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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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mit einer ge strickten, wollenen Kappe gekleidet. Nachdem sie die hölzerne Brücke überquert hatte und sich den Gärten am Fluss genähert hatte, blieb sie stehen und atmete tief ein.
    Die Gerüche waren so anders hier, dachte sie. Keine durchdri n genden Waldgerüche und auch nicht der frische Duft der Berge. In London stach der Geruch des Rauches aus tausend Kaminen alle anderen Gerüche aus.
    Obwohl es nicht wirklich unangenehm war, konnte sie nicht verhindern, dass sie Orrick vermisste. Magda würde jetzt mit dem Haushalt beschäftigt sein. Brot würde ge backen werden; ein großes Schwein oder eine Hirschkuh würde jetzt am Spieß über dem Feuer hängen. Vielleicht hat te Magda auch veranlasst, dass in dem großen Eisentopf ein Eintopf zubereitet wurde. Ferga war derweil bei der kleinen Elyse und sorgte dafür, das all ihre Bedürfnisse gestillt wur den. Thomas… Thomas, das wurde ihr jetzt klar, würde sich nun, da ihr Vater nicht mehr da war, furchtbar verloren vor kommen. Oh, wie sehr sie sich wünschte› jetzt bei ihm sein zu können.
    Langsam schritt Lilliane den Kiesweg entlang, bis sie an einer Holzbank anlangte. Im Frühling hatte man von hier aus den Überblick über eine grüne Wiese, die von Rosen stöcken gesäumt war, aber im Augenblick sah es wie ein ver welkter und verlassener Hof aus. Mit einem schweren Seuf zer setzte sie sich und starrte – ohne wirklich etwas zu sehen –auf den toten Garten hinaus.
    Ein Teil ihres Bewusstseins musste das Knirschen heranna hender Schritte gehört haben, aber erst der Klang einer vertrauten Stimme, die sie grüßte, riss sie aus ihren Gedanken.
    »Nun, Lilliane, du musst doch schon halb erfroren sein!« Bevor sie antworten konnte, setzte sich William neben sie und nahm ihre kalten Finger in seine behandschuhten Hände. »Was tust du denn hier, allein, ohne eine Magd oder ei nen Pagen, der deine Bedürfnisse befriedigt?« tadelte er sie.
    Ihr kam der Gedanke, dass Corbett schrecklich verärgert sein würde, wenn er hörte, dass William in London weilte. Aber im Augenblick war sie einfach nur froh, ein vertrautes Gesicht zu sehen. »Ich habe keine Bedürfnisse, die befriedigt werden müssten.« Sie lachte, ihre Stimmung hob sich etwas. »Aber sag mir, was führt dich nach London?«
    »Ich habe Geschäfte hier, bei denen ich persönlich zuge gen sein muss«, antwortete er unbestimmt. Dann drückte er ihre Hand fester. »Aber ich möchte mehr von dir erfahren. Gefällt dir das höfische Leben? Wie es scheint, vernachlässigt dich dein Gemahl bereits.«
    »Corbett vernachlässigt mich nicht«, bemerkte Lilliane mit fester Stimme. »Auch er hat hier Geschäfte zu erledigen. Außerdem weiß er, dass ich hier, in der Nähe der königlichen Wachen, sicher bin.«
    Einen Augenblick lang gab William keine Antwort. Seine blauen Augen schienen ihre ganze Gestalt in sich aufzunehmen, obwohl sein Gesichtsausdruck ihr Rätsel aufgab. Seine Augen blickten gleichzeitig wehmütig und verschlagen, und sie wusste, dass sich dahinter eine Unmenge von verwirrten Gefühlen verbarg.
    Aber ihre eigenen Gefühle waren nicht länger verwirrt. Sie wusste, dass ihre Loyalität ihrem Mann gehörte; und ganz sicher hing mittlerweile auch ihr Herz an ihm. William mus ste den Gedanken an mehr als freundschaftliche Empfindungen zwischen ihnen beiden aus seinem Herzen verbannen.
    Lilliane war entschlossen, ihm das zu verstehen zu geben, als er ihre Hände losließ und sie mit ernsterem Gesicht be trachtete. »Ja. Du bist durchaus sicher hier, Lilliane. Aber selbst im königlichen Palast gibt es genug Menschen, denen man nicht vertrauen darf. Ich bezweifle nicht, dass dein Mann um deine Sicherheit besorgt ist. Ich hoffe jedoch, dass meine Sorge um dich nicht von ihm missverstanden wird. Oder von dir.«
    Sie war über seine versöhnliche kleine Ansprache sehr er leichtert. »Oh, William. Ich bin dir dankbar, dass du dich um mich sorgst. Niemals solltest du etwas anderes annehmen. Es war so schwer für mich, mit ansehen zu müssen, dass die beiden Männer, die mir am meisten am Herzen liegen, sich so wenig miteinander verstehen.«
    »Er ist ein misstrauischer Mann. Darin gleicht er seinem Bruder sehr.«
    »Ja. Er ist sehr eifersüchtig«, gab sie zu. »Aber obwohl ich sehr wenig von Hughe weiß, kann ich zwischen den beiden nur wenig Ähnlichkeiten entdecken. Kennst du die Familie Colchester gut?«
    William lehnte sich zurück. »Sein Vater war ein unmögli cher Antreiber. Aber obwohl er und

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