Das Herz Des Winters
Aybara«, beeilte sich Elienda zu sagen, sie klang schockiert. Sie war eine große Frau mit breiten Schultern, die es schaffte, beinahe mütterlich auszusehen, aber er hatte zugesehen, wie sie einen Mann mit der Faust niederschlug. »Einen Gai'schain zu verletzen ist so, als würde man ein Kind verletzen oder einen Schmied. Es war falsch, Feuchtländer gefangen zu nehmen, aber ich kann nicht glauben, dass sie die Traditionen so weit brechen werden. Ich bin sicher, man wird sie nicht einmal bestrafen, wenn sie unterwürfig genug sind, bis man sie zurückholt. Es gibt andere, die ihnen zeigen werden, wie man das macht.« Andere; damit waren wieder Bain und Chiad gemeint.
»In welche Richtung sind sie gezogen?«, fragte Perrin. Konnte Faile unterwürfig sein? Er konnte es sich nicht vorstellen. Aber sollte sie es ruhig versuchen, bis er sie gefunden hatte.
»Ziemlich genau nach Süden«, erwiderte Sulin. »Nachdem der Schnee ihre Spuren verbarg, entdeckte Jondyn Barran andere Spuren, denen die anderen folgen. Ich glaube ihm. Er sieht so viel wie Elyas Machera. Es gibt viel zu sehen.« Sie schob ihre Speere hinter den Bogenköcher auf ihrem Rücken und hängte den Rundschild an den Griff ihres schweren Gürtelmessers. Ihre Finger blitzten in der Fingersprache auf und Elienda löste ein zweites, größeres Bündel vom Sattel und gab es ihr. »Dort sind viele Menschen unterwegs, Perrin Aybara, und seltsame Dinge geschehen. Ich glaube, Ihr müsst Euch das hier zuerst ansehen.« Sulin entfaltete ein weiteres Gewand, es war grün. Er glaubte, es an Alliandre gesehen zu haben. »Die haben wir an der Stelle gefunden, an der Eure Frau geraubt wurde.« In dem Stoff waren vierzig oder fünfzig Aiel-Pfeile eingewickelt. Die Schäfte wiesen dunkle Flecken auf und er roch getrocknetes Blut.
»Taardad«, sagte Sulin, wählte einen Pfeil und warf ihn sofort zu Boden. »Miagoma.« Sie warf zwei weitere zur Seite. »Goshien.« Bei der Erwähnung des Namens zog sie eine Grimasse; sie war eine Goshien. Sie machte weiter und nannte einen Clan nach dem anderen, mit Ausnahme der Shaido, bis ein halbes Dutzend Pfeile um sie herum verstreut lagen. Sie hielt das zerschnittene Gewand mit den übrigen Pfeilen mit beiden Händen hoch und warf es dann zu Boden. »Shaido«, sagte sie bedeutungsvoll.
Die ganze Zeit über hatte Perrin Failes Gewand an die Brust gedrückt gehalten - ihr Duft linderte den Schmerz in seinem Herzen und machte ihn zugleich schlimmer -, aber nun sah er die am Boden liegenden Pfeile stirnrunzelnd an. Einige waren bereits von frisch gefallenem Schnee bedeckt worden. »Zu viele Shaido«, sagte er schließlich. Sie hätten alle fünfhundert Meilen entfernt oben am Brudermörders Dolch eingeschlossen sein müssen. Aber wenn einige ihrer Weisen Frauen das Schnelle Reisen erlernt hatten... Vielleicht auch einer der Verlorenen ... Licht, seine Gedanken rannten in alle Richtungen, als wäre er ein Narr - was sollten die Verlorenen denn damit zu tun haben? -, wo er doch klar denken musste. Sein Verstand war genauso müde wie sein Körper. »Die anderen sind Männer, die Rand nicht als den Car'a'carn akzeptieren wollen.« Vor seinem inneren Auge blitzten diese verfluchten Farben auf. Ihn interessierte nur Falle. »Sie haben sich den Shaido angeschlossen.« Einige der Töchter wandten den Blick ab. Elienda starrte ihn an. Sie wussten, dass einige genau das getan hatten, aber es gehörte zu den Dingen, die sie nicht gern laut ausgesprochen hörten. »Wie viele sind es, was schätzt Ihr? Doch wohl nicht der ganze Clan?« Falls die Shaido in beträchtlicher Zahl hier waren, hätte es mehr als nur Gerüchte über gelegentliche Überfälle gegeben. Trotz all seiner anderen Sorgen würde ganz Amadicia Bescheid wissen.
»Jedenfalls genug, um Ärger zu machen«, murmelte Wynter leise. Perrin sollte es nicht hören.
Sulin griff zwischen die auf dem verzierten Sattel festgebundenen Bündel und zog eine mit einem Cadin'sor bekleidete Stoffpuppe hervor. »Wir wollten gerade umkehren, etwa vierzig Meilen von hier entfernt, da hat Elyas Machera das hier gefunden.« Sie schüttelte den Kopf und einen Augenblick lang nahmen sowohl ihre Stimme wie auch ihr Geruch einen überraschten Ausdruck an. »Er sagte, er hätte sie unter dem Schnee gerochen. Er und Jondyn Barran fanden Schrammen an den Bäumen, die ihrer Meinung nach von Lastkarren verursacht wurden. Sehr vielen Lastkarren. Wenn Kinder dabei sind... ich glaube, es könnte eine ganze Septime
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