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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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galt es immer noch, die gefürchteten Weih nachtsfeie r lichkeiten durchzustehen. Warum Corbett den Plan hatte, Menschen zu unterhalten, die er noch nicht ein mal mochte, und das so bald nach dem Tod ihres Vaters, war ihr immer noch ein Rätsel. Aber er war während ihrer Reise in einer schwierigen Stimmung gewesen, und sie hatte nicht gewagt, ihn zu fragen.
    Auf Magdas Drängen hin hob sie die Arme, so dass diese ihr die Tunika über den Kopf ziehen konnte.
    »Wir haben eine ziemliche Aufgabe vor uns«, kamen ihre erstickten Worte unter dem Gewand hervor.
    »Was es auch sein mag, es gibt nichts, das nicht noch ei nen Tag warten kann«, antwortete Magda, während sie Lil liane auf den dampfenden Waschz u ber zuschob, der vor einem kräftigen Feuer stand.
    »Das sagst du jetzt«, antwortete Lilliane, als sie sich die restlichen Kleider ausziehen ließ. »Aber jedes Paar Hände auf Orrick wird vonnöten sein, um den Willen meines Ge mahls zu erfüllen.«
    »Ihr könnt ihn doch mit einem einzigen Lächeln um den Finger wickeln.«
    Lilliane grinste und ließ sich dankbar in das warme Wasser sinken. »Ich will hoffen, dass du recht hast«, räumte sie ein. »Aber ich spreche von den Festlichkeiten zu Weihnach ten. Er hat fast einhu n dert Gäste eingeladen! Denk doch mal, was das bedeutet, Magda. Wir müssen sie beim Fest des heiligen Thomas unterhalten, Geschenke und ein großes Bankett für die Weihnachtsfeier vorb e reiten, sie dann beim Fest des heiligen John bewirten. Wenn das Wetter ihre Abreise verhindert, werden sie bis zum Fest der unschuldigen Kinder bleiben – vielleicht können wir sie ja an jenem Tag zum Fasten bewegen. Und natürlich sind da noch all diejenigen, die bis zum Dreikönigsabend bleiben.« Sie schürzte die Lippen, denn schon fühlte sie sich von dieser riesigen Aufgabe eingeschüchtert, die auf sie wartete. »Wir können von Glück sagen, wenn sie uns vor Maria Lichtmess wieder verlassen!«
    Aber trotz ihrer Angst, für Festlichkeiten in solch großem Rahmen sorgen zu müssen, wohnte in ihrem Herzen trotzdem eine geheime Befriedigung. Corbett vertraute ihr, dass sie das Schloss vorbereiten und dafür sorgen würde, dass jede Einzelheit der tagelangen Feie r lichkeiten aufs Beste vorberei tet war. Als sie sich schließlich in ihr hohes Bett legte, hatte sie bereits eine Liste von Mahlzeiten und Quartieren zusam mengestellt, und sie hatte schon entschieden, welche Vergnügungen sie den Gästen bieten müßte.
    Sie war entschlossen, wach zu bleiben, bis Corbett zu ihr kam. Aber kaum hatte sie sich hingelegt, als eine überwälti gende Schläfrigkeit von ihr Besitz ergriff. Obwohl sie sich be mühte, wach zu bleiben, schienen ihre wachen Gedanken sich bald mit merkwürdigen Träumen zu vermischen. Warte auf Corbett, sagte sie sich. Doch das letzte Bild, an das sie sich erinnern konnte, war das eines großen schwarzen Vo gels, der über einem schneebedeckten Feld seine Kreise zog, wo eine einsame weiße Blume es wagte, ihren zarten Kopf zu erheben.
    Sir Dünn beobachtete sie schärfer denn je, obwohl er ange strengt versuchte, dies zu überspielen. Aber Lilliane spürte, dass seine Augen auf ihr ruhten. Sie hätte sich bei Corbett darüber beklagt, aber er war in merkwürdig angespannter Stimmung. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass er ebenfalls versuchte, durch sie hindurch zu sehen, als ob ihm das, was er auf der Oberfläche sah, immer noch nicht genug war.
    Alles andere verlief bestens. Die Diener waren während der Abwesenheit ihrer Herrschaft sehr gewissenhaft gewesen, und sogar die schwache, kleine Elyse schien zu gedei hen.
    Und doch wusste Lilliane, dass etwas nicht stimmte.
    Am Nachmittag ihres dritten Tages auf Orrick entschloss sie sich, Corbett am Abend darauf anzusprechen. Er war mit seinen Kriegern draußen, wie er es seit ihrer Rückkehr bei Tageslicht immer gewesen war.
    Lilliane verschloss den Vorratsraum, dann ging sie die vier kleinen Treppenstufen hinauf. Oben wurde ihr kurz schwin delig, aber nach einer kurzen Pause ging es vorbei, und sie ging weiter. Corbett war in den letzten Tagen ziemlich aufbrausend zu den armen Schlosswachen gewesen, ebenso wie mit den Bogenschützen und seinen eigenen Rittern. Aber besser er drillte sie bis zum Umfallen, als dass er seine schlechte Laune an ihr ausließ. Doch jede Nacht, wenn er spät zu Bett kam, war er schnell in einen ruhelosen Schlaf ge fallen, und sie konnte ihre Enttäuschung nicht vollkommen verdrängen.
    Aber nicht heute nacht,

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