Das Herz des Südens
ging. Meine liebe Josephine, Sie müssen doch wissen, was ich für Sie empfinde!«
Ohne lange nachzudenken, fuhr sie ihn an: »Empfinden? Ich habe von Ihnen noch nicht viel Gefühl zu spüren bekommen.«
Albanys schmerzverzerrtes Gesicht zeigte ihr, wie sehr sie ihn verletzt hatte. Er wandte ihr den Rücken zu und starrte ins Feuer, einen Arm auf den Kaminsims gestützt.
Oh, Mutter Maria, ich habe es wirklich nicht bemerkt. War sie so sehr in ihren eigenen Gefühlen aufgegangen, dass sie die seinen nicht hatte spüren können? All die Nachmittage, an denen er sie und Abigail begleitet hatte … und sie hatte gedacht, er erfülle nur eine lästige Pflicht. Sie hatte es nicht sehen wollen.
Sie besänftigte ihren Ton. »Es ist nur …« Er sah sie nicht an. Sie war wirklich unverzeihlich selbstsüchtig gewesen. Ehrlich zerknirscht sagte sie: »Sie erweisen mir eine große Ehre, und ich danke Ihnen wirklich dafür.«
»Aber?«, fragte er mit flammendem Blick.
»Es tut mir leid, Albany, aber ich möchte Sie nicht heiraten.«
Albany warf ihr über die Schulter einen Blick zu. Seine Stimme war heiser, als er fragte: »Und warum nicht, Josephine?«
Ihr Zorn flammte wieder auf und übermannte ihr schlechtes Gewissen. Wie kam er dazu, sie zu drängen? Was konnte sie ihm denn schon sagen? Dass sie ihn nicht begehrte, ihn nicht küssen wollte, keine Kinder mit ihm haben wollte? Dass er langweiliger war als Handarbeiten, fetter als Louellas preisgekröntes Schwein, dass er selten einen Scherz machte und überhaupt keinen Humor hatte? Sie kämpfte mit sich. Dieses Gespräch machte sie wirklich wütend, aber wie auch immer, er hatte eine höfliche Antwort verdient.
»Albany, verstehen Sie, ich liebe Sie nicht.« So, das war es. Freundlicher konnte sie es ihm einfach nicht sagen.
Als hätte diese Begründung ihm neuen Mut eingeflößt, trat er mit eifrigen Schritten vom Feuer weg. »Aber Josephine, das ist doch nur natürlich in Ihrem zarten Alter. Sie wissen noch nichts von Liebe. Es zeigt doch nur, dass Sie aus guter Familie sind, dass Sie behütet aufgewachsen sind. Die Liebe kommt mit der Zeit. Und ich kann warten.«
»Albany, ich kenne meine Gefühle.« Jetzt hatte ihre Stimme wieder die vorherige Schärfe angenommen, und Albany fuhr zurück, als hätte sie ihn geschlagen.
Sie legte eine Hand an ihre Stirn. Sie war wirklich nicht viel geschickter in dieser Sache als er. »Ich bitte Sie, verzeihen Sie mir. Ich schätze unsere Freundschaft sehr, wirklich, Albany. Aber ich will Sie nicht heiraten.«
Er ging zum Fenster und sah den Blättern nach, die der Wind durch die Straßen trieb. »Ich verstehe. Ich habe Sie zu früh bedrängt, Josephine«, sagte er schließlich, das Gesicht immer noch abgewandt. »Sie haben vor kurzer Zeit Ihre Eltern verloren, und Sie haben keinen Vater mehr, der Ihnen raten kann. Wenn Sie sich mit Ihrer Großmutter und mit Ihrem Onkel Sandrine besprochen haben, werden Sie sich vielleicht anders entscheiden. Das hoffe ich jedenfalls.«
Nein, dachte Josie. Ich weiß, was Liebe ist, ich weiß, was Begehren ist, und ich will nicht mein Leben verbringen, ohne Liebe und Begehren zu spüren. »Vielleicht glauben Sie, dass ich schwach bin, weil ich noch so jung bin«, schnappte sie zurück. »Aber ich versichere Ihnen …«
In diesem Augenblick öffnete sich die Salontür, und Tante Marguerite rauschte herein. »Ich habe uns heiße Schokolade mitgebracht«, lächelte sie. »Ich weiß, ich weiß, ich unterbreche euer Gespräch, aber ich habe euch schon mehr Zeit gegeben, als der Anstand zulässt.« Sie stellte das Silbertablett auf dem Tischchen ab und begann einzuschenken. »Wir sollten mit heißer Schokolade feiern, bis dein Onkel kommt, dann können wir immer noch eine Flasche Champagner öffnen.«
Im ersten Augenblick hatte das Rascheln ihrer Taftröcke das Schweigen vertrieben, aber jetzt spürte auch Tante Marguerite die Spannung, die im Zimmer lag. Selbst die Luft rund um Josie und Albany schien davon erfüllt und schwer. Sie blickte von einem geröteten Gesicht zum anderen. »Ach Gott«, murmelte sie erschrocken.
»Entschuldigen Sie mich, Madame«, sagte Albany. »Aber ich muss jetzt gehen.« Mit schweren, feuchten Lippen küsste er Josies Hand. »Adieu«, sagte er zu beiden Damen, und ohne weitere Höflichkeiten verließ er sie.
Sobald Josie die Haustür hörte, wollte sie aus dem Zimmer stürzen, aber das ließ ihre Tante nicht zu. »Josephine, ich möchte wissen, was das zu bedeuten
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