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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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blieb keuchend auf der rauen Wolle liegen. Ihre Füße schmerzten nicht mehr, aber jede mithilfe der Macht erfolgte Heilung verursachte Hunger, und sie hatte seit dem gestrigen Frühstück nichts mehr zu sich genommen. Sie hätte tellerweise Essen herunterschlingen können, ganz egal was. Sie war nicht länger müde, aber ihre Muskeln hatten sich aus Pudding in Wasser verwandelt. Sie stieß sich mit Armen hoch, die unter ihrem Gewicht zusammenbrechen wollten, und zog sich mit unsicheren Bewegungen die grau gestreifte Decke um den Leib. Sie fühlte sich durch das, was sie gesehen hatte, bevor Galina sie gepackt hatte, mindestens genauso benommen wie durch das Heilen selbst. Dankbar ließ sie zu, dass der Narbige ihr den dampfenden Becher an den Mund hielt. Sie war sich nicht sicher, ob ihre Finger ihn hätten halten können.
    Galina verschwendete keine Zeit. Eine benommene Alliandre versuchte gerade, von der Stelle aufzustehen, wo sie aufs Gesicht gefallen war; ihre rot gestreifte Decke war unbemerkt zu Boden gefallen. Ihre Striemen waren natürlich verschwunden. Maighdin lag noch immer zwischen ihren beiden Decken; ihre zuckenden Gliedmaßen ragten in jeder Richtung heraus, während sie kraftlos versuchte, sich zu sammeln. Chiad, die Galinas Hände auf dem Kopf hatte, sprang auf die Füße; sie fuchtelte mit den Armen herum und stieß keuchend den Atem aus. Die gelbe Schwellung in ihrem Gesicht verschwand, noch während Falle zusah. Als Galina sich zu Bain begab, brach die Tochter des Speers wie von einer Axt getroffen zusammen, obwohl sie sich bereits im nächsten Augenblick wieder regte.
    Faile konzentrierte sich auf den Tee und auf rasendes Nachdenken. Das Gold an Galinas Finger war ein Schlangenring. Wäre das Heilen nicht gewesen, hätte sie ihn bloß für ein seltsames Geschenk von demjenigen gehalten, der dieser Frau all den Schmuck gegeben hatte. Galina war eine Aes Sedai. Sie musste es sein. Aber was tat eine Aes Sedai hier und dann auch noch im Gewand einer Gai'schain? Ganz zu schweigen davon, dass sie anscheinend dazu bereit war, Sevanna das Handgelenk zu lecken und Theravä die Füße zu küssen! Eine Aes Sedai!
    Galina stand nun über der schlaff daliegenden Arrela, der Letzten in der Reihe, keuchte etwas von der Anstrengung, so viele so schnell Geheilt zu haben, und sah zu Theravä herüber, als würde sie sich ein Lob erhoffen. Ohne auch nur einen Blick an sie zu verschwenden, steckten die beiden Weisen Frauen die Köpfe zusammen und gingen plaudernd zu dem Tross der Shaido zurück. Die Aes Sedai wartete einen Augenblick lang, runzelte dann die Stirn und hob ihr Gewand, um so schnell sie nur konnte hinter ihnen herzueilen. Aber sie blickte mehr als nur einmal zurück. Faile hatte das Gefühl, dass sie es auch noch dann tat, nachdem der fallende Schnee einen Vorhang zwischen ihnen gebildet hatte.
    Weitere Gai 'schain kamen heran, ein Dutzend Männer und Frauen, und nur einer war ein Aiel, ein dürrer Rotschopf mit einer dünnen weißen Narbe, die sich von der Schläfe bis zum Kiefer hinunterzog. Falle erkannte klein gewachsene, blasse Cairhiener und möglicherweise Amadicianer oder Altaraner - sie waren größer und dunkelhäutiger - und sogar eine bronzehäutige Domani. Die Domani und eine der anderen Frauen trugen breite Gürtel aus funkelndem goldenem Kettengeflecht um die Taille; am Hals hatten sie Kragen aus dem gleichen Material. Einer der Männer ebenfalls! Aber egal, Schmuck an Gai'schain erschien im Augenblick nicht weiter von Bedeutung, in Anbetracht der Decken und Kleidung, die sie brachten, war es bestenfalls eine Merkwürdigkeit, Einige der Neuankömmlinge trugen Körbe mit Brot und gelbem Käse und Trockenfleisch und die Gai'schain, die bereits mit ihren Lederbeuteln voller Tee vor Ort waren, sorgten für Getränke, mit denen man alles herunterspülen konnte. Faile war nicht die Einzige, die sich mit ungebührlicher Hast den Mund voll stopfte, während sie sich zugleich anzog, und zwar mit mehr Augenmerk auf Schnelligkeit als auf Schicklichkeit. Das weiße Gewand mit der Kapuze und die beiden dicken Untergewänder erschienen wunderbar warm, genau wie die dicken Wollstrümpfe und weichen Aielstiefel, deren Verschnürung bis zu ihren Knien reichte -sogar die Stiefel waren weiß gebleicht worden! -, aber das konnte nicht das Loch in ihrem Leib füllen. Das Fleisch war so zäh wie Stiefelleder, der Käse beinahe steinhart und das Brot auch nicht viel weicher, und doch schmeckte es wie ein

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