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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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schwor sie sich. Nicht heute nacht.
    Trotz all ihrer Entschlossenheit spürte Lilliane eine ungewohnte Müdigkeit, bevor das Abendessen überhaupt begon nen hatte. Trotz seiner abwesenden Art bemerkte Corbett ihre offensichtliche Erschö p fung.
    »Arbeitest du so hart, dass du schon zu solch früher Stun de zu gähnen anfängst?« fragte er in leichterem Ton, als er es seit einer Woche getan hatte.
    »Diese Art von Arbeit unterscheidet sich zwar von deiner eigenen, aber sie ist trotzdem ermüdend.«
    Er ließ sie an dem hohen Tisch Platz nehmen und setzte sich neben sie. »Ich gestehe, dass ich sehr wenig darüber weiß, wie Edelfrauen ihre Tage verbringen.«
    »Ich weiß sogar noch weniger drüber, wie du die deinen ve r bringst«, antwortete Lilliane mit wehle i digerer Stimme, als sie beabsichtigt hatte.
    Corbett warf ihr einen unverwandten, fast suchenden Blick zu. »Ich habe im Osten viel über Verteidigung gelernt. Und über Verrat.« Er hielt inne. »Ich will, dass Orrick unein nehmbar ist. Um das zu bewirken, müssen die Wachen gut ausgebildet und die Verteid i gungsanlagen des Schlosses gut in Schuss sein.«
    Es kam ihr der Gedanke, dass Orrick niemals einen ernst haften Feind hatte außer Colchester. Ihr Verstand sagte ihr, dass diese Gefahr nun vorbei war. Aber wie war dann die neuerliche Bedrohung zu erklären?
    »Hast du… haben wir denn so viele Feinde?« fragte sie zögernd.
    Wieder schienen Corbetts scharfe graue Augen sie genau zu mu s tern, obwohl seine Antwort unbestimmt war. »Ich be zweifle, dass unsere Angreifer uns berauben wollten.«
    »Du bist meinen Fragen über diesen Tag immer ausgewi chen«, klagte Lilliane ihn an, ihre Verwirrung mischte sich mit ihrer Erschöpfung und verdross sie vollends. »Hast du je mals herausb e kommen, wer es war?«
    Einen Augenblick lang war sie sicher, dass er sich ihr anvertrauen würde, ihr sagen würde, wem er eine solch hinter hältige Tat zutraute. Aber dann zog eine Bewegung am anderen Ende der Halle seine Aufmerksamkeit auf sich.
    Als Lilliane den Blick hob, sah sie, dass Sir Dünn auf sie hera b blickte, einen äußerst wütenden Ausdruck auf seinem Gesicht.
    »Sir William of Dearne ist soeben angekommen. Er erwar tet, dass man ihn als Gast empfängt.«
    Lilliane sah Corbett an, um seine Reaktion zu erfahren, aber seine Augen waren auf Dünn gerichtet. Die beiden Männer tauschten einen wissenden Blick miteinander, einen Blick, der sie vollkommen ausschloss.
    »Und warum sollte man ihn nicht wie einen Gast behan deln?« fragte sie, wobei ihre Triebfeder eher der Mangel an Vertrauen, den beide Männer zur Schau stellten, als ihre im merwährende Freun d schaft für William war. »Seine Tochter steht unter meiner Obhut. Er verdient unsere Gastfreund schaft. Ich schlage vor, dass Ihr Euch Eure Aufgabe hier ins Gedächtnis ruft, Sir Dünn. Ich bin diejenige, die die Gäste versorgt.«
    Sie bedeutete zwei Dienern, sich um William zu küm mern, aber sie wartete nicht, um sich davon zu überzeugen, dass ihre Befehle ausgeführt wurden. Seine Ankunft schien der Tropfen zu sein, der das Fass dieses langen und zermür benden Tages zum Überlaufen brachte. Der wenige Appetit, den sie gehabt hatte, war ihr nun vergangen. Dünn sah sie grimmig an. Corbett behandelte sie außerordentlich merkwürdig, und sie wusste, dass sie nicht in der Lage dazu war, ihren Mann und William zu einem höflichen Umgangston zu bewegen.
    Als sie sich erhob, um den Tisch zu verlassen, packte Cor bett ihre Hand und sah sie scharf an. »Fliehst du vor deinen Pflichten als Gastgeberin und Herrin dieses Tisches?«
    Aus dem Nichts traten ihr Tränen in die Augen, und sie musste sie fortzwinkern. »Die Diener sind bestens in der La ge, das Fleisch ohne meine Anweisungen zu servieren«, brachte sie heraus. Dann warf sie Dünn einen verächtlichen Blick zu, reckte das Kinn und sah Corbett an. »Außerdem bezweifle ich, dass meine Gesellschaft sehr vermisst würde.«
    Lilliane wünschte sich, dass Corbett ihr folgte, aber zu ihrer großen Enttäuschung tat er es nicht. Als sie in ihrem Ge mach war, entließ sie die junge Diens t magd,, die ihr hinterhergeeilt war. Dann löschte sie die beiden Fackeln und die Kerzen in dem schweren fünfarmigen Kerzenleuchter. Im dämmrigen Licht des Feuers schlüpfte sie aus ihrer einfa chen rostfarbenen Tunika und zog eine alte, wollene Decke über ihre Schulter.
    Ein großes Schafsfell lag auf dem Boden vor dem glühenden Feuer, und mit einem trostlosen

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