Das Herz Des Winters
Lösegeld bezahlen, wenn ihr die niedrigsten Diener meiner Lehnsherrin misshandelt.«
Faile hätte am liebsten gestöhnt - hielt diese Närrin diese Leute denn für einfache Straßenräuber? -, aber dafür blieb ihr keine Zeit.
»Stimmt das, Galina? Ist sie eine Königin der Feuchtländer?« Eine weitere Frau ritt hinter den Gefangenen aus dem Wald, der Hufschlag ihres großen schwarzen Wallachs war im Schnee kaum zu hören. Faile hielt sie für eine Aiel, war sich aber nicht sicher. Es war schwer zu sagen, solange die Frau auf dem Pferd saß, aber sie schien mindestens so groß wie Faile zu sein, und das waren nur wenige Frauen der Aiel, vor allem nicht, wenn sie diese grünen Augen in einem von der Sonne verbrannten Gesicht aufwiesen. Aber dennoch ...
Auf den ersten Blick schien der dunkle Rock zu einer Aiel zu gehören, aber es handelte sich um einen Reitrock, der genau wie die cremefarbene Bluse aus Seide zu bestehen schien, und unter dem Saum ragten rote Stiefel hervor. Das breite, zusammengefaltete Tuch, das ihre langen blonden Haare zurückhielt, bestand aus rotem Brokat, und darüber schob sich ein daumenbreiter Reifen aus Gold und Feuertropfen. Im Gegensatz zu dem Goldgeschmeide und dem geschnitzten Elfenbein der Weisen Frauen bestanden ihre Ketten aus dicken Perlen und Smaragden, Saphiren und Rubinen, und sie ruhten auf beinahe genauso viel entblößtem Busen wie bei Someryn. Die Armreifen, die fast bis zu ihren Ellbogen reichten, unterschieden sich auf die gleiche Weise von denen der Weisen Frauen; darüber hinaus trugen Aiel keine Ringe, aber an jedem ihrer Finger funkelten Edelsteine. Statt einem dunklen Schal flatterte ein heller, blutroter Umhang, der mit goldenen Stickereien verziert und mit weißem Fell gesäumt war, im Wind. Allerdings saß sie mit der für eine Aiel typischen Unbeholfenheit im Sattel. »Und die Lehnsherrin einer Königin? Bedeutet das, dass die Königin mit einem Eid an sie gebunden ist? Das muss dann aber eine wahrlich mächtige Frau sein. Antworte mir, Galina.«
Die in Seide gekleidete Gai'schain krümmte die Schultern und bedachte die Frau auf dem Pferd mit einem unterwürfigen Lächeln. »Eine wahrhaft mächtige Frau, wenn eine Königin ihr Gehorsam schwört, Sevanna«, sagte sie eifrig. »So etwas habe ich noch nie gehört. Doch ich glaube, dass sie diejenige ist, die sie zu sein behauptet. Ich habe Alliandre vor Jahren einmal gesehen, und das Mädchen, an das ich mich erinnere, könnte durchaus zu dieser Frau herangewachsen sein. Und sie wurde zur Königin von Ghealdan gekrönt. Ich weiß nicht, was sie in Amadicia macht. Sowohl die Weißmäntel wie auch Roedran würden sie augenblicklich gefangen nehmen, wenn sie ...«
»Lina, es reicht«, sagte Therava energisch. Die Hand auf Galinas Schulter spannte sich sichtlich an. »Du weißt, wie ich es hasse, wenn du plapperst.«
Die Gai'schain zuckte zusammen, als wäre sie geschlagen worden, und sie schloß den Mund. Als sie zu der viel größeren Frau herauflächelte, kroch sie noch erbärmlicher in sich zusammen, als sie es bei Sevanna getan hatte. In ihren Augen blitzte auch Furcht auf. Dunkle Augen. Sie war auf keinen Fall eine Aiel. Therava schien die Unterwürfigkeit der Frau nicht einmal zu bemerken; eine Hündin war zurechtgewiesen worden und hatte gehorcht. Die Aufmerksamkeit der Weisen Frau galt allein Sevanna. Someryn widmete der Gai'schain einen Seitenblick, ihre Lippen verzogen sich verächtlich, dann richtete sie den Schal auf ihrer Brust und konzentrierte sich ebenfalls auf Sevanna. Aiel gaben nicht viel mit ihrem Mienenspiel preis, aber es war offensichtlich, dass sie Sevanna nicht mochte und ihr zugleich großes Misstrauen entgegenbrachte.
Falles Blicke folgten über dem Becherrand ebenfalls der Reiterin. In gewisser Weise war es so, als würde man Logain oder Mazrim Taim sehen. Auch Sevanna hatte ihren Namen mit Blut und Feuer an den Himmel geschrieben. Cairhien würde Jahre brauchen, um sich von dem zu erholen, was sie dort angerichtet hatte, und die Auswirkungen waren bis nach Andor und Tear und darüber hinaus spürbar. Perrin hatte einem Mann namens Couladin die Schuld dafür gegeben, aber Faile hatte genug von dieser Frau gehört, um sich vorstellen zu können, wer dahintersteckte. Und niemand bestritt, dass Sevanna die Schuld für die vielen Toten bei den Quellen von Dumai trug. Perrin war dort beinahe gestorben. Dafür hatte Faile noch eine persönliche Rechnung mit ihr offen. Vielleicht würde sie
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