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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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alle versammelt waren, befahl LeBrec Remy, niederzuknien. »So verfahren wir auf Toulouse mit Leuten, die weglaufen wollen«, verkündete er laut.
    Dann hob er das schwere Eisenteil hoch, das der Schmied für ihn angefertigt hatte, und zeigte es allen. Lachend schüttelte er es, sodass die Glöckchen klingelten. Er öffnete das Scharnier und legte den Ring Remy um den Hals. Der Kragen schnitt ihm in die Schulter, und rund um den Kopf erhoben sich gebogene Eisenstangen, die oben zusammengefügt waren, sodass Remys gesamter Kopf in einer Art Eisenkorb gefangen war. Vom höchsten Punkt hingen die Glöckchen herab.
    »Und nun versuch doch mal zu laufen, Nigger«, sagte Le Brec.
    Remy rührte sich nicht.
    »Steh auf, sage ich, wir wollen sehen, wie du läufst.« Er versetzte Remy einen Tritt, und Remy versuchte aufzustehen. Der alte Sam und sein Sohn halfen ihm, mit dem Gewicht des Eisenkorbs auf dem Kopf richtig zu stehen. Der Korb rutschte nach vorn, Remy schwankte, und die Glöckchen klingelten. Er griff mit beiden Händen nach dem Korb, um ihn gerade zu rücken, und fand sein Gleichgewicht wieder.
    »Lauf los, verdammt noch mal«, befahl LeBrec.
    Remy stolperte, dann schlurfte er einmal im Kreis herum. Die Glöckchen klingelten bei jedem Schritt, und das Gewicht des Käfigs drückte ihm auf die Schlüsselbeine. Er bemerkte Freunde und Verwandte in seiner Nähe. Der alte Sam stand mit versteinertem Gesicht da, Tante Liza weinte, sein Cousin Jean starrte ihn voller Mitleid und Furcht an.
    Remy blickte nur noch zu Boden. Er konnte nichts sehen, als er begann, im Kreis herumzulaufen. Das Eisen war so schwer, dass er es nicht nur in seinen Schultern spürte, sondern bis hinunter in seine Knie und Füße. Aber das Schlimmste waren diese Glöckchen, die sich über seine Schmerzen lustig zu machen schienen. Sie klingelten und klingelten und hörten nicht auf!
    Erschöpft sank Remy wieder in die Knie, und endlich schwiegen die Glöckchen, aber LeBrec schrie ihn an, er solle aufstehen und weiterlaufen. Remy versuchte aufzustehen, und er hörte die Glöckchen wieder, aber er brach auf dem Boden zusammen, keuchend, die Schultern jetzt schon wund von der scharfen Kante des Eisens.
    Befriedigt spuckte LeBrec auf den Boden, wandte sich ab, ging fort und ließ sie alle stehen.
    Der alte Sam und zwei weitere Männer halfen Remy auf. Sie brachten ihn zu seinem alten Schlafplatz in der Hütte der unverheirateten Männer und legten ihn ins Bett, wobei die Glöckchen bei jeder Bewegung weiterklingelten. Dann brachten sie ihm eine alte Flickendecke, um seinen Kopf in dem eisernen Käfig ein wenig abzupolstern, und rieten ihm, erst einmal zu schlafen.
    Remy lauschte auf die nächtlichen Geräusche. Ein Kind weinte sich in den Schlaf, auf einer Veranda in der Nähe sprachen ein paar Männer halblaut miteinander, der Wind bewegte die Blätter in den Eichen. Solange er nicht versuchte, sich umzudrehen oder zu bewegen, blieben die Glöckchen still.
    Gott sei Dank, dass Cleo nicht dabei war, dachte er. Wenn ich sie das nächste Mal treffe, stehe ich aufrecht. Ich werde ihr zeigen, dass dieser Käfig mir nichts ausmacht. Ich werde ihr zeigen, dass ich ein Mann bin.

19
    New Orleans
    Am Neujahrstag zogen dicke Wolken vom Golf von Mexiko nach New Orleans herein. Ein kalter Wind brachte feuchte Luft vom Fluss mit, sodass die Wärme des Kamins nur ein, zwei Meter weit in den Salon reichte. Josie hatte eine schwere Woche hinter sich, das erste Weihnachtsfest und den ersten Jahreswechsel ohne ihre Eltern. Tante Marguerite hatte sie voller Herzlichkeit in ihrer Familie aufgenommen, aber es war einfach nicht dasselbe wie zu Hause. Als Onkel Sandrine am Klavier mit seinen Kindern Weihnachtslieder gesungen hatte, war ihr der warme Bariton ihres Vaters in den Sinn gekommen, und es war gewesen, als hätte sie ihn noch einmal verloren.
    Im Salon wehrte das gelbliche Leuchten der Kerzen und des Kaminfeuers das graue Licht ab, das durch die Fenster drang. Das Ticken der Uhr auf dem Kaminsims zeigte an, wie langsam der Nachmittag verging. Wann wohl Abigail kommen würde?
    Als die Türglocke läutete, eilte Josie zur oberen Galerie und beugte sich über das Geländer. Sie hatte schon ein freudiges »Hallo!« auf den Lippen, aber dann sah sie Albany Johnston, der dem Butler seinen Hut reichte und gerade noch rechtzeitig hochblickte, um das ersterbende Lächeln auf Josies Gesicht zu bemerken. Er war allein gekommen.
    »Ist Abigail krank?«, rief Josie ihm

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