Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
Vom Netzwerk:
Schiffe und Soldaten sprichst, werde ich die Bänder meines Gewandes lösen und es able gen.«
    Ihre Augen glitzerten vor Vergnügen, denn Corbetts Antlitz war der Inbegriff des Verdrusses, während er sie Schritt für Schritt durch die überfüllte Halle verfolgte. »Und wäh rend du dir Sorgen über die angegriffene Gesundheit des Königs machst, werde ich in unser Bett schlüpfen. Doch wenn du zu lange fort bleibst, werde ich einschl a fen.«
    »Die angegriffene Gesundheit des Königs?« fragte Corbett plötzlich wachsam und überrascht. »Was weißt du davon?«
    Sie hörte seine Worte nicht mehr, denn sie war unabsicht lich gegen einen stattlichen älteren Gentleman geprallt. Auch sah sie den misstrauischen Ausdruck nicht, den Corbetts Augen nach ihren letzten Worten angenommen hatten, denn sie entschuldigte sich gerade bei dem anderen Mann. Als sie ih rem Mann schließlich ein Lächeln zuwarf, bevor sie die Treppen hinauffloh, sah sie nur, dass er sie mit gerunzelter Stirn und dunklem Blick beobachtete. Sie merkte nicht, dass sein Blick, auch nachdem sie entschwunden war, auf die Stelle gerichtet blieb, wo sie eben noch gestanden hatte.
    Es war fast Mittag, als sie den Tower verließen. Lilliane war erst ziemlich spät erwacht und Corbett hatte ihr gemeinsa mes Bett bereits verlassen, um ihre Abreise vorzubereiten. Sie hatte jedoch keine Zeit, enttäuscht zu sein, denn ihre Zofe war sofort an ihrer Seite, drängte sie, aufzustehen und sich für den Tag fertig zu machen. Sie hatte Corbett nicht gese hen, bis sie in den Vorhof des Tower hinabgestiegen war, wo bereits die Pferde angeschirrt worden waren. Der bloße An blick seiner großen, muskulösen Gestalt hatte lebhafte Erin n e rungen an die vergangene Nacht mit sich gebracht.
    Sehr zu ihrer Enttäuschung war er erst spät zu ihr gekom men. Aber obwohl er sie hatte warten lassen, war er in sei nen Aufmerksamkeiten ihr gegenüber sehr gewissenhaft ge wesen.
    Seine Liebe hatte nichts Spielerisches an sich gehabt, trotz der gegenseitigen Neckereien, die ihr vorau s gegangen wa ren. Im Gegenteil: Er war merkwürdig ernst gewesen, scheinbar en t schlossen, sie in die luftigen Höhen der Lust emporzuschwingen und fast sein eigenes Vergnügen dar über zu vernachlässigen. Er war leidenschaftlich und schweigend gewesen, und beide waren vollkommen er schöpft gewesen, als sie ihren Höhepunkt erreicht hatten. Es war, als ob Corbett versucht hatte, sie in sich aufzunehmen, ihren Geist, ihren Körper und ihre Seele. Danach hatte er sie die ganze Nacht über dicht an sich gepresst.
    Jetzt, da er von seinen Männern und den zahlreichen Die nern umgeben war, die die Tiere beluden, ließ er kein Zeichen seiner Zuneigung – oder Vertrautheit – ihr gegenüber deutlich werden. Aber so langsam begann Lilliane, ihn bes ser zu durchschauen, und sie wusste, dass sein Blick, auch wenn er kurz war, es nicht an Sorge um sie mangeln ließ. Sie wartete geduldig neben ihrem gescheckten Zelter, während er die letzten Einzelheiten ihrer Abreise regelte. Erst dann ging er gemeinsam mit einem Ordensmann im Schlepptau zu ihr hinüber.
    »Bruder Claverie wird unsere Reise segnen«, verkündete Corbett. Er begrüßte sie nicht, aber seine Augen schienen sie so gierig in sich aufzunehmen, dass sie Mühe hatte, nicht zu erröten. Sie war erleichtert, dass sie pflichtschuldigst den Kopf senken durfte, als der stämmige Bruder seinen langatmigen Reisesegen sprach. Sie beteten um gutes Wetter, gute Straßen, Sicherheit vor Angreifern und, wie üblich, um die Gesundheit des Königs.
    Als der Bruder sich wieder entfernte, murmelte Corbett leise: »Ja, wir sollten alle andächtig für die Gesundheit des Königs beten.«
    »Ist er denn wirklich so krank?«
    »Warum glaubst du, dass er krank ist?« antwortete Cor bett, als er sie zu ihrem Pferd führte. »Wer hat dir solche Flausen in den Kopf gesetzt?«
    Lilliane zögerte einen Augenblick. Sie hatte es natürlich von William gehört. Aber er war am vergangenen Abend nicht zugegen gewesen, und es schien zwecklos, nun, da sie London verließen, noch seinen Namen zu erwähnen. »Ich… ich bin nicht sicher, wer es mir gesagt hat. Vielleicht habe ich auch ein Gespräch mit angehört…« Sie machte eine unbekümmerte Handbewegung. »Bei den vielen Menschen, die ich hier kennen gelernt habe, ist es ein Wunder, dass ich mich an alle Namen erinnern kann, ganz zu schweigen davon, wer mir welchen Klatsch hinterbracht hat.«
    »Ja, man vergisst leicht, wer

Weitere Kostenlose Bücher