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Das Herz kennt die Wahrheit

Das Herz kennt die Wahrheit

Titel: Das Herz kennt die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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die Schmerzen zu stillen."
    Gryf schaute auf den kleinen reglosen Körper in der Koje. "Wenn wir doch nur Whits Schmerzen genauso leicht stillen könnten."
    Darcy verband Gryfs Wunde, ging dann zu dem Jungen und legte eine Hand auf seine Stirn. Sie biss sich auf die Lippe, um ein Zittern zu unterdrücken. Schließlich war sie der Kapitän dieses Schiffes. Für ihre Mannschaft musste sie stark sein. Doch entsetzliche Angst stieg in ihr auf, dass für den Jungen jede Hilfe zu spät kommen würde. "Er glüht vor Fieber."
    "Ja." Als Gryf die Panik in ihren Augen sah, stand er auf und zog Darcy in seine Arme. "Verzweifle nicht. Tröste dich mit dem Gedanken, dass er jung und kräftig ist."
    "Er war so tapfer. Und wenn er in der Kajüte geblieben wäre, hätte ihm nichts passieren können."
    "Vielleicht. Aber dadurch, dass er an Deck gekommen ist und sich seinem schlimmsten Albtraum gestellt hat, hat er den Rest von uns gerettet. Whits kühnes Eingreifen gab uns die fast aussichtslose Gelegenheit, zurückzuschlagen."
    "Damit hat er womöglich sein eigenes Leben geopfert." Ohne Vorankündigung brach ihre mühsam aufrechterhaltene Selbstbeherrschung zusammen. Tränen strömten über ihre Wangen, und ihr Körper wurde von wildem Schluchzen geschüttelt.
    Gryf ahnte sehr wohl, was es bedeutete, dass Darcy ihren Gefühlen freien Lauf ließ. Und obwohl ihm sein eigenes Herz schwer war, hielt er sie in den Armen und flüsterte ihr beruhigende Worte zu. Er hoffte aus tiefster Seele, dass sie bald Land erreichten. Denn trotz all der tröstenden Worte wusste er, dass der Junge sehr schwer verwundet war. Whits Überlebenschancen wurden von Stunde zu Stunde geringer.
     
    "Hier, Leute. Packt mit an." Obwohl seine Beinverletzung ihn immer wieder zwang, stehen zu bleiben, um Luft zu holen, arbeitete Newton so schnell wie möglich. Er war fest entschlossen, Darcy die grausige Aufgabe zu ersparen, die Toten fortzuschaffen. Die Seeleute benutzten ein zerfetztes Segeltuch der "Sinner", mit dem sie die Leichen vom Deck der "Undaunted" hochhoben. Während Newton ein Gebet murmelte, das er von seiner Mutter gelernt hatte, wurden die toten Piraten der See übergeben.
    Er sah die fragenden Blicke der Männer und zuckte mit den Schultern. "Ob Heilige oder Sünder, wir alle haben ein Gebet nötig, wenn wir diese Welt verlassen."
    Als der letzte Körper in die Wellen tauchte, zogen sich die erschöpften Seeleute in ihr Quartier zurück.
    Newton stand allein an Deck, starrte in die blasse Wintersonne und wünschte, die schwachen Strahlen würden die Kälte aus seinen Knochen vertreiben. Nie zuvor hatte er sich so ausgelaugt und müde gefühlt. Es lag nicht am Wetter, auch nicht am Kampf, obwohl das Gefecht ungewöhnlich heftig gewesen war. Nein, er hatte noch den Jungen vor Augen, der sich vor Angst zitternd seinem schlimmsten Albtraum entgegengestellt hatte. Er war York nicht nur mutig gegenübergetreten, sondern hatte mit der ganzen Wut eines erfahrenen Seemanns gegen diesen verhassten Menschen gekämpft. Ja, das war es, was den alten Mann nicht losließ. Das Bild eines kleinen Jungen, der allein an Deck stand und bereit war, bis zum Tod zu kämpfen, um das Leben seines Kapitäns zu retten.
    Mit einem Seufzer drehte Newton sich um und wäre beinahe über einen kleinen Ball aus Fell gestolpert, der regungslos zu seinen Füßen lag.
    "Was ist das hier?" Er bückte sich und hob den Welpen hoch. Er hielt es für besser, den Hund zu beseitigen, bevor Darcy den zerschlagenen Körper sah. "Es würde ihr das Herz brechen", murmelte er.
    Als er sich aufrichtete, konnte er das geronnene Blut auf dem Fell des Tieres spüren. Mit den Fingern suchte er unter dem Fell nach der Wunde, konnte aber keine finden. Als er das Tier weiter abtastete, fühlte er ein schwaches Klopfen.
    Ein Herzschlag? Unwahrscheinlich, dachte er, als er sich hinkniete und den Welpen vorsichtig auf das Deck legte, um ihn weiter abzutasten.
    Er untersuchte den Körper des Tieres vom Kopf bis zum Schwanz, konnte aber keine sichtbare Wunde finden. Und dann fiel ihm ein, dass das Blut von Whit stammte. Der Junge war doch neben seinem Hund zu Boden gestürzt.
    Newton brachte sein Gesicht nah an die Schnauze des Welpen und spürte einen schwachen, warmen Lufthauch. Atem? Sollte der Hund etwa noch atmen, nach all dem, was er erlitten hatte?
    Verblüfft strich er mit den Händen über den kleinen Körper. Ja. Da. Ein schwaches Herzklopfen. Und ein unregelmäßiger, flacher Atem.
    Es würde wohl

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