe. Warum hat sie sich ihrer Schwester nicht anvertraut?“
    „Wenn du das fragst, kannst du unsere Meg nicht besonders gut kennen. Sie hätte Comyn sofort angeklagt.“
    „Ja, das stimmt.“
    „Wenn du meine Meinung hören willst - ich halte Comyn für den Schuldigen. Er starrte Siusan so merkwürdig an, wann immer er sich unbeobachtet glaubte. Das fiel mir auf, als ich Curthill zum letzten Mal besuchte.“
    Ross lehnte sich in seinem Stuhl zurück und holte tief Atem. „Könnte ich doch endlich herausfinden, was wirklich geschehen ist!“
    Im Kilphedir-Turm schrie ein Kind. Comyn verbarg sich im Schatten des armseligen Verteidigungswalls und blickte zu einer der Fensteröffnungen im Oberstock hinauf. Dort wanderte eine Frau hin und her, die irgendetwas an ihre Brust drückte. Ein Säugling in Kilphedir? Sicher nicht das Balg einer Magd, denn das würde man im Dienstbotenquartier beherbergen ...
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitzschlag. Carmichaels Kind! Schon bald nach jener Clansversammlung musste sie sich dem verfluchten Tiefländer hingegeben haben. Von wildem Hass erfüllt, biss Comyn die Zähne zusammen, als er sich seine Siusan vorstellte, nackt in den Armen eines anderen.
    Wieder schrie das Kind, und seine Augen verengten sich. Sobald Siusan ihm gehörte, würde er es ertränken.
    Geduckt schlich er hinter den Turm, wo der Felsen fast senkrecht abfiel. Hier würde wohl kaum ein Wachtposten stehen, weil man sicher annahm, an dieser Seite wäre die Burg uneinnehmbar. Lächelnd streifte er das zusammengerollte Seil mit dem Enterhaken von der Schulter. Ein solches Werkzeug war für Piraten unentbehrlich, wenn sie ein Schiff auf hoher See kapern wollten. Und am Vortag hatten seine Männer die Taue sehr nützlich gefunden, als sie die steilen Felsen bei Larig hinaufgeklettert waren, um die arglosen Carmichaels in eine Falle zu locken. Jetzt würde er die Mauer von Kilphedir hinaufsteigen.
    Als er auf dem Außenwall stand, blickte er in ein Schafgehege hinab. Er sprang hinunter, und die Tiere blökten, boten ihm aber eine gute Deckung. Unbemerkt schlich er zu dem Wächter, der herbeieilte, um zu sehen, was die Herde erschreckt hatte. Lautlos brach er zusammen, Comyns Dolch im Rücken.
    Alles Weitere war ein Kinderspiel. Comyn wartete noch eine Weile im Schafgehege, um sicherzugehen, dass das Geblöke niemand anderen herbeilockte. Dann rannte er durch den Hof und warf den Enterhaken zum Sims einer dunklen Fensteröffnung an der Rückfront des Turms hinauf.
    Das Balg schrie nicht mehr, während er durch den Gang zur Treppe eilte. Doch da er in einem ähnlich gebauten Turm aufgewachsen war, fiel es ihm nicht schwer, das richtige Gemach zu finden.
    Megan beugte sich gerade über die Wiege, als die Tür aufflog. Entsetzt wandte sie

Weitere Kostenlose Bücher