Das Herz des Mörders (17) - Imitation in Death (Death 17)
Haar-, Gesichtsbehandlungen waren erstaunlich hoch.
Ein seltsamer und trauriger Kreislauf, überlegte Eve.
»Sie hat sich ein hübsches Nest in einem sehr hässlichen Baum gebaut«, stellte sie Peabody gegenüber fest. »Ich habe keine Gespräche oder andere Nachrichten von irgendeinem Jack oder einem anderen Kerl entdeckt. Sie war nicht verheiratet und hatte auch keine eingetragene Partnerschaft?«
»Nein, Madam.«
»Am besten sprechen wir mit ihrer Bewährungshelferin. Sie kann uns sicher sagen, ob es einen Menschen gab, dem sie besonders nahe stand oder den sie vielleicht verlassen hat. Allerdings glaube ich kaum, dass wir ihn in dieser Ecke hier finden.«
»Dallas, ich habe den Eindruck, dass das, was er mit ihr gemacht hat … ich habe den Eindruck, dass das eine persönliche Geschichte war.«
»Den habe ich auch.« Eve sah sich noch einmal in dem Zimmer um. Ordentlich und mädchenhaft zeigte es das verzweifelte Bemühen um ein Mindestmaß an Eleganz und Stil. »Ich denke, dass es sogar sehr persönlich war, dass es aber nicht speziell um Jacie ging. Er hat eine Frau getötet, eine Frau, deren Beruf es war, ihren Körper zu verkaufen. Er hat sie nicht nur umgebracht, sondern ihr obendrein den Teil herausgeschnitten, der symbolisch für ihre Arbeit stand. Es ist nicht besonders schwer, um diese Zeit in dieser Gegend eine Prostituierte aufzutreiben. Er hat also den Ort und auch den Zeitpunkt mit Bedacht gewählt. Eine Kostprobe von
seiner Arbeit«, murmelte sie leise. »Das ist alles, was sie für ihn war.«
Sie trat mit zusammengekniffenen Augen vor das Fenster und stellte sich die Straße, die Gasse, das Gebäude vor, wo sie Jacie gefunden hatten. »Vielleicht hat er sie gekannt oder vorher schon einmal gesehen. Vielleicht war es auch reiner Zufall, dass er gerade sie genommen hat. Aber er war auf jeden Fall bereit. Er hatte die Waffe und das Schreiben sowie irgendetwas - eine Tasche, eine Tüte, einen Koffer - bei sich, worin er frische Kleider hatte, weil er sich nämlich sicher umgezogen hat. Schließlich muss er nach der Tat über und über mit Blut bedeckt gewesen sein.
Sie ist mit ihm in die Gasse gegangen«, fuhr Eve nachdenklich fort. »Es war heiß, es war spät, die Geschäfte liefen nicht besonders gut. Aber plötzlich bot sich eine letzte Chance, vielleicht ein letzter Job, bevor sie endlich Feierabend machen konnte. Sie war durchaus erfahren, schließlich hat sie diesen Job zwanzig Jahre lang gemacht, aber sie sah ihm nicht an, dass er gefährlich war. Vielleicht war sie betrunken, oder vielleicht hat er einfach okay auf sie gewirkt. Außerdem war sie die Arbeit auf der Straße nicht gewohnt und hatte deshalb sicher nicht die notwendigen Instinkte.«
Sie war eher das gute Leben gewohnt, dachte Eve, die sexuellen Launen der diskreten Mitglieder der so genannten Oberschicht. Chinatown war ihr bestimmt wie ein völlig fremder Planet erschienen.
»Sie stand mit dem Rücken an der Wand.« Eve konnte es deutlich vor sich sehen. Das aufgetürmte, schwarze, silbrig schimmernde Haar, das grelle Komm-schongroßer-Junge-Rot ihres BHs. »Sie dachte, sie bräuchte
die Kohle für die Miete, oder hoffte, er würde sich beeilen, denn ihr taten bestimmt die Füße weh - Himmel, diese Schuhe, die sie anhatte, haben sie sicher beinahe umgebracht. Sie war hundemüde, aber sie wollte noch diesen einen Job durchziehen, bevor sie Feierabend machte.
Als er ihr plötzlich die Gurgel durchgeschnitten hat, war sie vor allem überrascht. Es muss schnell und sauber abgelaufen sein. Ein schneller Schnitt von links nach rechts, quer über die Drosselvene. Das Blut hat wahrscheinlich wie wahnsinnig gespritzt. Bevor ihr Hirn auch nur begriff, was mit ihr passierte, war sie auch schon tot. Für ihn jedoch fing damit alles erst richtig an.«
Sie wandte sich erneut dem Zimmer zu und blickte auf die Kommode mit dem billigen Schmuck, den teuren Lippenstiften, den Parfüms - Imitationen teurer Nobelmarken, um sie daran zu erinnern, dass es eine Zeit gegeben hatte, in der sie in dem echten Duft gebadet hatte, und dass diese Zeit, verdammt noch mal, bald wieder kommen würde, überlegte sie.
»Er hat sie auf den Rücken gedreht und die Frau aus ihr herausgeschnitten. Er hatte eine Tasche oder so dabei, um das zu transportieren, was er ihr genommen hat. Dann hat er sich die Hände abgewischt.«
Auch ihn konnte sie deutlich vor sich sehen, wie er in der schmutzigen Gasse kauerte und mit bluttriefenden Händen Ordnung
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