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Das Herz ihrer Tochter

Das Herz ihrer Tochter

Titel: Das Herz ihrer Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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ausgerüstet. Wir hatten gehofft, die Hinrichtung
könnte in Terre Haute durchgeführt werden, was aber dann doch nicht möglich
war. Somit sahen wir uns gezwungen, einen Vollstreckungsraum für die tödliche
Injektion zu bauen, der jetzt einen erheblichen Teil der Fläche einnimmt, die
den Häftlingen für den Hofgang zur Verfügung steht.«
    »Können Sie uns einen Überblick über die
angefallenen Kosten geben?«
    Der Commissioner konsultierte eine Liste.
»Die Architekten- und Baukosten belaufen sich auf 39 100 Dollar. Die spezielle
Liege für den Häftling kostete 830 Dollar. Die notwendigen Apparaturen für die tödliche Injektion
kosteten 684 Dollar. Zudem fielen Personalkosten für Besprechungen, Schulungen etc.
in Höhe von 48 865 Dollar an. Sonstige Materialien beliefen sich auf 1361 Dollar, und die
Chemikalien schlugen mit 426 Dollar zu Buche. Ein großer Kostenfaktor war der Ausbau des Vollstreckungsbereichs:
ein Lamellenvorhang für den Zeugenraum, ein Dimmer für den Vollstreckungsraum,
ein getönter Einwegspiegel, eine Klimaanlage und ein Notstromaggregat, ein
drahtloses Mikrofon und Lautsprecher für den Zuschauerbereich, eine
Telefonsteckdose. Dies waren zusammen 14669 Dollar.«
    »Das nenne ich eine ordentliche
Buchführung, Commissioner. Wie hoch ist die Summe, die Shay Bournes Hinrichtung
bislang gekostet hat?«
    »105 935 Dollar.«
    »Commissioner«, sagte Greenleaf, »verfügt
der Staat New Hampshire über einen Galgen, der zum Einsatz kommen könnte, falls
das Gericht anordnet, dass Shay Bourne durch den Strang hingerichtet werden
soll?«
    »Nicht mehr«, erwiderte Lynch.
    »Wäre es daher korrekt anzunehmen, dass
auf die Steuerzahler von New Hampshire zusätzliche Ausgaben zukommen, wenn ein
neuer Galgen gebaut werden muss?«
    »Ja.«
    »Was ist im Einzelnen für den Bau eines Galgens
erforderlich?«
    Der Commissioner nickte. »Eine Bodenhöhe
von mindestens zwei Meter achtzig, eine Querbalkenhöhe von zwei Meter achtzig,
mit mindestens neunzig Zentimeter Abstand über dem Häftling. Die Öffnung für
die Falltür muss mindestens neunzig Zentimeter Durchlaß haben. Außerdem muss
die Falltür sich automatisch öffnen und arretieren lassen, damit sie nicht zurückschwingt,
und für das Seil mit der Schlinge ist eine spezielle Befestigung erforderlich.«
    In wenigen kurzen Sätzen hatte Gordon Greenleaf
diesen Prozess von dem eher spirituell abgehobenen Aspekt der Religionsfreiheit
gelöst und die Unvermeidlichkeit von Shay Bournes Tod in den Mittelpunkt
gerückt. Ich warf Shay einen Blick zu. Er war so weiß geworden wie das leere
Blatt Papier, das von seinen gefesselten Händen eingerahmt wurde.
    »Ich schätze allein die Material- und
Baukosten auf mindestens siebentausendfünfhundert Dollar«, sagte der
Commissioner. »Darüber hinaus müsste in eine andere Fesselung des Delinquenten
investiert werden.«
    »Worum handelt es sich dabei genau?«,
fragte Greenleaf.
    »Um einen Taillengurt mit zwei
Handgelenkfesseln aus extrastarkem Nylon sowie eine Beinfessel aus demselben
Material. Wir würden eine spezielle Transportvorrichtung benötigen, damit der
Häftling im Falle eines körperlichen Zusammenbruchs aufrecht zum Galgen
befördert werden kann, außerdem eine Kapuze und einen mechanischen
Henkersknoten.«
    »Ein Seil reicht nicht?«
    »Nicht für eine humane Exekution«, sagte
der Commissioner. »Dieser Knoten besteht aus einem Delrin-Zylinder mit zwei
Löchern an den Längsseiten und einer Bügelklemme aus Stahl, um das Seil zu
befestigen. Des Weiteren erforderlich sind eine Schlingenhülle, ein neun Meter
langes Seil, Knotengleitmittel...«
    Selbst ich war beeindruckt, wie viel Zeit
und Planungsarbeit für den Tod von Shay Bourne bereits aufgewandt worden war.
»Sie haben sich gründlich vorbereitet«, sagte Greenleaf.
    Lynch zuckte die Achseln. »Niemand möchte
einen Menschen hinrichten. Es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es so
würdevoll wie möglich geschieht.«
    »Wie hoch wären die Gesamtkosten für die
Errichtung eines Galgens, Commissioner Lynch?«
    »Knapp unter zehntausend Dollar.«
    »Und Sie sagten, der Staat New Hampshire
hat bereits über hunderttausend Dollar für die Exekution von Shay Bourne ausgegeben?«
    »Das ist richtig.«
    »Wäre es eine Belastung für das
Strafvollzugssystem, wenn Sie gezwungen wären, einen Galgen zu bauen, um Mr
Bournes sogenannten religiösen Präferenzen zu entsprechen?«
    Der Commissioner atmete geräuschvoll aus.
»Es wäre mehr als

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