Das Herz des Vampirs: Erotische Vampirstory (German Edition)
ab. Als er den Kopf hob und lächelte, stellte Esther verblüfft fest, dass er ein vollkommen gewöhnliches blaues Auge und ein violettes besaß. Nicht violett in dem Sinn, wie man behauptete, Elizabeth Taylor hätte veilchenblaue Augen gehabt. Ein strahlender Purpurton wäre eine bessere Beschreibung gewesen.
»Geht es Ihnen auch gut?«, fragte Esther alarmiert. »Wo ist Ihre Gruppe? Ein Mitglied unseres Teams wird vermisst. Haben Sie …?«
»Simeon«, stellte der Mann sich vor. Mit seiner behandschuhten Hand vollführte er eine Geste. »Ich bin mit einem Freund unterwegs. Wir wurden getrennt. Wie dumm von uns. Wir befinden uns auf einer gesponserten Skitour.«
Esther runzelte die Stirn. Da war so viel, was ihr Rätsel aufgab. Er war so blass, dass er die Sonne wahrscheinlich monatelang nicht gesehen hatte, was verständlich war, wenn er sich seit einer Weile hier aufhielt. Aber wie war das möglich? Er wirkte viel zu schwächlich, um einen arktischen Winter durchzustehen.
»Wir sind nach Norden unterwegs«, fuhr der Mann fort. »Zum Pol. Wir sammeln Spenden. Für die … ähem … Hämophiliehilfe. Und Sie sind …?«
»Esther«, sagte sie. Immer noch starrte sie diese Augen an; eins violett und eins blau.
Simeon lächelte breit. Seine Zähne waren weiß und kräftig. »Was für ein hübscher Name«, meinte er. »Esther.«
Er zog die Handschuhe aus und warf sie auf den Tisch. »Wie geht es Ihnen, Esther?«
»Gut, danke.«
»Sie sind Engländerin, stimmt’s?«
Esther fühlte sich leicht benommen. »Ja«, sagte sie.
»Hören Sie, wir haben Ihren Freund gefunden. Er ist in Ordnung. Mein Partner, mein Teamkollege, bringt ihn mit.«
Esther riss sich aus ihrer Versunkenheit. »Wo?«, verlangte sie zu wissen. »Wir müssen zu ihnen. Wo sind die beiden? Wie geht es Doug? Braucht er medizinische Versorgung? Ich kann versuchen, Kontakt zu meinem Team aufzunehmen, und sie können …«
»Hey, keine Panik«, sagte Simeon. »Er ist cool, echt. Hat nur etwas Blut verloren. Sind Sie allein hier?«
»Ja«, antwortete Esther, aber sie fühlte sich durch die Frage bedroht, denn ihr fielen das Gesicht am Fenster und die leuchtenden grünen Augen ein. »Ja, ich bin allein.«
Dieses violette Auge übte eine seltsame Wirkung auf sie aus. Wenn sie hineinsah, wirbelten Bruchstücke aus dem Traum von gestern Nacht durch ihren Kopf: der rosa Springbrunnen, die verschleierte Frau, der Mann, der sie nass vor Begehren hatte werden lassen. Sie konnte sich vage daran erinnern, ihm einen geblasen zu haben. Das Gesicht am Fenster musste in ihrem Schlaf aufgetaucht sein; aber seine Anwesenheit schien eher ein Nachhall der Ereignisse vom Tag gewesen zu sein. Sie fühlte sich ihm verbunden und vermutete in ihrem laienhaften Wissen über Traumanalyse, dass es für jemanden oder etwas anderes stand; vielleicht für einen Exfreund oder Heimweh.
Sie wandte den Blick von Simeons Auge, aber es fiel ihr schwer, denn sie wollte die Emotionen aus ihrem schmutzigen Traum bewahren. Vielleicht hatte Doug ja darunter gelitten; einer Virusinfektion, zu deren Symptomen leichte Halluzinationen sowie übersteigerte sexuelle Erregbarkeit gehörten.
»Wo ist Ihr Freund?«, fragte Esther, und die Frage kam ihr gewichtiger vor als eigentlich angemessen. »Was ist Doug zugestoßen? Sind die beiden weit weg? Ich habe mich die letzte halbe Stunde mit dem Satellitentelefon und dem Funk herumgeschlagen. Vielleicht der Blizzard. Haben Sie …«
»Billy kommt gleich«, erklärte Simeon zuversichtlich. Er öffnete den Reißverschluss seines Skianzugs und zog sich bis zur nächsten Kleidungsschicht aus.
Esther begann sich zu sorgen. »Ist Ihnen denn nicht kalt?«
Simeon kniff in sein schwarzes Sweatshirt. »Wir experimentieren mit neuen Funktionsstoffen. Das hier ist bis jetzt das dünnste, was sie herstellen können. Revolutionär. Aus wie vielen menschlichen … Leuten besteht denn Ihr Team?«
»Sechs«, antwortete Esther. »Vier sind da draußen und suchen nach Doug. Sie kommen sicher jeden Moment zurück.« Daran glaubte Esther selbst nicht. Sie würden immer noch nach Doug suchen, weil sie nicht wissen konnten, dass er gefunden worden war.
Sie hatte das Gefühl, weitere Fragen stellen und sich nach Doug erkundigen zu müssen, aber eigentlich wollte sie nur in den seltsamen, weichen, bizarren Empfindungen schwelgen, die dieses merkwürdig gefärbte Auge in ihr auslöste.
»Mein Freund und ich …«, begann Simeon. »Unterwegs hatten wir das
Weitere Kostenlose Bücher