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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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schwarzes Taschentuch aus.
    »Ich schaffe das schon, Papa.«
    Pater Philippe sprach ein Gebet, und sie bekreuzigten sich. Dann hob Grand-mère Emmeline ihre Kerze und ging in ihrer steifbeinigen Art aus dem Zimmer. Papa kniete neben dem Sarg und stützte seine Stirn auf die gefalteten Hände.
    Josie starrte ihre Mutter an, die im Kerzenlicht so blass aussah. Die Falten rund um ihren Mund waren verschwunden, und sie sah jung und friedvoll aus. Nie mehr würde sie ungeduldig mit Josie sein, wenn ihr das Nähen Mühe machte. Nie mehr würde sie zornig auf Papa sein, oder gemein zu Cleo und Bibi.
    Josie legte ihre Hand über die Augen. An diese Sachen will ich mich nicht erinnern. Maman war schön, und sie war eine echte Dame. Sie dachte an Grand-mères kluges, aber hartes Gesicht, wenn es um die Geschäfte der Plantage ging. So wollte sie nicht werden. Sie wollte so werden wie ihre Maman.
    Und doch, dachte sie, war Maman nicht glücklich gewesen, und sie war auch nicht freundlich gewesen. Ihr Herz war nicht so groß gewesen wie das von Papa. Es musste doch möglich sein, eine Dame zu werden und trotzdem so zu sein wie Papa …

5
    Josie besaß kein schwarzes Kleid. Das letzte Mal, als es in der Familie einen Todesfall gegeben hatte, war Onkel Augustine gestorben, Papas älterer Bruder. Er war im Fluss ertrunken. Josie war inzwischen fast fünfzehn Zentimeter gewachsen. Grand-mère holte Mamans schwarzes Seidenkleid aus dem Schrank und hielt es Josie hin.
    »Probier das mal.«
    Bibi half Josie aus ihrem Kleid und in das schwarze Kleid hinein. Die Knöpfe am Rücken reichten nicht einmal bis zu Josies Schulterblättern, und der Saum ging kaum bis hinunter zu den Knöcheln. Grand-mère schnaubte wütend.
    »Na dann, warte hier.«
    Sie kam zurück mit einem Kleid aus ihrem eigenen Schrank. Der Seidentaft war so alt, dass die schwarze Farbe einen Rotstich bekommen hatte. Josie rümpfte die Nase, als sie den Geruch von Zedernholz wahrnahm, aber sie zog das Kleid gehorsam über den Kopf.
    Es hing unförmig um ihre Figur, und der Rock schleifte über den Boden. Tränen traten ihr in die Augen, aber sie wagte nicht, sie ihrer Großmutter zu zeigen.
    »Nach dem Frühstück setzt du dich mit mir hin und nähst den Saum um, Josephine. Das sollte nicht länger dauern als eine halbe Stunde. Und am Busen machst du dir ein paar Abnäher.«
    Grand-mère eilte weiter, die Pflicht rief, und Josie konnte sich endlich gehen lassen. Sie weinte so bitterlich, als hätte das Kleid ihr das Herz gebrochen.
    »Josie, Josie«, sagte Bibi tröstend, »ich helfe dir mit dem Kleid.«
    »Es stinkt, Bibi! Wie kann ich die Leute hier in einem Kleid empfangen, das so fürchterlich riecht?«
    »Wasch dir das Gesicht, geh frühstücken, und ich hänge das Kleid raus und lasse es vom Wind ordentlich durchpusten. Und dann frage ich Louella, was man da machen kann.«
    Bevor Josie die ersten Gäste begrüßen musste, hatte Bibi das Kleid gelüftet, Josie hatte es gekürzt und enger gemacht, und Cleo hatte es mit einem feuchten Tuch mit Lavendelwasser gedämpft. Cleo half Josie mit den Haaren und dem rötlich schwarzen Kleid. Zu zweit standen sie vor dem großen Spiegel und starrten das Kleid an.
    Das dunkle Gewand hatte alle Farbe aus Josies Gesicht weichen lassen und machte ihre haselnussbraunen Augen grau. Die Sommersprossen auf ihrer Nase waren durch den Puder zu sehen, und Cleo hatte ihr aus Versehen eine Locke versengt. Josie war sicher, dass sie im ganzen Leben noch nicht ein einziges Mal so furchtbar ausgesehen hatte. Für einen Augenblick sehnte sie sich nach Grammy Tulias Hütte, nach einem sicheren Ort, wo man sie nicht finden würde, bis alle Fremden wieder verschwunden waren.
    »Eins noch«, sagte Cleo. Sie verließ das Zimmer für einen kurzen Augenblick und kam mit Mamans Parfüm zurück. Sie gab je einen Tropfen auf Josies Hals und Ellenbeuge, dann zögerte sie einen Moment, entschloss sich aber doch, auch noch ein wenig auf das Kleid zu sprengen. »Das hilft«, sagte sie.
    Josie traf ihre Großmutter vor dem Haus unter den Eichen. Die Dienstboten hatten Tische aufgestellt, eine lange Reihe von der Haustür bis zur Straße. Die zwei Reihen von Bäumen ließen den Windhauch vom Fluss durch, und ihr Blätterdach überschattete den Weg. Thibault schaute unter die Tischdecken, während Ellbogen-John, frisch gewaschen und gekämmt, die Frauen beaufsichtigte, die die Tische mit Porzellan und Gläsern deckten.
    »Thibault«, fragte Josie, »was machst

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