Das Herz des Südens
und einen Teller mit Schinken und Brot. »Setz dich, Kind. Wenn du nichts isst, wirst du noch krank.«
»Wo ist Cleo?«
»In der Wäscherei. Du bleibst hier auf der Veranda sitzen, da bekommst du frische Luft. Ich schicke Cleo zu dir, sie muss auch etwas essen.«
»Was macht Papa?«
»Ellbogen-John richtet ihm gerade ein Bad, du kannst ihn später sprechen.«
Bis zum Nachmittag hatte Josie das Haus mit provisorischen Betten ausgerüstet. In der Scheune hatten jede Menge Bettgestelle gestanden, die nur noch zusammengezimmert werden mussten. Bei einigen Betten war das Bettzeug etwas zerschlissen, aber jedes hatte ein ordentlich aufgeschütteltes Kopfkissen und ein Moskitonetz.
Im Küchenhaus fand Josie ihre Großmutter. Grand-mère hatte die Ärmel aufgekrempelt und trug eine Schürze über ihrem schwarzen Kleid. Sie konnte den Kuchenteig genauso gut ausrollen wie Louella, und morgen würden sie mehr Essen brauchen, als eine Köchin jemals herstellen konnte. Schweißperlen waren auf ihrer Stirn und ihrer Oberlippe zu sehen, aber ihre Baumwollhaube saß fest, sodass keine einzige Haarsträhne zu sehen war.
Louellas zwei Küchenmädchen eilten hin und her, und Josie suchte sich einen Platz in der Ecke, wo sie nicht im Weg herumstand.
»Mémère, die Betten sind fertig.«
Grand-mère reichte ihr einen Korb mit Pecannüssen. »Die müssen geknackt und geschält werden.«
Louella band Josie eine Schürze um und drückte ihr einen Nussknacker in die Hand, während Grand-mère einen Paste-tenteig mit Wurstmasse und Kartoffeln füllte, bevor sie den nächsten Teigboden ausrollte.
»Morgen, Josephine, wirst du Gastgeberin für eine große Anzahl von Leuten sein. Natürlich kommt die Familie, auch die Chamards vom Cane River. Aber es werden auch einige von den Neuankömmlingen da sein, diesen Américains ,um uns ihre Aufwartung zu machen.«
»Aber mein Englisch ist nicht besonders gut, Mémère.«
»Du solltest inzwischen begriffen haben, dass die meisten Leute eine Frau dann bezaubernd finden, wenn sie zuhört, nicht wenn sie spricht, Josephine.« Grand-mère ließ sich die Schüssel mit dem Zucker geben. »Ich möchte, dass du dich besonders um die Johnstons kümmerst«, sagte sie dann. »Sie haben ein großes Haus dort, wo früher die Rénards gelebt haben. Louella, wo ist denn der Zimt?«
»Ich hole ihn«, sagte Josie.
»Mr Johnston wird nächstes Frühjahr Zuckerrohrschösslinge brauchen, um die neuen Felder zu bestellen«, sagte Grand-mère. »Und ich will, dass er sie bei uns kauft. Dein Vater hat letzten Winter wieder sehr viel beim Spielen verloren, und wir brauchen das Geld. Also wirst du bitte dafür sorgen, dass die ganze Familie Johnston sich bei uns willkommen und gut aufgehoben fühlt.«
Josie drückte so fest zu, dass die Nuss zerquetscht wurde. Grand-mère konnte an nichts anderes denken als ans Geschäft. Jetzt erwartete sie auch noch, dass Josie bei der Beerdigung ihrer Mutter geschäftliche Verbindungen knüpfte. Ich werde nie so herzlos, niemals, schwor sich Josie.
Cleo kam herein und knickste vor Madame Emmeline. »Monsieur DeBlieux ist da, Madame. Der Sohn, meine ich.«
»Gut. Ich habe nach ihm schicken lassen, weil ich noch einige Vorräte brauche. Josie, geh und sieh dir an, was er mitgebracht hat. Wir brauchen alles, was wir bekommen können.« Und während sich Josie die Hände abwischte, fügte sie noch hinzu: »Und pass auf deine Geldbörse auf.«
Diesmal würde sie sich nicht zum Narren machen, schwor sich Josie. Er war nur ein Cajun, egal wie gut er aussah. Sie streckte die Hand nach Cleo aus. »Ich nehme das Geld.«
Sie fanden ihn im schattigen Souterrain stehen, und diesmal hatte er sich nicht an die Säule gelehnt. Phanor nahm den Hut ab, als er Josie erblickte.
Sie betrachtete eingehend sein ernstes Gesicht, fand aber keine Spur von dem spöttischen Amüsement, das sie beim letzten Mal in seinen Augen gesehen hatte.
»Mademoiselle, darf ich Ihnen mein Beileid aussprechen?«
Josie deutete ein Nicken an.
»Meine Maman ist Anfang des Jahres von uns gegangen«, sagte er. »Ich weiß, was für einen Verlust Sie erlitten haben.«
»Merci, Monsieur. Und nehmen Sie bitte auch mein Beileid an.«
Es entstand ein unangenehmer Moment der Stille, dann sagte Josie: »Nun, was haben Sie uns denn mitgebracht, Monsieur?«
»Ich habe alles im Wagen, dort unter dem Baum. Wollen Sie es sehen?«
Er deckte die Körbe auf und zeigte ihr Hühner, Fische, Erbsen, Eier, getrocknete
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