Das Herz des Südens
unterschiedlichen Schichten stammten, sie fühlte sich mit ihm verbunden, und sie musste zugeben, dass sie ihn begehrte.
Aber was sollte sie tun? Selbst jetzt, mit all diesen Gedanken, die noch ganz frisch in ihrem Kopf herumspukten, wusste sie, dass sie die Konventionen, so sehr sie sie verachtete, nicht einfach in den Wind schlagen konnte. Nein, sie würde niemandem gestatten, sie zu einer Heirat zu zwingen, die sie nicht wollte. Aber natürlich würde ihre Familie auch nicht zulassen, dass sie einen Mann von Phanors Stellung heiratete. Es gab keine Zukunft für sie und Phanor, einen armen Mann und einen Cajun noch dazu. Nein. Phanor war ein herzensguter Mensch und ein Freund für alle Zeit, so hoffte sie jedenfalls, aber mehr würde er nie für sie sein. Bertrand war der Mann, mit dem sie sich eine Zukunft erhoffen durfte. Der vornehme, weltgewandte, reife Bertrand.
Während sie diese widersprüchlichen, verwirrenden Gefühle zu ordnen versuchte, wurde sie ruhiger. Irgendwann löschte sie das Kerzenlicht und legte sich ins Bett. Der arme Albany! Aber wenn sie ehrlich in sich hineinhorchte, konnte sie sich keinen Vorwurf machen. Sie hatte ihn nie zu einem solchen Schritt ermuntert, wirklich nicht.
Ihre Gedanken schweiften ab, und sie stellte sich vor, auf einem großen Ball zu sein. Sie trug ein grünes Satinkleid, das ihre Augen gut zur Geltung brachte. Die Tür ging auf, Bertrand trat ein, alle Frauen bemerkten und beobachteten ihn hinter ihren Fächern, als er den Saal durchquerte und auf Mademoiselle Josephine Tassin zuging.
Sie und Bertrand ließen nur ihre Augen sprechen. Er nahm ihren Arm, führte sie zur Tanzfläche, und die Kapelle spielte den neuesten Walzer. Bertrand legte ihr eine Hand an die Taille, sie legte ihm eine Hand auf die Schulter, und dann führte er sie in einem sinnlichen Wirbel durch den Saal.
Ihr Rock schwang um sie herum, berührte erst seine, dann ihre Beine. Seine Augen ließen ihr Gesicht nicht los, und selbst als die Musik endete, tanzten sie weiter.
Aber sie erinnerte sich, das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte, hatte er sie wie ein Kind behandelt. Das würde nicht wieder passieren. Beim nächsten Mal würden seine Blicke das Zimmer nicht mehr nach anderen Frauen absuchen.
Jetzt wusste sie, dass sie eine Frau war, Frau genug jedenfalls, dass man ihr einen Heiratsantrag machte, und sie beabsichtigte, Bertrand Chamard zu verführen.
20
Cherleu
Die Plantage der Cherleus war ein Dutzend Jahre lang schlecht geführt worden. Der alte Mann hatte den Willen und die Kraft verloren, sie in Ordnung zu halten, und so war sie ein gutes Geschäft für jeden geworden, der die nötige Arbeit hineinstecken wollte, um sie wieder in Schwung zu bringen. Bertrand legte seine maßgeschneiderten Hemden ab, zog sich grobe Hosen und Stiefel an und ging auf die Felder.
Die Erde war schwarz und lehmig, und die neue Schicht, die nach der Überschwemmung hinzugekommen war, machte den Boden zumindest im nördlichen Teil der Plantage noch tiefer. Der erfahrene Mann, den Bertrand eingestellt hatte, damit er die Aufsicht über die Sklaven übernahm und ihm alles über den Anbau von Zuckerrohr beibrachte, zeigte ihm die unterschiedlichen Bodenarten, die auf der Plantage zu finden waren. Auf diesem fetten Boden, so sagte er, würde das Zuckerrohr am besten wachsen. Und dort pflanzten sie die ersten Schösslinge.
Zu viel gutes Essen und Wein in New Orleans hatten Bertrand träge und gleichzeitig ruhelos gemacht. Jetzt genoss er es, seine Muskeln wieder zu spüren, als er die zentnerschweren Säcke mit Zuckerrohrabschnitten sah, die die Sklaven zum Pflanzen in kleine Stücke zerteilen würden. Er half dabei, einen Baumstumpf auszubrennen und einen Ochsen aus einem Stück Heidekraut zu ziehen, der sich dort verfangen hatte. Er trieb die Maultiere an, die die Wagen vom Schiffsanleger am Fluss zur Plantage bringen sollten, und er lernte die Namen all seiner Sklaven und konnte bald ihre Fähigkeiten einschätzen.
Am Ende des Tages kehrte er schmutzig, müde und glücklich zum Herrenhaus zurück. Er wusch sich am Brunnen, bevor er zu Bett ging, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen, wie viel Schmutz noch unter seinen Fingernägeln saß. Seine Haussklavin Cora, eine ältere Frau, war als junges Mädchen noch direkt von der afrikanischen Westküste hierher gebracht worden. Zahnlos und faltig, wie sie war, hatte er sie für fünfundsiebzig Dollar billig erworben, als er auf dem Sklavenmarkt seine
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