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Das Herz ihrer Tochter

Das Herz ihrer Tochter

Titel: Das Herz ihrer Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Verkehrsumleitungen,
medizinischen Bedarf, zusätzliches Personal... das ist unsere erste Exekution
in fast siebzig Jahren. Wir haben die Kosten hoch angesetzt, um im Ernstfall
Engpässe zu vermeiden.«
    »Wenn das Geld ohnehin für Shay Bournes
Hinrichtung ausgegeben werden sollte, spielt es da wirklich eine Rolle, ob es
für den Kauf von Natriumpentothal verwendet wird ... oder für den Bau eines
Galgens?«
    »Ahm«, stotterte Lynch. »Es sind dennoch
keine zehntausend Dollar.«
    »Nein«, räumte ich ein. »Sie liegen genau
hundertzwanzig Dollar drunter. Sagen Sie, was meinen Sie ... ist diese
Einsparung die Seele eines Menschen wert?«
     
    JUNE
     
    Irgendwer hat mal zu mir gesagt, wenn du
eine Tochter zur Welt bringst, siehst du den Menschen, dessen Hand du halten
wirst, wenn du stirbst. In den Tagen nach Elizabeth' Geburt bestaunte ich immer
wieder die winzigen Fingerchen, die Nägel wie klitzekleine Muscheln, den
verblüffend festen Griff, mit dem sie meinen Zeigefinger hielt - und fragte mich,
ob ich mich irgendwann in vielen Jahren so fest an sie klammern würde.
    Es ist unnatürlich, das eigene Kind zu
überleben. Ich hatte es schon einmal durchgemacht; ich war verzweifelt
entschlossen, es nicht noch einmal zu erleben.
    Ciaire und ich spielten Romme mit
Bildkarten, auf denen Peanuts-Figuren dargestellt waren. Statt mich auf meine
Strategie zu konzentrieren, tat ich mich eher schwer, mich von meinen Charly
Browns zu trennen. »Mom«, sagte Ciaire, »spiel richtig.«
    Ich blickte auf. »Tu ich doch.«
    »Quatsch, du schummelst. Aber so, dass du
verlierst.«
    Hinter ihr auf dem Monitor hielt Claires
krankes Herz einen stetigen Rhythmus. In solchen Momenten fiel es mir schwer zu
glauben, dass sie tatsächlich so krank war. Aber dann musste ich nur sehen,
welche Mühe es ihr bereitete, die Beine aus dem Bett zu heben, um zur Toilette
zu gehen, wie schnell sie dabei aus der Puste kam, und ich wusste, dass der
Schein trog.
    »Weißt du noch, wie du dir mal einen
Geheimklub ausgedacht hast?«, fragte ich. »Mit dem Treffpunkt hinter der
Hecke?«
    Ciaire schüttelte den Kopf. »Hab ich
nie.«
    »Natürlich hast du«, sagte ich. »Du warst
noch klein, deshalb hast du's vergessen. Aber du hast dir genau überlegt, wer
Mitglied werden konnte und wer nicht. Du hattest einen ABGE-LEHNT -Stempel
mit einem Stempelkissen - du hast ihn mir auf den Handrücken gedrückt, und wenn
ich dich zum Essen rufen wollte, musste ich vorher ein Losungswort nennen.«
    Auf der anderen Seite des Raumes
klingelte das Handy in meiner Handtasche. Ich stürzte hin - Handys waren im
Krankenhaus strikt untersagt, und wenn man von einer Schwester beim
Telefonieren erwischt wurde, konnte man sich auf was gefasst machen. »Hallo?«
    »June. Maggie Bloom hier.«
    Mir stockte der Atem.
    »Ich weiß noch nichts Definitives«, sagte
Maggie, »aber ich dachte, ich sag Ihnen, wie es weitergeht. Die
Schlussplädoyers sind morgen früh. Und dann, je nachdem, wie lange der Richter
braucht, werden wir erfahren, ob und wann Ciaire das Herz haben kann.« Kurzes
Schweigen. »So oder so, die Hinrichtung findet in fünfzehn Tagen statt.«
    »Danke«, sagte ich und klappte das Handy
zu. In vierundzwanzig Stunden könnte ich wissen, ob Ciaire leben oder sterben
würde.
    »Wer war das?«, fragte Ciaire.
    Ich schob das Handy in meine Jackentasche.
»Die Reinigung«, sagte ich. »Ich kann unsere Wintermäntel abholen.«
    Ciaire starrte mich bloß an; sie wusste,
dass ich log. Sie sammelte die Karten zusammen, obwohl die Partie noch nicht
zu Ende war. »Ich hab keine Lust mehr«, sagte sie.
    »Oh. Okay.«
    Sie rollte sich auf die Seite, wandte mir
den Rücken zu. »Ich hatte nie einen Stempel mit einem Stempelkissen«, murmelte
Ciaire. »Ich hatte nie einen Geheimklub. Du verwechselst mich mit Elizabeth.«
    »Nein, ich verwechsel dich nicht -«,
sagte ich automatisch, doch dann verstummte ich. Ich hatte plötzlich wieder vor
Augen, wie Kurt und ich am Waschbecken im Badezimmer standen, uns schmunzelnd
die Stempel von den Händen schrubbten und uns fragten, ob unsere Tochter beim
Frühstück überhaupt mit uns sprechen würde, wenn sie sah, dass wir ihr
Erkennungszeichen nicht mehr trugen. Ciaire hätte ihrem Vater gar keinen Einlaß
in ihre Geheimwelt gewähren können; sie hatte ihn ja nie kennengelernt.
    »Hab ich doch gesagt«, murmelte Ciaire.
     
    LUCIUS
     
    Shay war nicht mehr oft in seiner Zelle,
aber wenn er da war, wurde er ständig zu irgendwelchen

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