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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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beiden Frauen überrascht wie über die Art und Weise, in der sie das Versprechen, in jeder Hinsicht folgsam zu sein, auszustrahlen schienen - sie wollten diese Chance genauso sehr wie all die anderen auch. Seltsam war nur, dass sie Vandene begleiteten. Bis jetzt hatte sie das Paar völlig ignoriert.
    »Ich habe Euch gesucht, Elayne«, sagte Vandene, ohne sich mit Höflichkeiten aufzuhalten. Ihr weißes Haar, das mit einem dunkelgrünen Band im Nacken zusammengebunden war, hatte ihr trotz ihrer glatten Wangen schon immer einen Anschein von Alter verliehen. Die Ermordung ihrer Schwester hatte eine tiefsitzende Unbarmherzigkeit hinzugefügt, sodass sie wie eine unversöhnliche Richterin erschien. Sie war schlank gewesen; jetzt war sie knochig und ihre Wangen hohl. »Diese Kinder ...« Sie unterbrach sich, eine kaum merkliche Grimasse ließ ihren Mund noch schmaler erscheinen, als er ohnehin schon war.
    Es war die richtige Ansprache für Novizinnen - der schrecklichste Augenblick für eine Frau, die in die Burg kam, war nicht die Entdeckung, dass man sie nicht als vollwertige Erwachsene betrachten würde, bis sie sich die Stola verdient hatte, sondern dass sie, so lange sie das Weiß der Novizinnen trug, tatsächlich ein Kind war, das sich selbst oder andere durch Unwissenheit oder dumme Fehler verletzen konnte. Es war die richtige Anrede, doch selbst für Vandene musste dies hier eine seltsame Situation sein.
    Die meisten Novizinnen kamen im Alter von fünfzehn oder sechzehn Jahren in die Burg, bis vor kurzem hatte man keine über achtzehn aufgenommen - abgesehen von einer Hand voll, die es geschafft hatten, mit einer Lüge durchzukommen. Im Gegensatz zu den Aes Sedai baute die Hierarchie der Kusinen auf dem Alter auf, und Zarya - sie hatte sich Garenia Rosoinde genannt, aber Zarya Alkaese war der Name in den Novizinnenbüchern, und sie würde unter dem Namen Zarya Alkaese ihre Strafe empfangen - mit ihrer ausgeprägten Nase und dem breiten Mund war über neunzig, auch wenn sie so aussah, als hätte sie noch nicht einmal ihre mittleren Jahre erreicht. Obwohl die Frauen die Macht seit Jahren benutzten, fehlte ihnen die Alterslosigkeit der Aes Sedai, und die hübsche Kirstian mit den schwarzen Augen sah etwas älter aus, so um die dreißig. Aber sie war über dreihundert Jahre alt; Elayne war fest davon überzeugt, dass sie älter als selbst Vandene war. Kirstian hatte die Burg schon vor so langer Zeit verlassen, dass sie sich sicher genug gefühlt hatte, ihren richtigen Namen wieder anzunehmen, oder zumindest einen Teil davon. Die beiden waren nicht mal annähernd gewöhnliche Novizinnen.
    »Diese Kinder«, fuhr Vandene etwas energischer fort, während sich eine steile Falte auf ihrer Stirn zeigte, »haben noch einmal über die Ereignisse in Harlon Brücke nachgedacht.« Dort war ihre Schwester ermordet worden. Und Ispan Shefar, aber in Vandenes Augen zählte der Tod einer Schwarzen Schwester so viel wie der eines tollwütigen Hundes. »Unglücklicherweise haben sie über ihre Schlüsse nicht Stillschweigen bewahrt, sondern sind zu mir gekommen. Wenigstens haben sie es nicht herumerzählt.«
    Elayne runzelte leicht die Stirn. Mittlerweile wusste jeder im Palast über die Morde Bescheid. »Ich verstehe nicht«, sagte sie langsam. Und bedächtig. Sie wollte den beiden keine Hinweise geben, falls sie nicht wirklich mühsam verborgene Geheimnisse ausgegraben hatten. »Haben sie herausgefunden, dass es statt eines Raubüberfalls Schattenfreunde waren?« Das war die Geschichte, die sie in die Welt gesetzt hatten, zwei Frauen in einem abgelegenen Haus, die wegen ihres Schmucks getötet worden waren. Nur sie, Vandene, Nynaeve und Lan kannten die Wahrheit. Oder zumindest einen Teil davon. Zumindest bis jetzt, wie es den Anschein hatte. Die Novizinnen mussten so weit gekommen sein, oder Vandene würde ihnen einen Floh ins Ohr gesetzt und sie weggeschickt haben.
    »Schlimmer.« Vandene blickte sich um, dann machte sie ein paar Schritte in die Mitte der Korridorkreuzung und zwang Elayne, sich ihr anzuschließen. Von dieser Stelle aus konnten sie jeden sehen, der die Korridore entlangkam. Die Novizinnen behielten aufmerksam ihre Position nahe der Grünen bei. Wenn man ihren Eifer betrachtete, war es möglich, dass man ihnen vielleicht schon den Floh ins Ohr gesetzt hatte. Es waren viele Diener in Sicht, aber keiner näherte sich, keiner war nahe genug, um lauschen zu können. Vandene senkte trotzdem ihre Stimme. Die leisen Töne

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