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Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Andersen
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aber nichts. Sie wussten beide, dass er dabei die Zukunft seines ganzen Königreiches aufs Spiel gesetzt hatte. Und was für ein Prinz war er damit?
    Sie atmete aus und nickte, als hätten sie sich geeinigt. „Gut. Okay. Also dann. Wir sollten uns auf den Weg machen, ehe die Dorfbewohner ihre Fackeln und Heugabeln holen und uns hinterherjagen.“ Sie löste ihren Fuß aus dem Steigbügel und rutschte im Sattel vor, um ihm hinter sich Platz zu machen. „Ich würde dich lenken lassen, aber ich glaube, MacEvoy mag dich nicht.“
    „Er kann vielleicht die Magie der Wolfyn spüren.“ Was ziemlich deprimierend war, denn wenn er sich auf eine Sache in Elden wirklich gefreut hatte, dann, wieder auf einem Biestjäger zu reiten.
    Sie sagte nichts, aber ihr Blick zeigte Mitgefühl, als sie die Zügel in einer Hand fester hielt und ihm die andere entgegenstreckte.
    Er zögerte einen Augenblick und wünschte sich, er könnte etwas sagen, was das Wirrwarr auflöste, in dem sie sich befanden, zusammen und doch wieder nicht, und inmitten so viel Verwirrung. Doch er fand die passenden Worte nicht. Wahrscheinlich gab es sie nicht.
    Er atmete aus, nahm Redas Hand und schwang sich hinter ihr aufs Pferd, allerdings weit hinten in den Sattel, under hielt sich am hinteren Sattelknopf fest, um die Balance zu halten, statt sich fest an sie zu schmiegen, wie er es gern getan hätte. Als sie in die ersten roten Strahlen des Sonnenuntergangs ritten, herrschte zwischen ihnen nur Schweigen. Sie hatten schließlich alles gesagt, was zu sagen war. Jetzt gab es Aufgaben zu erledigen.
    Und das ist ganz schön beschissen, dachte er bei sich. Aber plötzlich fielen ihm die menschlichen Sprüche nicht mehr so leicht wie vorher, als wären die letzten zwanzig Jahre ausgelöscht, jetzt, da er wieder in seiner Heimat war.
    Die Vorstellung war verdammt beunruhigend. Schlimmer noch, auch die letzten drei Tage erschienen ihm plötzlich ein wenig weiter entfernt und unwirklich, als gehörten sie zu jemand anderen, zu einem anderen Leben. Es war, als wäre Reda bereits fort, als würde er vergessen, was sie gemeinsam erlebt hatten, obwohl sie nur ein kurzes Stück von ihm entfernt saß.
    „Wir machen uns“, sagte Reda später in der Nacht, als sie in der zusammenfaltbaren Schüssel stocherte, die sie an einem Dreibein über einem kleinen Feuer aufgehängt hatte. „Diese Höhle ist viel schöner als die Letzte. Hier gibt es sogar ein paar Haushaltsgeräte.“
    „Heute die Höhle und morgen die Burg, so die Götter es wollen“, sagte Dayn vom hinteren Teil des Raumes, wo er aus den Überbleibseln eines großen Tores ein kleines Pferdegatter zusammenschusterte.
    Die riesige Höhle hatte einst einer Bande Gesetzloser als Unterschlupf gedient, die Dayn und eine Abteilung Wachen kurz vor dem Angriff des Magiers aufgespürt und festgenommen hatten. In der Nähe floss ein kleiner Bach,und auf dem Boden verstreut lagen einige nützliche Gegenstände, die den Plünderern bisher entgangen waren. Drei Ausgänge führten sie an verschiedene Stellen des Waldes, und auch das braune Pferd konnte darin unterkommen. Reda nannte das Tier immer noch MacEvoy, nach dem Ladenbesitzer, weil es anfangs eine fast zugedröhnt wirkende Ruhe gezeigt hatte. Damit war es allerdings vorbei, seit es Dayn das erste Mal gesehen hatte.
    Das Pferd war zu müde und hungrig, um in völlige Panik zu verfallen, und es hatte sich schon ein bisschen daran gewöhnt, einen Wolfyn auf seinem Rücken zu tragen. Doch auch, während es den Reiseproviant verschlang, den sein Verkäufer zusammen mit dem Zaumzeug und den Kleidern eingepackt hatte, behielt es seine angstgeweiteten Augen auf Dayn gerichtet.
    Kein Wunder, dass es in der Welt der Wolfyn keine normalen Pferde gab. Sie waren wahrscheinlich alle vor Angst gestorben oder gefressen worden. Oder beides.
    Reda schauderte bei dem Gedanken und dem knirschenden Schlurfen, das dabei in ihrem Kopf widerhallte. Sie sah zu Dayn hinüber und erwischte ihn dabei, wie er sie ansah.
    Sie zuckten beide zusammen und wandten sich wieder ihren Aufgaben zu, aber die angespannte Atmosphäre zwischen ihnen wurde noch ein wenig angespannter, so wie sie es Stück für Stück getan hatte, seit er sich hinter sie auf das Pferd gewuchtet und sein Bestes getan hatte, damit ihre Körper sich nicht berührten.
    War es möglich, gleichzeitig im Himmel und in der Hölle zu sein, oder wie man es in dieser Welt nennen mochte? Anscheinend schon, denn genau dort war sie

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