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Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Andersen
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er über seinem Körper schwebte, hatte ein Opfer von ihm gefordert, damit er noch eine Chance erhielt. Vielleicht versuchten ja auch die Magie – und sein Vater –, ihm die Lektionen beizubringen, die er noch nicht gelernt hatte. Die Lektionen, die er für Elden meistern musste. Konzentration. Hingabe. Disziplin. Demut.
    Bei allen Göttern, nein. Nicht so. Er wollte sich bei ihrentschuldigen, bei ihr sein. Ihre gemeinsame Zeit war für ihn ein Lichtblick gewesen, nicht nur in den letzten zwei Jahrzehnten, sondern in seinem Leben. Bei ihr war er ein Mann gewesen, ein Individuum, ein Liebhaber, ein Partner.
    Opferbereitschaft.
    Mit langsamen Bewegungen, ein Auge immer auf das Pferd gerichtet, ging er auf sie zu. Der Braune bäumte sich halb auf, beruhigte sich dann aber und blieb stehen. Er blähte seine Nüstern, als Dayn näher trat, nahe genug, um Redas Bein zu berühren, auch wenn er das nicht tat.
    Er war sich nur zu bewusst, wie ihre angespannten Muskeln sich unter den Kavallerie-Hosen rundeten, und er sah deutlich das eingeprägte königliche Wappen am Schaft ihres Stiefels. Es war durchschnitten worden als Zeichen, dass es jetzt Teil einer Rebellion war, irgendeiner Art organisierten Widerstandes. Und tief in ihm, wo die Magie der Wolfyn sich regte, verspürte er Erregung und Befriedigung darüber, dass sie die Farben seiner Familie trug. Er wollte sie in feine Seide in den gleichen Farben hüllen, wollte den glatten Stoff über ihren ganzen Körper streichen und dann den gleichen Pfad mit seinen Händen und Lippen nachfahren. Er hatte noch nicht einmal angefangen, ihren Verlust zu verarbeiten, und konnte ihre Rückkehr kaum begreifen.
    Aber bei allen Göttern und dem Abgrund, sie konnte recht damit haben, dass es eine Prüfung war. Vielleicht sollte er durch sie beweisen, dass er seine Lektion gelernt hatte. Vielleicht war sie auch eine Erinnerung daran, dass Elden ihn brauchte – sie beide brauchte – und dass sie ihre Pflicht tun und in ihren Rollen bleiben mussten, egal was ihre Gefühle sagten.
    Außerdem … was sagten ihre Gefühle überhaupt? Er konnte ihre reservierte, teilnahmslose Maske nicht durchdringen. Ihre Miene schien zu sagen: Jetzt weißt du, was los ist. Was wirst du deswegen unternehmen? Er kannte diesen Ausdruck von den Elite-Soldaten seines Vaters und nahm an, dass sie ihn sich bei der menschlichen Polizei angeeignet hatte. Sie betonte damit nicht nur ihr neues Selbstbewusstsein – oder, wie er vermutete, das Aufbrechen eines tief verwurzelten Selbstbewusstseins, das schon die ganze Zeit in ihr gewesen war –, sondern auch, dass sie noch ein Leben neben ihm hatte und eigene Pflichten.
    Als er sie gebeten hatte, mit ihm zu kommen, war er so versessen darauf gewesen, dass ihr Galopp nicht endete, so darauf konzentriert, zu bekommen, was er am meisten wollte, dass er nicht bedacht hatte, was sie außerhalb ihrer Zweisamkeit wollte und brauchte. Darüber hinaus hatte er sie belogen – zwar nur indirekt, indem er etwas verschwiegen hatte, aber wenn man bedachte, worum es ging, war auch das ein schweres Vergehen. Er hatte nicht einmal in Betracht gezogen, es ihr zu erzählen. Genau wie er Keely sein Bluttrinken verschwiegen hatte, hatte er auch Reda vollkommen im Dunkeln darüber lassen wollen, dass der Zauber-Fluch ihn in seine eigene Beute verwandelt hatte.
    Verdammter Mist. Er war lange nicht so erwachsen geworden, wie er gern geglaubt hätte.
    Ihm war bewusst, dass sein Schweigen schon viel zu lange andauerte, und er versuchte, die richtigen Worte zu finden, aber er wusste nicht, wo er anfangen sollte. Oder ob er es überhaupt versuchen sollte.
    Doch, er musste es versuchen. Das war er seiner Ehre schuldig und auch ihr.
    Er berührte ihr Knie, legte seine Finger um Muskel und Knochen. Er wollte sie damit nicht anmachen, vielmehr hoffte er, seine Berührung würde ihr seine Ernsthaftigkeit deutlich machen und die zarte emotionale Verbindung aufleben lassen, die er ein- oder zweimal zu ihr gespürt hatte.
    „Ich habe mich im Eifer des Gefechts vergessen und dabei meine Ehre aus den Augen verloren – und auch dein Recht, dass ich zu dir so ehrlich bin, wie du zu mir gewesen bist. Dafür schäme ich mich.“ Er schloss seine Finger fester um ihr Knie. „Bei den Göttern, Reda, es tut mir leid.“
    Sie wurde einen Augenblick lang bleich und ihre Miene ernst, aber dann wurde sie tiefrot und in ihre Augen trat ein gefährliches Funkeln. Sie lehnte sich vor, schlug seinen Arm von sich

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