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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zwischen ihr und den Männern.
    Keine sehr gute Mauer. Keine von ihnen hatte ihre Größe und Zaida und Merilille reichten ihr nicht mal bis zur Schulter.
    Konzentriere dich, dachte sie. Ich bin ganz ruhig. Ich bin entspannt. Ich bin ... ich ziehe mich in einem Raum voller Leute splitternackt aus! Sie entkleidete sich so schnell, wie sie nur konnte, ließ Gewand und Unterkleid zu Boden fallen und warf Schuhe und Strümpfe oben drauf. Die kühle Luft verschaffte ihr eine Gänsehaut; wenn sie sie ignorierte, bedeutete das nur, dass sie nicht zitterte. Und der Gedanke, dass die Hitze in ihren Wangen damit zu tun hatte, war ihr angenehmer.
    »Wahnsinn!«, murmelte Dyelin leise und griff sich die am Boden liegenden Kleider. »Absoluter Wahnsinn!«
    »Was hat das zu bedeuten?«, flüsterte Birgitte. »Soll ich dich begleiten?«
    »Ich muss allein gehen«, entgegnete Elayne ebenfalls flüsternd. »Keine Widerrede!« Nicht dass Birgitte eine entsprechende Miene gemacht hätte, aber der Bund sprach Bände. Sie nahm die goldenen Ohrringe ab, gab sie Birgitte, zögerte kurz und fügte den Ring mit der Großen Schlange hinzu. Die Weisen Frauen hatten gesagt, sie müsste wie ein Kind bei der Geburt sein. Sie hatten viele Anweisungen erteilt, und niemandem zu sagen, was geschehen würde, hatte an allererster Stelle gestanden. Was das anging, wünschte sie sich, sie würde es wissen. Ein Kind wurde geboren, ohne zu wissen, was es erwartete. Birgittes Gemurmel hörte sich langsam an wie Dyelins.
    Nadere trat mit dem Umhang vor, hielt ihn aber nur einfach hin; Elayne müsste ihn nehmen und sich schnell darin einwickeln. Sie glaubte noch immer, Taims Blicke zu spüren. Sie hielt das schwere Tuch fest umklammert, ihr Instinkt befahl ihr, aus dem Raum zu eilen, aber stattdessen richtete sie sich auf und drehte sich langsam um. Sie würde nicht von Schande erfüllt flüchten.
    Die Männer, die mit Taim gekommen waren, standen steif da, die Gesichter zur Tür gewandt, während Taim selbst mit vor der Brust verschränkten Armen auf den Kamin starrte. Seine Blicke waren also nur Einbildung gewesen. Die anderen Frauen schauten sie mit Variationen von Neugier, Bestürzung und Entsetzen an. Nadere schien lediglich ungeduldig zu sein.
    Elayne versuchte, in ihrem majestätischsten Tonfall zu sprechen. »Frau Harfor, Ihr werdet Meister Taim und seinen Männern Wein anbieten, bevor sie gehen.« Nun ja, wenigstens zitterte sie nicht. »Dyelin, bitte unterhaltet doch die Herrin der Wogen und die Windsucherin, versucht doch, ihre Befürchtungen zu zerstreuen. Birgitte, ich erwarte, heute Abend deine Pläne für die Rekrutierung zu hören.« Die Frauen, die sie benannte, blinzelten überrascht und nickten dann wortlos.
    Dann verließ sie gefolgt von Nadere den Raum und wünschte sich, sie hätte es besser hinbekommen. Das Letzte, was sie hörte, bevor sich die Flügeltüren hinter ihr schlössen, war Zaidas Stimme. »Ihr Küstenmenschen habt seltsame Bräuche.«
    Im Korridor versuchte sie etwas schneller zu gehen, obwohl es nicht einfach war, gleichzeitig zu verhindern, dass der Umhang aufklaffte. Die roten und weißen Bodenfliesen waren viel kälter als die Teppiche in dem Raum. Ein paar Diener, die behaglich warme Livreen trugen, starrten sie an, als sie sie sahen, dann gingen sie wieder eilig ihren Pflichten nach. Die Flammen in den Kandelabern flackerten; in den Korridoren war es immer zugig. Gelegentlich war der Luftstrom so stark, dass ein Wandbehang träge flatterte.
    »Das war Absicht, nicht wahr?«, stellte sie fest. »Ihr wolltet auf jeden Fall sicherstellen, dass viele Leute zum Zusehen da waren. Um sicherzugehen, dass die Verbindung mit Aviendha auch wichtig für mich ist.« Man hatte ihnen gesagt, dass es wichtiger als alles andere sein musste. »Was musste sie tun?« Manchmal hatte es den Anschein, als würde Aviendha keinen besonderen Wert auf Sittsamkeit legen, in ihren Gemächern ging sie oft völlig unbekümmert nackt umher und bemerkte es nicht einmal, wenn Diener eintraten. Sie dazu zu bringen, sich vor Leuten auszuziehen, hätte nichts bewiesen.
    »Das muss sie Euch sagen, falls sie es will«, sagte Nadere selbstgefällig. »Ihr seid scharfsinnig genug, um dies zu erkennen; viele tun das nicht.« Ihr mächtiger Busen hob sich, als sie einen Laut von sich gab, der möglicherweise so etwas wie ein Lachen sein sollte. »Diese Männer, die Euch den Rücken zudrehten, und diese Frauen, die Euch beschützen. Ich hätte dem sofort ein

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