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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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Reaktion nicht, aber sie war sicher, dass sie et was mit dem Misstrauen, das er seinem Bruder gegenüber empfand, zu tun hatte. Corbett plante irgend etwas, aber was, das war ihr ein Rätsel. Trotzdem zog sie es vor, dass er die Situation unter Kontrolle hatte.
    Von diesem Augenblick an nahm der Abend einen er freulichen Verlauf. Corbett war auf seltsame Weise gut ge launt, während er mit noch vielen anderen Menschen freundschaftliche Unterhaltungen führte. Es waren mehr, als sie jemals hätte im Gedächtnis behalten können. Er be handelte sie immerfort höflich und ließ es niemals zu, dass die Unterhaltung zu undurchsichtig oder politisch wurde. Wenn er nicht so gehobener Stimmung gewesen wäre, hätte Lilliane gemutmaßt, dass dies auf sein Misstrauen ihr gegen über zurückz u führen war. Sein Verhalten war in jeder Hin sicht vorbildlich.
    Als sie sich aus der Banketthalle verabschiedeten, wäre Lilliane vor Erschöpfung fast zu Boden gesunken. Sie hatte keine Ahnung, was die Stunde geschlagen hatte; obwohl schon viele Kerzen und Fackeln heruntergebrannt waren, war ein Heer von Dienern immer damit beschäftigt gewesen, ständig die Lichter zu erneuern, so dass die Gäste bis zum Morgengrauen bleiben konnten, wenn sie Lust dazu hatten.
    »Also, was wirst du von London erzählen, wenn wir wie der auf Orrick sind?« fragte Corbett, als sie erschöpft die Stu fen des K ö nigspalastes erklommen.
    Lilliane gähnte und bedeckte den Mund mit ihrer Hand, dann stützte sie sich noch schwerer auf seinen kräftigen Arm. »Ich habe sehr wenig gesehen, aber was ich sah, kam mir sehr merkwürdig vor.«
    Corbett lachte leise. »Und was fandest du so mer k würdig?«
    »Findest du es nicht seltsam, dass es bei einer solchen fest lichen Abendgesellschaft kein Aben d essen gab? Nun, wer hat denn schon einmal von einem Mahl gehört, bei dem man von den Tabletts isst, die von Dienern herumgetragen wer den und in dessen Verlauf man kein einziges Mal aufhört, sich zu unterhalten? Und ein Fest, bei dem man, wenn man einer Gruppe müde geworden ist, einfach zur nächsten wei tergeht.«
    Bei diesen Worten musste Corbett laut lachen. »Das war kein Mahl, meine kleine Frau vom Lande.«
    Lilliane runzelte die Stirn, als sie in sein lächelndes Ge sicht blickte. »Dann… dann sag mir, warum ich mich in mein feinstes Gewand gekleidet habe – und sämtliche Frau en so gut gekleidet waren – wenn nicht deshalb, um in der Banketthalle des White Tower zu speisen?«
    »Tatsächlich war das heute Abend eine informelle Zusam menkunft, meine süße Unschuld. Und das Gerede, das so oft ohne Folgen war, war zu anderen Zeiten wieder besonders wichtig.«
    Eine solch erstaunliche Enthüllung brachte Lilliane fast vollko m men zum Schweigen. Bestimmt war ihre Vorstel lung von einer Ratsversammlung eine andere als dieser Abend aus gelegentlichen Gespr ä chen und zufälligen Krei sen, die man den ganzen Abend über zog. Erst als sie wieder in ihrem Gemach waren, ergriff sie das Wort erneut.
    »Wenn das so ist, dann sind die großen Staatsg e schäfte wohl geradewegs hinter mir abgewickelt worden.«
    »Oder vielleicht sogar unter deiner hübschen kleinen Nase.«
    Lilliane wandte ihm ihre weit aufgerissenen, bernsteinfarbenen Augen zu. »Bist du deshalb auf Hughes Vorschlag ei ner Christmesse und eines anschließenden Festes bei uns so schnell eingega n gen?«
    Corbetts plötzliches Schweigen bestätigte ihren Verdacht, obwohl er nach ein paar Minuten antwortete. »Es war ein guter Vorschlag, und er wird uns ein ganzes Stück auf dem Weg zu Frieden für Winde r mere Fold weiterbringen.«
    Sie lächelte sanft. »Ich kann dir nur zustimmen.«
    »Vielleicht hätte ich diesen Vorschlag letztlich sogar selbst g e macht«, beharrte er.
    »Das wäre sehr weise von Euch gewesen, mein Gebieter.«
    Corbett warf ihr einen düsteren Blick zu. »Ve r spottest du mich, Weib? Bist du wütend, dass ich dich bei dieser Ent scheidung nicht gefragt habe, und versuchst deshalb, mich in Rage zu versetzen?«
    »Ich bin nicht wütend. Und ich will dich auch nicht in Ra ge bringen, wenn ich deinen Plänen so ohne weiteres zu stimme.« Lilliane wandte sich von ihm ab. Sie freute sich, dass sie seine Gedanken so gut erraten hatte, auch wenn sie noch nicht so recht wusste, warum er diese Versammlung auf Orrick wollte. »Nun gut, wo ist meine Zofe?«
    Ohne Vorwarnung wurde sie von Corbetts Armen ergrif fen und herumgewirbelt, bis ihr schwindelig war und sie sich an seinen Hals

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