Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Andersen
Vom Netzwerk:
an, der ihm nichts verriet. Nach einem Augenblick hob sie ihr Kinn, als wolle sie sagen: Und?
    „Du kannst reiten“, sagte er, was furchtbar dämlich war, weil das ja gerade wirklich nicht der wesentliche Punkt war. Aber sie hoch zu Pferde zu sehen, eine Waffe aus ihrer eigenen Welt in der Hand und Kleider aus den anderen beiden am Leib, hatte seine Wahrnehmung verändert, ihn verstört und das Bild von großen verängstigten blauen Augen verdrängt.
    „Ich habe als Kind Reitunterricht gehabt und im College manchmal Polo gespielt.“ Sie hielt inne. „Reiten und Bogenschießen, näher konnte ich dem Leben wie im Märchen in meiner Welt nicht kommen. Bis jetzt.“
    Er hatte sich selbst einzureden versucht, dass er sie in diesem gefallenen Königreich gar nicht haben wollte, dass er es nicht fertigbringen würde, sie zu beschützen und gleichzeitig seine Pflicht zu tun. Aber jetzt, da sie hier war, wirklich hier , wollte er auf die Knie fallen und den Göttern und der Magie danken, wollte ihre Stiefelspitzen küssen und von dort aus weiter nach oben wandern, und er wollte, dass es irgendwie zwischen ihnen wieder gut wurde. Denn sie war bei ihm.
    Sein Königreich war ein Ödland, Moragh hatte die Dorfbewohner anscheinend gegen ihn aufgebracht und ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, seine Geschwister waren nirgendwo zu sehen, und wenn man bedachte, wie viel Energie dem Land entzogen worden war, musste die Macht des Blutmagiers grenzenlos sein.
    Trotzdem erwachte plötzlich eine unbändige Freude in seinem Herzen, während er einfach dastand und diese Frau ansah, die den Geschichten seiner eigenen Kindheitzu entstammen schien – eine Göttin der Jagd vielleicht oder eine Schutzpatronin der königlichen Elite-Kavallerie. Gleichzeitig war sie aber auch noch seine Reda, die er in der Welt der Wolfyn kennengelernt hatte, die er geliebt hatte, die ihm etwas bedeutete und die er bis zur Besinnungslosigkeit begehrte.
    Seine Kehle zog sich zusammen, seine Stimme klang rau vor Emotionen. „Du hast den Zauber für Elden benutzt.“
    Doch sie schüttelte den Kopf. „Man hat mich hergeschickt.“
    Sein Blut kühlte sich etwas ab. „Aber wie …?“
    „Dein Vater. Jedenfalls glaube ich, dass er es war. Er hat mich in eine Zwischenwelt gezogen und mir erklärt, dass ich dir noch dabei helfen muss, zur Burg zu kommen und dein wahres Selbst zu erkennen. Wenn ich das tue, kann ich wirklich nach Hause.“
    „Ich weiß, was ich bin und was ich sein muss – ein Prinz von Elden, mit allem, was dazugehört.“ Er hielt inne und rieb sich mit einer Hand übers Gesicht. „Warum hat er dich mit der Nachricht hergeschickt? Warum hat er nicht einfach mit mir geredet, als ich selbst im Vortex war?“
    Sie sah an ihm vorbei. „Ich habe da eine Theorie. Ich bin vor ein paar Stunden hergekommen, habe MacEvoy hier gekauft“, sie zeigte auf den Braunen, der sich immerhin so weit beruhigt hatte, dass er nur noch mit den Augen rollte, „und Kleider, auf denen in nicht ganz so riesigen Buchstaben ‚Fremde‘ geschrieben steht. Und dann … ich weiß auch nicht. Ich bin einfach losgeritten. Und dabei hatte ich Zeit, nachzudenken.“
    Er versuchte immer noch, sich an ihre plötzliche Veränderung zu gewöhnen. Die Angst war verschwunden –oder zumindest so weit begraben, dass er sie nicht mehr sehen konnte. Mehr noch, sie kam ihm ruhig und kompetent vor, steuerte automatisch ihr Pferd mit einer Berührung hier, einer Gewichtsverlagerung dort, und sie trug ihren Bogen so selbstverständlich auf dem Rücken, als wäre er für sie gemacht. Die Wache der Königin wäre stolz, eine Frau wie sie zu ihren Reihen zu zählen. Und ein Königreich, das wieder aufgebaut werden musste, konnte es auch schlechter treffen.
    Langsam, sagte er zu sich. Er war sich nur zu sehr bewusst, dass ihre ganze Beziehung sich quasi im Galopp entwickelt hatte, und ein einziger Fehltritt bei so hoher Geschwindigkeit konnte fatale Folgen haben. „Deine Theorie?“, fragte er nach, als sie nicht weitersprach.
    Sie sah ihm in die Augen und sagte: „Ich glaube, ich bin eine Prüfung.“
    „Eine … oh.“ Er starrte sie an. „Nein. Das ist unmöglich.“
    „Ist es das?“ Sie nahm die Zügel in eine Hand, verschränkte die Arme und sah ihn einfach nur an.
    Nein, es war nicht unmöglich, und das wussten sie beide. Mehr noch, es ergab auf grausame Weise Sinn. Er sollte sich an seine Prioritäten erinnern und sein wahres Selbst erkennen. Die Stimme, die zu ihm gekommen war, als

Weitere Kostenlose Bücher