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Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Andersen
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gegen eine Wand, die so unnachgiebig war wie ein Felsen, aber warm und muskulös. Sie konnte Dayns Herzschlag spüren, schnell und erregt. Er hallte in ihr nach und weckte wieder das pochende Verlangen.
    „Komm schon, du kannst es schaffen“, flüsterte er ihr tief und sinnlich ins Ohr. Dann biss er sie zu ihrem Erschrecken in den Hals, gerade so fest, dass der Schmerz sie von dem gähnenden Abgrund unter ihnen ablenkte. Er drängte sich gegen sie und hielt sie zwischen seinen Armen und Beinen fest. „Einen Fuß vor den anderen.“
    Er stieß mit dem Knie gegen die Rückseite eines ihrer bewegungslosen Beine, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie trat einen stolpernden Schritt vor, dann noch einen, als er das Gleiche mit dem anderen Bein machte. „Hör auf.“
    Statt zu antworten, knurrte er nur leise, dann biss er ihr wieder in den Hals und trat noch dichter an sie heran, um sie über die schmale Brücke zu treiben.
    Mit hämmerndem Herzen ließ sie sich leiten. Die kleinen Bisse entzündeten in ihr eine animalische Hitze, die sie alle gesellschaftlichen Konventionen über Bord werfen ließ, bis nur noch ihre Instinkte übrig blieben. Und dieser Teil von ihr genoss es, von ihm dominiert zu werden, über ihre Grenzen hinauszugehen und neues Gebiet zu entdecken.
    Sie war sich der gähnenden Schlucht unter ihren Füßen bewusst, spürte die warmen Luftströme, die von unten he-raufwehten,und das Schwanken der Brücke, auch wenn er versuchte, sie zu stabilisieren, indem er seine Arme und Beine, so weit er konnte, gegen die gespannten Seile ausstreckte. Aber diese Sinneseindrücke wurden überschattet von der pulsierenden Hitze, die durch ihre Adern brannte und brillante, pochende Kraft mit sich brachte, die nur zum Teil die aphrodisierende Nebenwirkung des Wolfsbene war.
    Sie stammte vor allem von ihm.
    „Geh“, drängte er, und seine raue Stimme versprach noch viel mehr als nur das Überqueren der Brücke. „Schneller, Reda. Beeil dich!“
    Ihr war schwindelig vor Höhenangst, Magie und der Ausstrahlung des Mannes in ihrem Rücken, als sie einen Schritt nach vorne trat und spürte, wie die Brücke wankte. Sie machte einen weiteren Schritt. Der Atem staute sich in ihren Lungen, als das Pochen ihrer Angst sich in Aufregung wandelte, und dann fast zu Euphorie, als ihre Bewegungen sich beschleunigten und ihr Körper anfing, das Schwanken auszubalancieren.
    Hinter ihnen erklang plötzlich Gebell, so scharf wie die Nachtluft, und es näherte sich schnell. Die Wolfyn kamen!
    „Beeil dich“, drängte Dayn sie, aber das brauchte er ihr nicht noch einmal zu sagen.
    Sie flog geradezu den Rest der Brücke entlang. Ihr Herz klopfte einen wilden aufgeregten Rhythmus, als sie sich der anderen Seite näherte und ihre Schritte immer länger wurden, bis sie nur noch jede zweite Planke traf, dann jede Dritte. Und dann hatte sie es geschafft!
    Der feste Boden fühlte sich seltsam unbeweglich an, aber sie drehte sich auf der Stelle um und sah, wie Dayndie Pfähle lockerte, mit denen die Handseile am Rand der Schlucht befestigt waren. Einer gab nach, dann der nächste.
    Sie hockte sich ihm gegenüber und ahmte seine Bewegungen nach, lockerte den dritten Pfosten und zog ihn heraus. Eine Seite der Brücke sackte ab, und das ganze Gebilde drehte sich im Mondlicht. Ihr Magen verkrampfte sich, als sie sah, wie die Struktur, der sie gerade ihr Leben anvertraut hatten, so leicht und gründlich auseinanderfiel. Dann ruckte er noch einmal fest, und der letzte Pfosten löste sich. Die Brücke sackte zusammen und fiel, und die im Mondlicht leuchtenden Planken sahen aus wie eine immer kleiner werdende gepunktete Linie. Dann waren sie verschwunden.
    Schatten regten sich auf der anderen Seite, als der erste Wolfyn auf schnellen lautlosen Pranken ins Freie trat.
    „Mir nach“, sagte Dayn und machte sich in Richtung Süden auf.
    Sie lief wortlos hinter ihm her. Es überraschte sie, dass sie ihm so vertraute. Er war ihr Anführer, ihr Alpha. Sie hinterfragte nicht, was er sagte, versuchte nicht, es vor dem Hintergrund ihrer eigenen Vorstellungen zu verstehen. Stattdessen folgte sie ihm einfach, wohin er sie führte.
    Sei vorsichtig. Du kennst ihn gerade erst ein paar Stunden, höchstens einen halben Tag , wandte die praktische, langweilige Stimme der Vernunft ein. Eine Warnung, die rasch vergessen war angesichts der Freude, neben Dayn herzurennen, als er sein Tempo beschleunigte. Die Kraft des Wolfsbene kam wieder zum Vorschein, als würde

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