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Das Herz ihrer Tochter

Das Herz ihrer Tochter

Titel: Das Herz ihrer Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Das
hat meine Pflegemutter auch gesagt.
    Nein. Kurt doch nicht, niemals.
    Doch da waren andere Bilder, die sich
plötzlich in meine Gedanken drängten: Elizabeth' Unterhose, die ich im Bezug
eines Sofakissens gefunden hatte, obwohl sie noch zu klein war, um einen
Reißverschluß zu öffnen. Kurt, der aus irgendeinem Grund immer etwas aus dem
Badezimmer holen musste - Aspirin, ein Pflaster -, wenn Elizabeth in der Wanne
saß.
    Und ich hörte Elizabeth, jeden Abend,
wenn ich sie ins Bett brachte. »Lass das Licht an«, hatte sie gefleht, genau
wie Grace Bourne.
    Ich hatte es für eine Phase gehalten, aus
der sie rauswachsen würde, aber Kurt meinte, wir dürften ihre Ängste nicht noch
verstärken. Als Kompromiß hatte er vorgeschlagen, das Licht auszumachen - und
sich zu ihr ins Bett zu legen, bis sie eingeschlafen war.
    Was passiert, wenn ich schlafe?, hatte sie mich mal gefragt. Bleibt
dann alles stehen?
    Was, wenn das nicht die verträumte Frage
einer Siebenjährigen gewesen war, die aus der Welt schlau werden wollte,
sondern der Hilferuf eines Kindes, das der Welt entfliehen möchte?
    Ich dachte an Grace Bourne, die sich
hinter ihren Narben versteckte. Ich dachte daran, wie oft wir einen Menschen
direkt anschauen, ohne ihn zu sehen.
    Ich sagte mir, dass ich vielleicht nie
wissen würde, was wirklich geschehen war zwischen ihnen - weder Kurt noch
Elizabeth konnten es noch sagen. Und Shay Bourne - nun, egal, was er
behauptete, seine Fingerabdrücke waren auf der Pistole gewesen. Nach dem
letzten Mal wusste ich nicht, ob ich es je ertragen könnte, ihm erneut gegenüberzutreten.
    Sie war tot besser dran, hatte er gesagt, und ich war einfach weggelaufen, anstatt ihn zu
fragen, wie er das gemeint hatte.
    Ich stellte mir Kurt und Elizabeth
zusammen im Sarg vor, wie seine Arme sie fest umschlossen, und auf einmal
dachte ich, ich müsste mich übergeben.
    »Mom«, sagte Ciaire mit dünner schwacher
Stimme. »Geht's dir gut?«
    Ich legte eine Hand an ihre Wange, die
von den Medikamenten leicht gerötet war - ihr Herz war nicht mehr stark genug,
um ihrem Gesicht Farbe zu geben. »Nein, es geht mir nicht gut«, gab ich zu.
»Ich sterbe.«
    Sie lächelte ein wenig. »Was für ein
Zufall.«
    Aber es war kein Witz. Ich starb
tatsächlich, ganz langsam. »Ich muss dir was sagen«, begann ich, »und du wirst
mich dafür hassen.« Ich nahm ihre Hand und drückte sie fest. »Ich weiß, es ist
nicht fair. Aber du bist das Kind, und ich bin die Mutter, und ich treffe die
Entscheidung, auch wenn das Herz dann in deiner Brust schlägt.«
    Tränen stiegen ihr in die Augen. »Aber du
hast gesagt - du hast es versprochen. Zwing mich nicht...«
    »Ciaire, ich kann nicht hier sitzen und
zusehen, wie du stirbst, wenn ich weiß, dass da ein Herz auf dich wartet.«
    »Doch nicht irgendein Herz.« Sie weinte
jetzt, den Kopf von mir abgewandt. »Hast du mal daran gedacht, wie das für mich
sein wird, danach?«
    Ich strich ihr die Haare aus der Stirn.
»Ich denke an nichts anderes, Baby.«
    »Du lügst«, entgegnete Ciaire. »Du denkst
immer nur an dich selbst und daran, was du willst und was du verloren hast. Du bist aber nicht die Einzige, der ein richtiges Leben
entgangen ist.«
    »Genau das ist der Grund, warum ich nicht
zulassen kann, dass du deines wegwirfst.«
    Langsam drehte Ciaire den Kopf zu mir.
    »Ich will nicht seinetwegen am Leben
bleiben.«
    »Dann bleib meinetwegen am
Leben.« Ich sog die Luft ein und gab mein größtes Geheimnis preis. »Weißt du,
ich bin nicht so stark wie du, Ciaire. Ich glaube nicht, dass ich es aushalte,
noch einmal zurückgelassen zu werden.«
    Sie schloss die Augen, und ich dachte,
sie wäre wieder eingeschlafen, bis sie meine Hand drückte. »Okay«, sagte sie.
»Aber ich hoffe, dir ist klar, dass ich dich vielleicht für den Rest meines
Lebens hasse.«
    Für den Rest meines Lebens. Gab es noch andere Worte mit so viel Musik darin? »Ach, Ciaire«, sagte
ich gepreßt. »Das wird eine ganz schön lange Zeit.«
    Gott ist tot: aber so
wie die Art der Menschen ist, wird es vielleicht noch Jahrtausende
    lang Höhlen geben, in
denen man seinen Schatten zeigt.
     
    Friedrich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft
     
    MICHAEL
     
    Wenn Inhaftierte sich das Leben nehmen
wollten, nahmen sie das Antennenkabel von ihrem Fernsehapparat und banden das
eine Ende an die Lamellen der Lüftungsklappe, machten in das andere eine
Schlinge, die sie sich um den Hals legten, und sprangen von ihrem Bett. Aus
diesem Grund wurde

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