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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Aielmänner, doch ihre Begleiterin war mindestens eine halbe Handspanne größer als Perrin! Dabei konnte man sie aber nicht als massig bezeichnen - wenn man von einer Ausnahme absah. Das sandgelbe Haar, das von einem breiten dunklen Tuch zweckgebunden wurde, reichte ihr bis zur Taille, und ihr brauner Schal lag auf ihren Schultern und klaffte so weit auf, dass er die Ansätze gewaltiger Brüste zeigte, die aus dem Ausschnitt der hellen Bluse ragten. Wie schaffte sie es nur, dass sie sich keine Erfrierungen zuzog, da sie in diesem Wetter so viel Haut entblößte? All die schweren Ketten aus Gold und Elfenbein mussten sich wie Eis anfühlen!
    Als sie vor den knieenden Gefangenen stehen blieben, bedachte die Frau mit dem scharf geschnittenen Adlergesicht die Shaido, die sie mitgebracht hatten, mit einem tadelnden Blick und machte mit der freien Hand eine knappe, entlassende Geste. Aus irgendeinem Grund hielt sie die Gai'schain weiterhin fest an der Schulter gepackt. Die drei Töchter des Speers wandten sich sofort ab und eilten auf den Tross der vorbeiziehenden Shaido zu. Einer der Männer schloss sich ihnen an, aber Rolan und der Rest tauschten hoffnungslose Blicke aus, bevor sie ihrem Beispiel folgten. Vielleicht hatte das etwas zu bedeuten, vielleicht auch nicht. Falle wusste plötzlich, wie sich jemand fühlte, der in einem Mahlstrom gefangen war und verzweifelt nach Strohhalmen griff.
    »Noch mehr Gai'schain für Sevanna, das haben wir hier«, sagte die unglaublich große Frau amüsiert. Sie hatte ein markantes Gesicht, das einige vielleicht als hübsch bezeichnet hätten, aber verglichen mit der anderen Weisen Frau erschien sie weich und nachgiebig. »Sevanna wird nicht zufrieden sein, bis die ganze Welt Gai'schain ist, Therava. Nicht, dass ich etwas dagegen einzuwenden hätte.« Sie lachte.
    Die Weise Frau mit den Adleraugen lachte nicht. Ihr Gesicht war wie gemeißelt. Ihre Stimme war so hart wie Stein. »Sevanna hat bereits zu viele Gai'schain, Someryn. Wir haben zu viele Gai'schain. Sie sorgen dafür, dass wir uns kriechend fortbewegen, wo wir doch laufen sollten.« Ihr stählerner Blick glitt die Reihe der Knienden entlang.
    Faile zuckte zusammen, als sie gemustert wurde; schnell senkte sie den Kopf und versteckte ihr Gesicht hinter dem Becher. Sie hatte Therava noch nie zuvor gesehen, aber dieser Blick hatte ihr verraten, mit wem sie es hier zu tun hatte. Diese Frau war begierig, jede Herausforderung ihrer Autorität auf der Stelle ein für allemal zu vernichten, und sie war dazu fähig, aus einem ganz normalen Blick eine Herausforderung herauszulesen. Schlimm genug, wenn sich irgendein dummer Adliger bei Hof so verhielt oder jemand, der einem auf der Straße begegnete, aber wenn Therava ein persönliches Interesse an ihnen entwickelte, würde eine Flucht mehr als nur schwierig werden. Trotzdem beobachtete Faile die Frau aus den Augenwinkeln. Dabei kam es ihr so vor, als würde sie eine giftige Natter beobachten, deren Schuppen in der Sonne glitzerten und die sich keine dreißig Zentimeter vor ihrem Gesicht zusammenrollte.
    Demut, dachte sie. Ich knie hier demütig und denke nur daran, meinen Tee zu trinken. Du brauchst mich kein zweites mal zu mustern, du kaltäugige Hexe. Sie hoffte, dass die anderen ebenfalls das sahen, was sie erkannt hatte.
    Alliandre hatte es nicht. Sie versuchte schwankend, auf den geschwollenen Füßen zu stehen, dann sank sie mit einem Stöhnen zurück auf die Knie. Trotzdem kniete sie aufrecht im fallenden Schnee und hielt mit hoch erhobenem Kopf die dunkle Wolldecke so fest, als würde es sich um einen kostbaren Seidenschal handeln, der ein prächtiges Gewand verbarg. Die nackten Beine und das vom Wind zerzauste Haar machten den Eindruck zwar etwas zunichte, trotzdem war sie die personifizierte Arroganz auf einem Thronpodest.
    »Ich bin Alliandre Maritha Kigarin, Königin von Ghealdan«, verkündete sie lauthals, jeder Zoll eine Königin, die vor einer Horde schurkischer Wegelagerer stand. »Ihr tätet gut daran, mich und meine Gefährten gut zu behandeln und diejenigen zu bestrafen, die so grob mit uns umgesprungen sind. Ihr werdet ein großes Lösegeld für uns erzielen, größer, als ihr es euch vorstellen könnt, und eine Amnestie für eure Verbrechen. Meine Lehnsherrin, ihre Dienerin und ich beanspruchen bis zum Abschluss der Verhandlungen eine angemessene Unterkunft. Die anderen können bescheidener untergebracht werden, solange sie unversehrt bleiben. Ich werde kein

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