Das Herz des Vampirs: Erotische Vampirstory (German Edition)
stirnrunzelnd sah Doug Esther an. »Hallo, Lady«, murmelte er.
Sichtlich zornig marschierte Billy auf Simeon los, der regungslos und mit blutschimmernden Lippen dastand, als sei ihm klar, dass es kein Entkommen gab.
Esthers Herz schlug einen Salto. Sie kannte diesen Mann! Er war der aus ihren Träumen, und lieber Gott, er war sogar noch schöner. Sein Gesicht war so vollkommen, stark und attraktiv, und sein mit Schnee bestäubter Irokese hatte die Farbe von Nerz. Er lag auf seinem Kopf wie ein Streifen kostbaren Pelzes, und eine Vene an seiner Schläfe pochte so stark, dass sie wie ein dicker blauer Knoten wirkte. Am liebsten hätte Esther mit den Händen über seinen Kopf gestrichen, sein seidiges Haar liebkost, ihm die Feuchtigkeit von der Haut gewischt und die Spannung gelöst, die diese Vene pochen ließ.
Billy warf ihr einen kalten Blick zu und starrte dann Simeon finster an. Er spannte den Bizeps an, hob die Hand, deren Knöchel feucht schimmerten, und versetzte Simeon einen Kinnhaken. Simeons Kopf flog zurück, und er schrie auf, taumelte unter der Wucht des Schlags und hob eine Hand an sein Gesicht.
Er wäre vielleicht gefallen, hätte Billy ihn nicht am Oberteil gepackt und hochgerissen. Der Blizzard fuhr in die Hütte, wirbelte Papiere durcheinander und blies aufgehängte Kleidungsstücke und Seile durch den Raum. Die Gaslaternen schaukelten und warfen unheimliche Schatten, die durch die Hütte huschten.
Simeons Lippe war aufgesprungen, und sein Blut mischte sich mit dem, das bereits dort klebte. Billy küsste ihn heftig, gnadenlos gegenüber dem Schmerz, den er empfinden musste. Esther starrte die beiden wie vor den Kopf geschlagen an. Sie sahen so erregend zusammen aus; ein schlaksiger, verletzter Mann, der von einem brutalen, muskulösen Soldaten überwältigt wurde. Grausamkeit und Wut ineinander verschlungen. Schatten sprangen und schrumpften wieder zusammen, während der Schnee sie umwirbelte, auf ihrer Haut schmolz und Simeons Haar in fliegende schwarze Strähnen verwandelte.
Dann löste Billy sich von ihm, und Simeon blieb benommen zurück. An seinem Mund klebte jetzt kein Blut mehr.
»Oh Mann«, murmelte Simeon.
Billy bückte sich, umfasste Simeons Beine und lud ihn sich auf die Schultern. Er warf Esther noch einen harten Blick zu. Ich komme wieder, schien er zu drohen.
Dann drehte er sich um und marschierte, Simeon über der Schulter, in den Blizzard hinaus.
T-Shirt, dachte Esther, er trägt nur ein T-Shirt. Und dann fiel sie zum ersten Mal in ihrem Leben in Ohnmacht.
»Er hat mich noch nie geschlagen«, sagte Simeon. »Nicht ein einziges Mal.«
»Nie?«, fragte Suzanne. »Das kann ich kaum glauben.«
Sie schlenderte nackt in das Schlafzimmer unter der weißen Kuppel. Die blonde Mähne wallte ihr über die Schultern; sie hatte den gleichen Farbton wie ihr Schamhaar, das zu einem kurzen Flaum geschoren war. In jeder Hand trug sie ein Fläschchen Blud. In Hope’s End, das hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt war, brannte permanent ein weißblaues Licht, und darin wirkte Suzanne surreal: Ihr Haar glänzte zu hell, und ihre Haut nahm einen milchigen, leichenhaften Ton an. Simeon war das recht. Sie sah wie eine verrückte Wissenschaftlerin aus der Zukunft aus, die ihm Reagenzgläser voller Blut brachte.
Billy mochte er gern in wärmeren Farbtönen und gab sich große Mühe, die Kuppel in sanftes Licht zu tauchen und Kerzen anzuzünden, bis der Raum wie ein Gothic-Schrein in einem riesigen Iglu aussah. Billy wusste das natürlich nicht zu schätzen. »Bela Lugosi ist tot, weißt du«, spottete er gern. »Reiß dich zusammen, Sim.« Aber Simeon wollte sich nicht zusammennehmen. Er war altmodisch – oder, laut Billy, bourgeois und affektiert – und hätte viel lieber in einem Schloss auf dem Land gewohnt, mit einem Sarg zum Schlafen und einem Cape um die Schultern. Er war nicht für das moderne Leben geschaffen. Es verlangte so viel von einem.
»Mich hat er letzte Woche auch geschlagen«, erklärte Suzanne. Sie saß auf der Kante des Betts, auf dem Simeon in einem Bild schlaksigen Selbstmitleids ausgestreckt lag. »Hier«, sagte sie und reichte ihm ein Blud.
»Mann, das ist etwas anders«, gab Simeon zurück. »Das habe ich gesehen. Du hast gerufen ›schlag mich, Daddy‹, du fiese alte Schnepfe.«
»Hmmm, das war sexy«, meinte Suzanne und erinnerte sich.
»Es hat dir gefallen«, fuhr Simeon geziert fort. »Was ich meine, ist, dass er mich noch nie im Zorn geschlagen hat. Wir
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