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Das Herz ihrer Tochter

Das Herz ihrer Tochter

Titel: Das Herz ihrer Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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eine Belastung. Es wäre so gut wie unmöglich in Anbetracht
des Exekutionstermins.«
    »Warum?«
    »Das Gesetz hat als Exekutionsmethode für
Mr Bourne die tödliche Injektion angeordnet, und wir haben die dafür nötigen
Vorbereitungen getroffen. Es würde mir persönlich und professionell Unbehagen
bereiten, in kürzester Zeit einen Galgen förmlich aus dem Boden zu stampfen.«
    »Maggie«, flüsterte Shay, »ich glaub, ich
muss mich übergeben.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Schlucken Sie's
runter.«
    Er legte den Kopf auf den Tisch. Mit ein
wenig Glück würden ein paar mitfühlende Gemüter im Saal vermuten, dass er
weinte.
    »Wenn das Gericht den Bau eines Galgens
anordnen würde«, fragte Greenleaf, »wie lange würde das Mr Bournes Exekution
verzögern?«
    »Ich würde sagen, sechs Monate bis ein
Jahr«, sagte der Commissioner.
    »Ein ganzes Jahr, das Häftling Bourne
länger leben würde?“
    »Ja.«
    »Warum so lange?«
    »Es handelt sich um Arbeiten innerhalb
einer Strafanstalt, Mr Greenleaf. Sämtliche Personen, die an dem Bau beteiligt
sind, müssen gründlich überprüft werden, ehe wir ihnen Zutritt gewähren
können. Sie bringen Werkzeug von draußen mit, was ein Sicherheitsrisiko
darstellen kann. Wir müssen Aufseher abstellen, die sie im Auge behalten,
damit keiner in die Nähe der Häftlinge kommt. Wir müssen sicherstellen, dass
sie den Häftlingen keine verbotenen Gegenstände zukommen lassen. Wir müßten
sozusagen ganz von vorn anfangen.«
    »Danke, Commissioner«, sagte Greenleaf.
»Keine weiteren Fragen.«
    Ich erhob mich von meinem Platz und trat
auf den Commissioner zu. »Sie schätzen, der Bau des Galgens würde rund zehntausend
Dollar kosten?«
    »Ja.«
    »Das heißt also, die Kosten, um Shay
Bourne durch den Strang hinzurichten, würden sich auf ein Zehntel der Kosten
für eine Exekution durch die tödliche Injektion belaufen.«
    »Genau genommen«, sagte der Commissioner,
»würden die Kosten auf hundertzehn Prozent steigen, Ms Bloom. Der Vollstreckungsraum
für die tödliche Injektion ist ja bereits gebaut.«
    »Na, den Raum mussten Sie ja ohnehin
bauen, oder?«
    »Nicht, wenn Häftling Bourne nun auf
andere Weise hingerichtet würde.«
    »Es stand aber für andere zum Tode
verurteilte Häftlinge nirgendwo in New Hampshire ein Vollstreckungsraum für
die tödliche Injektion zur Verfügung.«
    »Ms Bloom«, sagte der Commissioner, »in
New Hampshire gibt es keine anderen zum Tode verurteilten Häftlinge.«
    Ich konnte nicht gut einwenden, dass das
in Zukunft nicht auszuschließen war - diese Möglichkeit wollte niemand in
Betracht ziehen. »Würde es die Sicherheit der anderen Häftlinge beeinträchtigen,
wenn Shay Bourne durch den Strang hingerichtet würde?«
    »Nein. Nicht während der eigentlichen
Vollstreckung.“
    »Würde es sich nachteilig auf die Sicherheit
der Aufseher auswirken?“
    »Nein.«
    »Und was den Personalbedarf betrifft - so
wäre der bei einer Hinrichtung durch den Strang sogar geringer als bei einer
Hinrichtung durch die tödliche Injektion, richtig?«
    »Ja«, sagte der Commissioner.
    »Es wäre also niemand dadurch gefährdet,
wenn die für Shay angeordnete Hinrichtungsmethode umgewandelt würde. Weder das
Vollzugspersonal noch die Häftlinge. Die einzige Belastung wären die Kosten in
Höhe von knapp unter zehntausend Dollar für den Bau eines Galgens. Lächerliche
zehntausend Dollar. Ist das richtig, Commissioner?«
    Der Richter blickte den Commissioner an.
»Deckt Ihr Etat das ab?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Lynch. »Etats
sind immer knapp.«
    »Euer Ehren, ich habe hier eine Kopie des
Etats, über den die Strafvollzugsbehörde verfügt, und möchte sie als
Beweisstück einreichen.« Ich gab sie Greenleaf, dann Richter Haig und
schließlich Commissioner Lynch. »Commissioner, kommt Ihnen das bekannt vor?«
    »Ja.«
    »Würden Sie bitte die markierte Zeile
vorlesen?«
    Lynch setzte seine Brille auf. »Material
für die Vollstreckung der Todesstrafe«, sagte er.
»Neuntausendachthundertachtzig Dollar.«
    »Material, was ist damit gemeint?«
    »Chemikalien«, sagte der Commissioner.
»Und was sonst noch anfiel.«
    Was er meinte, da war ich mir sicher, war
ein kleiner finanzieller Puffer im Etat. »Wie Sie vorhin selbst ausgesagt
haben, würden sich die Kosten für Chemikalien auf lediglich
vierhundertsechsundzwanzig Dollar belaufen.«
    »Wir wußten nicht, welche Kosten sonst
noch auf uns zukommen würden«, sagte Lynch. »Für Polizeisperren,

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