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Das Herz Des Winters

Das Herz Des Winters

Titel: Das Herz Des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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vermutlich im Westen aufgehen. Und plötzlich kam ihm der Gedanke, dass Faile bei den Shaido möglicherweise sicherer war als er hier und jetzt.

KAPITEL 7
    In den Straßen von Caemlyn
    Elaynes Begleitung erregte viel Aufmerksamkeit, als sie durch die Straßen von Caemlyn ritten, die den Hügeln der Stadt folgten und hinauf- und hinabführten. Die Goldene Lilie auf der Brust ihres pelzgesäumten scharlachroten Umhangs reichte aus, damit die Bürger der Hauptstadt sie erkannten, aber sie ließ die Kapuze zurückgeschlagen, sodass die einzelne goldene Rose auf dem kleinen Diadem der Tochter-Erbin deutlich zu sehen war. Hier ritt nicht nur Elayne, die Hohe Herrin des Hauses Trakand, sondern Elayne, die Tochter-Erbin. Sollte es jedermann sehen und wissen.
    Die Kuppeln der Neustadt schimmerten weiß und golden im blassen Morgenlicht, Eiszapfen funkelten an den nackten Ästen der Bäume, die in der Mitte der breiten Hauptstraßen wuchsen. Obwohl sich die Sonne dem Zenit näherte, spendete sie trotz des wolkenlosen Himmels keine Wärme. Glücklicherweise war es an diesem Tag windstill. Die Luft war kalt genug, um Elaynes Atem zu Nebel erstarren zu lassen, aber da selbst die Pflaster der schmaleren, gewundenen Gassen vom Schnee befreit worden waren, herrschte wieder Leben in der Stadt, waren die Straßen voller geschäftig umhereilender Menschen. Fuhrmänner und Kutscher zogen resigniert ihre Umhänge enger um sich, während sie sich langsam ihren Weg durch das Gewühl bahnten. Ein gewaltiger Wasserwagen, der nach den Geräuschen zu urteilen leer war, rumpelte vorbei auf dem Weg zu den Reservoires, um wieder für den Kampf gegen die viel zu häufig stattfindenden Brandstiftungen einsatzbereit zu sein. Ein paar Straßenhändler und Hausierer boten der Kälte die Stirn, um ihre Waren lautstark anzupreisen, aber die meisten Leute hatten es eilig, ihre Geschäfte zu erledigen, da sie so schnell wie möglich wieder in der Wärme ihrer Häuser sein wollten. Doch wer sich beeilte, kam deswegen noch lange nicht schnell voran. Die Stadt platzte aus allen Nähten, ihre Bevölkerung war so weit angestiegen, dass sie selbst Tar Valon übertraf. In einem solchen Gewimmel kamen selbst Berittene kaum schneller voran als ein Mann, der zu Fuß ging. Den ganzen Morgen hatte Elayne nur zwei oder drei Kutschen gesehen, die sich um jeden Fingerbreit vorankämpften. Wenn ihre Passagiere keine Invaliden waren oder noch Meilen vor sich hatten, waren sie Narren.
    Jeder, der sie und ihre Gruppe sah, blieb zumindest einen Augenblick lang stehen; einige machten andere auf sie aufmerksam oder hoben Kinder hoch, damit diese dann eines Tages wiederum ihren Kinder erzählen konnten, dass sie sie gesehen hatten. Es war nur die Frage, ob sie sagen würden, sie hätten die zukünftige Königin gesehen oder bloß eine Frau, die für eine gewisse Zeit die Stadt beherrschte. Die meisten Leute starrten sie nur an, aber gelegentlich erhoben sich ein paar Stimmen, die »Trakand! Trakand!« riefen oder sogar »Elayne und Andor!« Mehr Jubel wäre besser gewesen, aber Schweigen war hämischem Gejohle vorzuziehen. Andoraner waren freimütige Menschen, erst recht die Caemlyner. Rebellionen waren ausgebrochen, und Königinnen hatten ihren Thron verloren, weil Caemlyner ihrem Unmut auf der Straße Luft machten.
    Ein eisiger Gedanke ließ Elayne erzittern. Wer Caemlyn hält, hält Andor, besagte das alte Sprichwort; wie Rand bewiesen hatte, stimmte das nur bedingt, aber Caemlyn war Andors Herz. Sie hatte ihren Anspruch auf die Stadt geltend gemacht, auf den Türmen der äußeren Stadtmauer teilten sich das Löwenbanner und Trakands silberner Keilstein den stolzen Platz, aber noch hatte sie Caemlyns Herz nicht erobert, und das war viel wichtiger, als Stein und Mörtel zu besitzen.
    Eines Tages werden sie mir alle zujubeln, versprach sie sich. Ich werde mir ihren Beifall verdienen. Doch an diesem Tag fühlten sich die dicht bevölkerten Straßen einsam an, da nur vereinzelte Rufe ertönten. Sie wünschte sich, Aviendha wäre bei ihr gewesen, nur um ihr Gesellschaft zu leisten, aber Aviendha sah keinen Sinn darin, auf ein Pferd zu steigen, bloß um durch die Stadt zu reiten. Davon abgesehen konnte Elayne sie spüren. Es fühlte sich anders an als der Bund mit Birgitte, doch sie konnte die Anwesenheit ihrer Schwester in der Stadt spüren, so wie man eine ungesehene Person fühlte, die sich im selben Raum aufhielt, und es war ein tröstendes Gefühl.
    Ihre Begleitung rief

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