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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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klammerte.
    »Du brauchst keine Zofe. Ich bin sehr wohl in der Lage, meine Frau ohne fremde Hilfe auszukleiden.«
    Lilliane musste sich stützend an ihn lehnen, als er sie wieder auf die Füße setzte. »Oh! Aber das schickt sich nicht«, protestierte sie, und in ihrem Kopf drehte sich noch immer alles. »Du weißt ja nicht, wie die Dienerschaft redet. Meine Güte, was hätten wir morgen früh für einen Klatsch…«
    Corbetts Lippen lagen warm an ihrem Nacken, und sie konnte seinen Atem heiß an ihrem Ohr spüren, als er ant wortete. »Am Morgen werden die Mägde darüber kichern und schwatzen, wie verliebt Lord Corbett in seine junge Frau ist. Am Mittag werden die Ladys dir mitfühlende Blicke zuwerfen, weil du die Bürde eines solch lüsternen Gatten zu ertragen hast.«
    Er bewegte seine Lippen auf den ihren und ließ seine Zunge verführerisch über ihre zarten Mun d winkel gleiten. »Aber wenn die Ratssitzung am Nachmittag stattfindet, wer den mir die Glückwü n sche – und der Neid – eines jeden Mannes hier zuteil werden. Denn ich besitze eine wunder schöne Frau nur für mich, ohne dass sie sich beklagt.«
    Lilliane öffnete den Mund, um Corbetts verführ e rische Lippen willkommen zu heißen, und genoss die sinnliche Freude seines berauschenden Kusses. Es stimmte, dachte sie, bevor sie sich vollkommen ihrer wachsenden Leidenschaft hingab. Niemand würde Klagen von ihr hören.
     

16

    Eines Nachmittags saß Lilliane inmitten einer Schar Hofda men im Wintergarten im dritten Stock. Der Raum war warm, gleichermaßen durch die nahe beieinandersitzende Gesell schaft wie durch das Feuer, das hell in dem steinernen Ka min loderte. Die Unterhaltung schwirrte vor sich hin, häufig war Gelächter zu hören, und zwischen den gebeugten Köp fen wurde jede Menge Klatsch ausgetauscht. Doch Lilliane fühlte sich in dieser freundlichen Umgebung nicht wohl.
    In den acht Tagen, die sie nun in London war, war sie freundlich in die höfische Gesellschaft aufg e nommen wor den. Sie wusste nun, wer wer war, wer sich mit wem verbün det hatte und wer wen vera b scheute trotz aller äußerlichen Freundschaftsb e kundungen. Corbett wollte sie vor diesem Wissen bewahren, aber selbst er war übe r rascht gewesen, wie viele Neuigkeiten man von den anderen Frauen erhalten konnte.
    Jetzt, da Lilliane an Corbett und seine gestrenge Ermah nung, sich während seiner Abwesenheit unter gar keinen Umständen vom Palast des Königs zu entfernen, dachte, war sie aufs neue verdrossen. Ruhelos ließ sie den feinen Kopfschleier sinken, auf den sie ein Muster seidiger Knötchen stickte, und erhob sich von der Bank, die sie mit Lady Elisa beth teilte. Sie verzog vor Missfallen die Lippen, als sie sich ihren Weg über den persischen Teppich bahnte, an dessen Seiten zahlreiche Frauen auf großen, bestickten Kissen saßen. Sie lehnte sich in eine tief eingelassene Fensternische und wischte an einer Stelle den Dunst von dem feuchten Butzenglas herunter.
    Draußen schien trotz der Kälte eines frühen Dezembers die Sonne, und mehr denn je wünschte sie sich, dem sticki gen Wintergarten zu entkommen. Ob es die dichtgedrängte Menge der Frauen war oder die ihr aufgezwungene Untä tigkeit, konnte sie nicht sagen. Aber sie wusste, dass sie an fangen würde zu schreien, wenn sie nicht hinausging, um spazieren zugehen oder zu reiten oder was auch immer zu tun.
    Der Gedanke an Corbetts Zorn, falls er von ihrem Unge horsam erfuhr, ließ sie zögern. Aber dann festigte sich ihr Entschluss, ins Freie zu gehen. Immerhin ging er ungehindert ein und aus. Warum sollte sie, eine Frau, die daran gewöhnt war, an die frische Luft und in die Natur hinauszugehen, wann immer sie wollte, das nicht auch dürfen? Warum sollte es ihr nicht erlaubt sein, sich zumindest für kurze Zeit von der Enge des Schlosslebens zu entfernen?
    Überzeugt von der Rechtmäßigkeit ihres Tuns schlüpfte sie aus dem Zimmer und eilte den erheblich kälteren Gang hinab. Außerdem, so beschönigte sie ihre Flucht, würde es Corbett niemals erfahren. Er kümmerte sich um eines seiner Schiffe und würde erst gegen Abend wieder eintreffen. Sie würde schon viel früher wieder da sein, und wer würde ihre Abwesenheit schon bemerken, ganz zu schweigen davon, sie ihm gegenüber erwähnen.
    Als sie in den Sonnenschein hinaustrat, spürte Lilliane große Erleichterung. Trotz des trügerischen Sonnenscheins war es bitter kalt, aber sie war in ein warmes wollenes Ge wand und einen ebenso warmen Pelzumhang

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