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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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Lillianes Antlitz bei diesen Worten, denn sie war an den selbstverständl i chen Austausch von Zärtlichkeiten zwischen ihnen nicht gewöhnt, auch nicht in ihren privaten Gemächern. »Ich… es tut mir leid, dass ich mich so spät ankleide…« Sie gab der schweigenden Zofe ein Zeichen, damit sie ihr schnell beim Anlegen eines kostbaren, pfirsichfarbenen Gewandes aus feinem Leinen half. Corbett äußerte keine Einwände, als sie sich in eine vor zeigbare Erscheinung verwandelte, und Lilliane war bestürzt, als sie den kleinen Stich der Enttäuschung wahr nahm, den das ihr versetzte. Erwartete sie etwa von ihm, dass er sie verführte, wann immer sie allein waren? Nun, mittler weile war sie in ihrem Verlangen recht leichtfertig gewor den! Bestimmt gab es einen besseren Zeitpunkt für das, was sie von ihm wollte, als diese frühe Stunde!
    Doch wie sehr sie sich auch ausschalt, nichts konnte das süße Verlangen stillen, das sie empfand, wenn er sie mit die sem dunklen, aufwühlenden Blick betrachtete. Erst als sie ihr kostbares Halsband aus seiner Samttasche nahm, bedeutete er der Zofe, den Raum zu verlassen. Dann ging er zu Lilliane hinüber.
    »Du duftest ebenso köstlich wie du aussiehst«, murmelte er, als er ihr langes, dichtes Haar sanft beiseite schob. Als er ihr die Juwelen um den Hals legte, schien jede seiner Berüh rungen auf ihrer Haut zu kribbeln.
    »Ich finde es abscheulich, dich heute Abend mit irgend je mandem teilen zu müssen«, fügte er hinzu. Dann presste er einen sinnlichen Kuss auf ihren Nacken.
    »Müssen wir denn heute Abend zur Ratsversam m lung ge hen?« hauchte Lilliane und lehnte sich gegen seine große Ge stalt. Einen Augenblick lang glaubte sie, er würde ihr zu stimmen, denn er schlang seine kräftigen Arme um sie, als ob er sie nie mehr gehen lassen wollte. Dann hörte sie sein leises Seufzen.
    »Heute Abend muss ich dort sein.« Als sie ebe n falls ent täuscht seufzte, fügte er hinzu. »Aber wenn heute Abend al les gut läuft, werden wir morgen nach Orrick abreisen.«
    Vor Freude über diese Nachricht ritt Lilliane an diesem Abend auf einer Woge des Glücks. Wenn irgend jemand be zweifelt hatte, dass zwischen Lord Corbett und seiner schönen Frau nicht alles zum Besten stand, wurde er an diesem Abend eines Besseren belehrt. Er war immer an ihrer Seite, obwohl er während dieser langen Abendsrunden mit zahl reichen Lords sprach. Ihr glückliches Lachen klang ihm stän dig im Ohr, ihre fröhliche Stimme war immer in seinem Be wusstsein, auch wenn er vielleicht mit jemand anderem sprach. Seine Augen hingen ständig an ihr.
    Was Lilliane anging, so entfernte sie sich nicht von Cor bett, obwohl sie eifrig Konversation betrieb. Sie hatte das Empfinden, sich von ihrem Glück dahintreiben zu lassen, und nichts konnte dieses wunderbare Gefühl dämpfen.
    Als sie ein paar Augenblicke für sich hatte, ve r suchte sie, hinter den Grund für ihr merkwürdiges Hochgefühl zu kommen. Natürlich war sie darüber glücklich, dass sie mor gen zurück nach Orrick fahren würden. Danach sehnte sie sich beinahe seit der Stunde, da sie in London angekommen waren. Es war trotzdem seltsam, dass sie ausgerechnet am Abend vor ihrer Abreise diese normalerweise so schwierige Gesellschaft geradezu genoss.
    Vielleicht fand sie den Abend deshalb so angenehm, weil sie glücklich war, dachte sie. Aber es war mehr als nur die bevorstehende Abreise, das sie in diese überglückliche Stim mung versetzte. Erneut suchten ihre Augen Corbett, nur um festzustellen, dass sein ungest ü mer Blick bereits auf ihr ruhte. Er stand nicht allzu weit von ihr entfernt und unterhielt sich mit dem Erzbischof, von York. Doch obwohl sein Gegenüber ein anregender Gesprächspartner zu sein schien, wusste Lil liane, dass Corbetts Gedanken bei ihr waren. Dieses Wissen jagte ihr insgeheim einen süßen Schauer über den Rücken. Wer hätte jemals vermutet, dass sie mit ihm glücklich sein würde? Einen Augenblick lang umwölkte sich ihr Blick, als sie sich daran erinnerte, wie unerbittlich ihr teurer Vater auf seiner Entscheidung bestanden hatte, dass sie ihn heiraten sollte. Sie hatte ihn in jeder Hinsicht bekämpft, doch wenn sie in jener schrecklichen Nacht mit ihrer Flucht in die Abtei von Burgram Erfolg gehabt hätte, wo stünde sie dann jetzt?
    Sie würde von William umworben.
    Die Erkenntnis war ebenso plötzlich wie absche u lich. Die andere Möglichkeit war, dass sie den Rest ihrer Tage auf der Abtei oder als alte Jungfer unter dem

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