Das Herz des Südens
Äpfel.
»Die Fische kosten nichts«, sagte er. »Mein Vater, er hat gesagt, ich habe zu viel für die Palmherzen genommen.« Er sah weder Cleo noch Josie an. »Also, die Fische sind unsere Wiedergutmachung, damit Madame Emmelines Bücher wieder stimmen.«
Er war so peinlich berührt, dass sie vergaß, wie dumm sie sich vorgekommen war, als sie sich das letzte Mal getroffen hatten. Aber Josie beschloss trotzdem, vorsichtig zu sein mit dem, was sie bezahlte. Sie hatte die lästigen Zahlen aus den Rechnungsbüchern fast schon wieder vergessen, aber sie erinnerte sich an die fünf Cent für einen Korb, und das nahm sie als Anhaltspunkt. Als sie um die Hühner feilschte, ignorierte sie Cleos Zeichen, und schließlich zählte sie Phanor die Münzen in die Hand.
»Noch eins, Mademoiselle«, sagte er, während er auf den Wagen kletterte. »Meine Schwester hat einen Kuchen gebacken, weil Sie doch morgen so viel Besuch bekommen.« Phanor reichte ihr einen großen, runden Kuchen, der in einen Mehlsack eingewickelt war.
»Das ist sehr nett von Ihrer Schwester. Merci, Monsieur DeBlieux.«
Er rückte den Hut auf seinem Kopf zurecht und lächelte sie an. »Sagen Sie doch Phanor.«
»Vielen Dank, Phanor.«
Während Cleo und Ellbogen-John die Vorräte verstauten, spazierte Josie die Eichenallee hinunter, setzte sich ans Ufer und sah für ein Weilchen dem Mississippi zu, der an ihr vorbeiströmte. Schlammig und braun, mit Baumstämmen und Müll in seinen Fluten, war er lange nicht so schön wie der Cane River. Josie war zweimal dort gewesen, um die Chamards zu besuchen. Auch dieser Teil der Familie würde morgen hier sein.
Zum ersten Mal seit dem Morgengrauen hatte Josie Zeit, an ihre Mutter zu denken. Ihre Augen … es war, als hätte man das Licht in ihren Augen ausgeblasen. Nur ihr goldenes Haar hatte geglänzt wie vorher.
Josie umarmte ihre Knie und stellte sich den gestrigen Morgen vor, als sie mit ihrer Mutter in der Gartenlaube gesessen hatte. Mamans Füße standen auf dem roten Schemel, und in ihrem Bauch bewegte sich ein kleiner Bruder. Jedenfalls hatten sie das gedacht. Josie wünschte, sie hätte ihre Mutter fragen können, was sie mit ihren letzten Worten gemeint hatte. Ging es um Papa, dem sie nicht vergeben konnte? Aber was konnte sie ihm nicht vergeben?
Eine Stunde verging, und die Sonne verdrängte die Schatten, wo Josie saß. Immer wieder hatte ihre Mutter sie ermahnt, nicht in die Sonne zu gehen, weil sie so leicht Sommersprossen bekam.
Ich hätte besser auf sie hören sollen, und ich hätte mir mit dem Sticken mehr Mühe geben sollen.
Ein aufgedunsener Hundekadaver trieb am Ufer vorbei, und Josie hielt sich die Nase zu. Sie hatte noch viel zu tun, sie musste zurück ins Haus.
Papa stand auf der Veranda und winkte Josie zu sich. Jetzt war er frisch rasiert und roch gut, und er küsste Josie und sah sie eindringlich an.
»Du hast ja ganz rote Augen, Kind.«
Da brach sie wieder in Tränen aus, und Papa zog sie an sich. Er strich ihr übers Haar, und Josie erinnerte sich, wie Bibi ihn in der Nacht gestreichelt hatte und wie er sie umarmt hatte. Sie hatte nie gesehen, dass ihr Vater ihre Mutter so umarmt hatte. Aber diese Gedanken verwirrten sie nur, und sie hatte jetzt keine Zeit dafür.
So saß sie mit ihrem Vater auf der Veranda und hörte den Zimmerleuten zu, die mit dem Sarg durchs Haus polterten. Sie taten so, als hörten sie nichts, als die Männer eine Lage Holzkohle auf den Boden des Sargs schütteten. Dann war alles still, und Josie versuchte, sich nicht vorzustellen, wie sie ihre Mutter jetzt in den Sarg hoben.
Nach einem späten Abendessen trugen Papa, Grand-mère Emmeline und Josie jeder eine Kerze in den Salon, wo der Sarg aufgestellt worden war. Ursuline und Grand-mère hatten die Holzkohle mit einer Schicht cremefarbener Seide ausgepolstert, und sie hatten Maman ihr blaues Lieblingskleid angezogen. Rund um ihren Körper hatten sie Rosen und Gardenien gesteckt, die unmittelbar vor der Beerdigung noch einmal durch frische Blüten ersetzt werden würden.
Und so begann die Nachtwache. Dr. Benet und Pater Philippe waren bei ihnen, und bald würden auch die nächsten Nachbarn kommen, Monsieur Cherleu und die Cummings.
»Ihren Rosenkranz, Josephine.« Grand-mère wollte, dass sie ihrer Mutter den Rosenkranz in die Hand legte, die jetzt steif und noch kälter war als in der Nacht. Josie zögerte.
»Lass mich das machen«, sagte Papa.
Grand-mère verzog das Gesicht und schüttelte ihr
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