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Das Herz kennt die Wahrheit

Das Herz kennt die Wahrheit

Titel: Das Herz kennt die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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im Begriff war, auf Gryf einzuschlagen. Angetrieben von einer unmäßigen, blinden Wut, nahm sie einen Säbel vom Deck und hieb auf die Seeräuber ein, bis einer nach dem anderen über die Bordwand gestürzt war. Als schließlich Stille einkehrte, besah sie sich das Gemetzel wie in einem Taumel.
    Newton und Gryf knieten neben dem Jungen und versuchten, die Blutung zu stillen.
    "Ist er …?" Sie konnte das Wort nicht aussprechen. Die Vorstellung war zu schrecklich.
    Gryf schüttelte den Kopf. "Er ist nicht tot. Sein Herz schlägt noch, wenn auch schwach. Aber die Wunde ist tief."
    Darcy sank neben ihm auf die Knie und achtete nicht auf die Tränen, die über ihre Wangen strömten und sich mit dem Blut vermischten. "Wir müssen ihn in meine Kajüte bringen."
    "Ja, Mädchen." Newton zog sich an der Bordwand hoch und sah sich das Ausmaß des Gemetzels an. "Und wir müssen uns die Verletzungen der anderen ansehen."
    "Ich kümmere mich darum." Sie schlang die Arme um den alten Mann und schloss für einen Moment die Augen. "Geht es dir gut, Newt?"
    "Ja." Er berührte ihr Haar, dann hob er ihr Gesicht, damit er ihr in die Augen schauen konnte. "Und wie geht es dir?"
    Benommen blickte sie ihn an. "O Newt. Was habe ich denn nur angerichtet?"
    "Komm, Mädchen." Er holte tief Luft. "Wir stecken alle drin. Und wir werden es durchstehen. Zuerst kümmern wir uns um die Verwundeten. Dann müssen wir dem Jungen Hilfe holen, so schnell wie möglich."
    "Aber wie? Woher? Er benötigt viel mehr, als wir ihm an Bord geben können."
    "Ja." Newton schaute auf zu den dünnen Sonnenstrahlen, die durch den Nebel gedrungen waren. Am fernen Horizont war ein dunkler Schatten zu erkennen, der nur Land sein konnte.
    Er strich ihr mit seiner vernarbten Hand über die Wange. "Bete, dass unser mutiger Junge lange genug durchhält, damit wir ihn zu dem besten Ort der Welt bringen können, Mädchen. Nach Hause."

14. Kapitel
     
    "Hat er sich bewegt, Gryf?"
    Darcy kam vom Deck zurück, wo sie die Schäden in Augenschein genommen hatte. Jetzt schaute sie unverwandt auf den bleichen Jungen, der reglos in ihrer Koje lag.
    "Noch nicht. Aber er lebt." Erschöpft rieb Gryf sich mit den Händen über das Gesicht. "Darcy, er braucht eine bessere Versorgung."
    "Ja. Wir können nur hoffen, dass er so lange lebt, bis wir Land erreichen." Sie deutete auf einen Stuhl. "Setz dich, damit ich mir deine Wunde ansehen kann."
    "Die ist unbedeutend. Kümmere dich um die anderen."
    "Ich kümmere mich aber um dich. Setz dich hin."
    "Wie groß ist der Schaden?" Gryf nahm Platz und sah teilnahmslos zu, als Darcy sein Hemd auftrennte und damit begann, seine Schulter zu waschen.
    Abermals entsetzte sie der Anblick der Narben, die sich kreuz und quer über seinen Rücken zogen. Kein Wunder, dass er nicht über die Verletzung klagte. Schmerzen waren für ihn nichts Unbekanntes.
    "Niemand ist tot. Doch jeder Matrose hat zumindest kleinere Verletzungen. Fielding ist dabei, zunächst die schlimmsten Wunden zu versorgen."
    "Und die 'Undaunted'?"
    "Durch den Schaden, den die 'Sinner' beim Rammen angerichtet hat, dringt bei uns Wasser ein. Einige Männer werden rund um die Uhr im Laderaum bleiben müssen, um Wasser auszuschöpfen, bis wir die Küste erreichen. Es ist uns gelungen, die beiden Schiffe zu trennen. Die 'Sinner' sinkt rasch, aber wir haben ihr Beiboot losgemacht und zu Wasser gelassen, falls es irgendwelche Überlebende geben sollte. Bislang haben wir allerdings keine gesehen. Und ich bezweifle, dass irgendjemand länger als ein paar Minuten in dem eisigen Wasser überleben kann."
    Sie wusch die Wunde weiter aus, bis sie sauber war. "Wir haben vom Piratenschiff gerettet, was wir konnten. Eine Menge Waffen, darunter eine weitere Kanone. Im Laderaum fanden wir Gold und Juwelen und noch etwas Besseres." Sie griff in ihre Tasche und holte eine Flasche Whisky hervor.
    "Ah, genau das kann ich jetzt brauchen", erwiderte er.
    Rasch zog sie den Arm zurück, bevor er nach der Flasche greifen konnte. "Nein. Du darfst erst etwas davon trinken, wenn ich mit der Behandlung fertig bin." Darcy goss eine beträchtliche Menge über seine Wunde und hörte, wie er vor Schmerzen die Luft zwischen den Zähnen einzog. "Tut mir Leid. Aber das war notwendig." Dann hielt sie ihm den Whisky an die Lippen und sah zu, wie er einen kräftigen Schluck nahm.
    Einen Moment später setzte er die Flasche ab. "Haben wir noch mehr für die anderen?"
    "Ja. Einige Krüge Bier. Genug für die ganze Mannschaft, um

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