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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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du denn da?«
    Thibault ließ den Kopf hängen.
    »Alles in Ordnung, Thibault, du hast nichts falsch gemacht. Kannst du dich noch an mich erinnern?« Sie war so lange nicht mehr drüben in den Unterkünften gewesen.
    Er hob den Kopf und strahlte sie an. »Du Josie!«
    Josie warf einen schnellen Seitenblick auf Grand-mère, aber die hatte nichts gehört. »Du musst sagen, Mamsell Josie, Thibault. Was suchst du denn unter den Tischen?«
    »Muss aufpassen auf Schlangen.« Er zeigte ihr die Astgabel, die er in der Hand hielt. »Wenn ich Schlange sehe, rufe ich Ellbogen-John, der macht sie tot.«
    »Dann pass gut auf, Thibault.«
    Der Dampfer ließ sein Pfeifen ertönen, und Josie drehte sich um. Noch zehn Minuten, dann würde er anlegen, und die ersten Gäste würden eintreffen. Vom Garten her winkte ihr Grand-mère mit einem Finger. Als sie an der Marienstatue vorbeiging, knickste Josie kurz, dann schloss sie sich ihrer Großmutter an, die in der rosenbedeckten Laube stand.
    Grand-mère sah sie von oben bis unten an. »Kann man so lassen«, sagte sie. »Ich möchte, dass du hier sitzen bleibst, bis das Mittagessen serviert wird. Die Leute wollen kondolieren, und du wirst sie hier empfangen.« Sie machte schon wieder Pläne, wie immer, dachte Josie unwillig. Aber gut, der Rosenduft würde helfen, den Zedernduft zu überdecken, der immer noch von ihr ausging.
    Ein kleiner Dampfer kam über den Fluss getuckert und näherte sich dem Ufer. Einige Personen stiegen eilig aus, und man hörte bis in die Gartenlaube die Stimme des ältesten Mannes, der Anweisungen gab, wann man später wieder abgeholt werden wollte.
    »Das sind die Américains, von denen ich dir erzählt habe«, sagte ihre Großmutter. »Monsieur Johnston, und seine Frau ist die mit dem albernen Hut. Die Kinder: Albany, siehst du ihn, der dickliche junge Mann mit dem hellen Haar? Und dann Abigail. Es schadet nichts, wenn du dich ein bisschen mit ihr anfreundest, auch wenn sie englisch spricht.«
    Einer nach dem anderen kamen die Besucher und machten Josie in der Gartenlaube ihre Aufwartung. Nachdem sie einander vorgestellt worden waren, blieb Abigail Johnston bei Josie, um ihr Gesellschaft zu leisten, während Freunde und Geschäftspartner der Familie bei ihr haltmachten, um ihr Beileid auszusprechen. Josie nickte, bedankte sich und zählte die Minuten, bis die Förmlichkeiten vorüber sein würden. Sie hatte schreckliches Kopfweh und wünschte sich nur, Abigail möge verschwinden.
    Die Américaine hatte Josie vom ersten Augenblick an irritiert. Abigail trug ein sehr modisches graues Seidenkleid mit weißen Bordüren. Ihr blondes Haar war hochgesteckt, und sie trug ein graues Spitzenkäppchen. Neben ihr spürte Josie noch viel mehr, wie schäbig sie gekleidet war.
    Mamans Schwester Marguerite, sehr elegant in schwarzer Spitze, aber mit roten, verweinten Augen, betrat die Rosenlaube. »Meine liebe Josephine«, brachte sie gerade noch hervor, bevor die Trauer sie übermannte. Sie setzte sich neben Josie und hielt ihre Hand, während sie um Fassung rang. Dann tupfte sie sich die Augen trocken und putzte sich die Nase. »Du musst dich ganz auf mich verlassen, Josephine«, fuhr sie mit rauer Stimme fort. »Ich werde versuchen, dir eine Mutter zu sein, wann immer du mich brauchst.« Sie küsste Josie auf die Wange, und dann schloss sie sich, das Taschentuch immer noch an die Nase gedrückt, ihrem Mann an, der zwischen den Rosenbeeten auf sie gewartet hatte.
    Tante Marguerites echter Kummer ließ Josie ihre eigene Trauer besonders deutlich spüren. Abigail schien davon aber nichts zu bemerken. »Wir Amerikaner«, plapperte sie weiter, »streichen unsere Häuser in der Regel weiß. Aber euer kleines Haus ist grün, gelb und rot gestrichen. Und das Haus der Oulettes auf der anderen Seite des Flusses, gleich uns gegenüber, ist auch so, ich glaube, sie haben sogar vier Farben verwendet. Sehr originell, wirklich, fast ein bisschen fremdartig.«
    Begriff sie eigentlich nicht, dass sie hier die Fremde war? Die seltsamen Geschichten, die man sich über die Américains erzählte, schienen wirklich der Wahrheit zu entsprechen. Als Cleo kam, um sie zum Essen zu rufen, glaubte Josie, nun wäre sie gerettet, aber ihre Großmutter dachte nach wie vor ans Geschäft und setzte die Johnstons so, dass Josie ganz von ihnen eingeschlossen war.
    Das schwarze Kleid war entsetzlich schwer, und der Schweiß lief ihr in Strömen an beiden Seiten hinunter. Der Schatten und der Windzug unter den

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