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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Craig
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Sie sich eine Strafe aus, die meinem Besitz keinerlei Schaden zufügt, Monsieur LeBrec.«
    Cleo blickte durchs Schlüsselloch. Madame hatte LeBrec keinen Stuhl angeboten, er stand da und drehte nervös seinen Hut in den Händen.
    »Gut, ich weiß, was zu tun ist. Ja, Madame.«
    »Dann können Sie jetzt wieder an Ihre Arbeit gehen, Monsieur.«
    Cleo eilte zurück ins Schlafzimmer und blickte verstohlen durch einen Schlitz zwischen den Vorhängen, als LeBrec über den Hof in Richtung Schmiede schwankte.
    Nach Einbruch der Dunkelheit schlich sie über die Hintertreppe aus dem Haus. Jetzt konnte sie Remy ein paar Reste von Madames Abendessen bringen, mit ihm sprechen, ihn durch das kleine Fenster berühren.
    Im Schatten der Myrtenbüsche blieb sie stehen, um das Gelände zwischen ihr und der Scheune zu überblicken. Gerade als sie über den Hof eilen wollte, war ein Lichtschein von der Ecke her zu sehen, und LeBrec kam heran, ein Gewehr über der Schulter und seinen Jagdhund gleich hinter sich.
    Er überprüfte das Schloss am Scheunentor, leuchtete mit seiner Laterne durch das kleine Fenster und schien zufrieden. Für einen Augenblick stand er ganz still und sah in Cleos Richtung. Er hielt die Laterne in die Höhe, aber sie stand im Schatten, und er konnte sie nicht erkennen.
    Solange der Hund kein Interesse an ihr zeigte, war sie in Sicherheit.
    LeBrec kratzte sich ausgiebig im Schritt und spuckte auf den Boden. Dann ging er zurück zu seinem Wohnhaus. Cleo beobachtete, wie er auf die Veranda trat, die Laterne löschte und sie an einen Haken bei der Tür hängte, bevor er hineinging. Der Hund kroch unter die Veranda und suchte sich einen Schlafplatz.
    Eilig lief Cleo über den Hof.
    »Remy«, flüsterte sie durchs Fenster. »Remy, bist du noch wach?«
    Er streckte die Hand durch das kleine Fenster, und sie ergriff sie mit ihren beiden Händen. Sie küsste jeden seiner Finger, und er legte seine Hand um ihr Gesicht.
    »Bist du schwer verletzt?«
    »Nur eine Schwellung, mach dir keine Sorgen.«
    Sie zog eine Serviette aus ihrer Rocktasche. »Ich habe dir ein Hühnerbein mitgebracht, Remy, du musst doch Hunger haben.«
    »Wahrscheinlich habe ich den Rest meines Lebens immerzu Hunger«, antwortete er, nahm das Hühnerbein und aß es mit drei Bissen auf.
    »Das hier hat mir Louella für dich mitgegeben. Sie sagt, du sollst alles auf einmal trinken, dann tut dein Ohr in der Nacht nicht so weh.«
    »Das wäre ein Segen.«
    »Wie weit bist du gekommen, bevor sie dich erwischt haben?«
    »Keine Ahnung. Es gab immer noch schwarze und weiße Leute, soweit ich gesehen habe. Ich war wohl noch nicht im Norden, aber weit kann es nicht mehr gewesen sein.«
    »Madame hat LeBrec verboten, noch mal mit dem Messer auf dich loszugehen, oder mit der Axt.«
    Für einen Augenblick war Remy still. Dann sagte er: »Dieser Mistkerl … dem fällt schon was ein, das ist noch nicht das Ende. Aber ich halte das durch, so schnell gebe ich nicht auf.«
    »Was soll das heißen? Du willst doch wohl nicht noch mal weglaufen?«
    »Liebste, ich habe dir gesagt, ich werde ein freier Mann sein. Wenn ich wieder bei Kräften bin, haue ich ab.«
    Cleo drückte seine Hand. »Ach, Remy«, sagte sie ratlos.
    »Ich tue es für uns, Cleo, das weißt du doch. Unsere Kinder werden frei sein.«
    Sie steckte das Gesicht durch das kleine Fenster und küsste ihn.
    »Erst musst du wieder zu Kräften kommen, Remy. Du brauchst genug zu essen, und du musst diesem Mann aus dem Weg gehen.«
    »Du, Cleo, du musst ihm aus dem Weg gehen. Hörst du mich?«
    »Ich höre dich, Remy.«
    »Geh ins Haus zurück. Meine Beine machen nicht mehr lange mit, ich muss mich wieder hinlegen, und ich will nicht, dass du im Dunkeln da draußen rumläufst.«
    Früh am nächsten Morgen feuerte der Gehilfe des Schmieds seine Esse an und betätigte den Blasebalg. Den ganzen Morgen und frühen Nachmittag lang wurde in der Schmiede gehämmert und gearbeitet, bis das Modell fertig war, das LeBrec dem Schmied in Auftrag gegeben hatte. Vor dem Abendessen wurden die letzten Einzelteile montiert – vier Glöckchen –, dann schickte er den Jungen zu LeBrec, um zu melden, dass alles fertig war.
    Der Aufseher versammelte alle Männer, Frauen und Kinder vor den Unterkünften, damit sie Zeugen von Remys Demütigung wurden. Um diese Jahreszeit wurde es früh dunkel, und um die Zeit des Sonnenuntergangs scheuchte er die Leute den Weg hinunter. Der alte Sam und sein Sohn wurden losgeschickt, Remy zu holen. Als

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