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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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selbst mit dem Bund. Die zweite Frage, die sich stellt, lautet: was machen wir daraus?«
    »Die zweite Frage?«, wollte Toveine wissen, aber die andere Frau schwieg. »Wenn es uns gelingt, diese Risse aufzubrechen«, sagte sie schließlich, »verteilen wir zwei oder fünfzig oder hundert Banden über die ganze Welt, von denen jede gefährlicher als jede bekannte Armee ist. Sie einzufangen könnte ein ganzes Leben lang dauern und die Welt in Stücke reißen wie eine erneute Zerstörung, und das, während Tarmon Gai'don näher rückt. Das heißt, falls dieser al'Thor wirklich der Wiedergeborene Drache ist.« Gabrelle wollte etwas sagen, aber Toveine winkte ab. Es war ziemlich wahrscheinlich, dass er es war. Hier und jetzt spielte das kaum eine Rolle. »Aber wenn wir nichts tun ... Einmal angenommen, man würde die Rebellion vergessen und diese Schwestern wieder in der Burg aufnehmen und jede im Ruhestand lebende Schwester zurückrufen, selbst dann bin ich noch immer nicht davon überzeugt, ob wir alle zusammen diesen Ort zerstören könnten. Ich nehme an, die Hälfte der Weißen Burg würde bei dem Versuch sterben. Wie lautet die erste Frage?«
    Gabrelle lehnte sich in dem Stuhl zurück; plötzlich sah sie sehr müde aus. »Ja, es ist keine einfache Entscheidung. Und jeden Tag bringen sie mehr Männer heran. Ich glaube, seit wir hier sind, waren es fünfzehn oder zwanzig.«
    »Ich lasse nicht zu, dass man mit mir spielt, Gabrelle! Wie lautet die erste Frage?« Der Blick der Braunen schärfte sich wieder, und sie sah Toveine einen langen Augenblick an.
    »Bald wird sich die Aufregung gelegt haben«, sagte sie schließlich. »Was geschieht dann? Die Autorität, die Elaida Euch verliehen hat, ist dahin, die Expedition ist zu Ende. Die erste Frage lautet, stehen wir einundfünfzig Schwestern geeint da, oder trennen wir uns wieder in Braune und Rote, Gelbe und Grüne und Graue? Und die arme Ayako ... sie muss es bedauern, dass die Weißen darauf bestanden haben, dass eine ihrer Schwestern dabei ist. Lemai und Desandre haben von uns den höchsten Rang.« Gabrelle schwenkte rügend den Löffel. »Wir haben nur eine Chance, alles zusammenzuhalten; Ihr und ich, wir müssen uns öffentlich Desandres Autorität unterwerfen. Wir müssen das hin! Das wird auf jeden Fall den Anfang machen, das hoffe ich zumindest. Wenn es uns nur gelingt, ein paar der anderen zu überzeugen, wird das ein Anfang sein.«
    Toveine holte tief Luft und tat so, als würde sie in die Leere starren und nachdenken. Sich einer Schwester zu unterwerfen, die einen höheren Rang als sie einnahm, war für sich genommen keine Härte. Die Ajahs hatten immer ihre Geheimnisse gehabt und manchmal ein bisschen gegeneinander intrigiert, aber der nun ausgebrochene offene Zwist in der Burg erschreckte sie. Darüber hinaus hatte sie gelernt, wie sie sich vor Herrin Doweel demütig geben musste. Ob der Frau die Armut und die Arbeit auf einem Bauernhof für eine noch rücksichtslosere Herrin, als sie es gewesen war, wohl gefiel?
    »Ich kann mich dazu überwinden«, sagte sie schließlich. »Wir sollten einen Plan haben, den wir Desandre und Lemai präsentieren können, wenn wir sie überzeugen wollen.« Sie hatte bereits einen geschmiedet, zumindest einen Anfang, auch wenn er nicht für die Augen anderer bestimmt gewesen war. »Oh, Gabrelle, das Wasser kocht.«
    Mit einem plötzlichen Lächeln stand die närrische Frau auf und eilte zum Herd. Wenn man so darüber nachdachte, waren die Braunen schon immer besser im Lesen von Büchern als von Menschen gewesen. Bevor sie Logain und Taim und den Rest von ihnen vernichteten, würden sie Toveine Gazal helfen, Elaida zu stürzen.
    Die große Stadt Cairhien war eine riesige, sich auftürmende Masse, die von gewaltigen Mauern umschlossen wurde, unmittelbar am Fluss Alguenya. Der Himmel war klar und wolkenlos, aber es wehte ein kalter Wind, und die Sonne fiel auf schneebedeckte Dächer und funkelte auf Eiszapfen, die keinerlei Anstalten machten zu schmelzen. Der Alguenya war nicht zugefroren, aber kleine, gezackte Eisschollen von weiter flussaufwärts trieben in der Strömung und prallten gegen die Rümpfe der Schiffe, die an den Docks auf das Entladen warteten. Winter, Krieg und der Wiedergeborene Drache sorgten dafür, dass der Handel zurückging, aber er hörte nie ganz auf, nicht bevor Nationen endgültig am Boden waren. Die Straßen, welche die terassenförmigen Hügel der Stadt durchschnitten, waren trotz der Kälte voller

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