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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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der Kreuzung zur Abtei von Burgram, meine süße Lilliane. So lange schon hat man uns unser Glück vorenthalten. Aber jetzt müssen wir handeln. Komm sofort zu mir. Erzähle niemandem von unserem Vorhaben. Habe keine Angst, alles hinter dir zu lassen, denn ich habe bereits Pläne geschmiedet, die dich und Orrick ein für allemal von deinem grausamen Ehemann befreien.
    William Lilliane starrte noch lange, nachdem sie die Worte gelesen hatte, auf das Pergament hinab. Er hatte Pläne geschmiedet, um sie von Corbett zu befreien? Guter Gott! Er musste wirk lich verrückt sein! Glaubte er wirklich, dass sie ihr Ehegelübde so leicht nahm? Selbst wenn sie mit einem Mann verheira tet gewesen wäre, den sie verabscheute, hätte sie diesen nicht so ohne weiteres betrügen können. Aber sie liebte Corbett von ganzem Herzen und mit ganzer Seele. Mit jeder Faser ihres Seins. Sie würde ihn niemals verlassen. Und genau so wenig würde sie es zulassen, dass William ihm irgendein Leid antat.
    Lilliane blickte Ferga an. »Wie hat er sich b e nommen? War er verrückt oder verwirrt?«
    »Nein. Nein. Er war ruhig und höflich. Er hat sich sogar dafür entschuldigt, dass er mich fesseln musste. Aber Ihr wisst ja schließlich, dass er niemals gewalttätig war.«
    Lilliane antwortete nicht. William schien zwar nach außen kein gewalttätiger Mann zu sein, aber seine Drohung sprach eine andere Sprache. Sie knüllte das Pergament zusammen und warf es ins Feuer. Sie wusste nicht, ob sie wütender auf ihn oder auf sich selbst sein sollte. Sie hatte William niemals erklärt, was sie für Corbett empfand. Sie hatte törichterweise ihrer Zuneigung für William gestattet, noch weiterzube stehen, nachdem sie eigentlich schon längst hätte gestorben sein sollen. Er hatte natürlich ein Recht auf sein Kind, das wusste sie. Aber es war vollkommen falsch, wenn er sie auf diese Weise an sich nahm und dadurch das Leben der Kleinen gefährdete. Und das Leben Corbetts bedrohte!
    Erregt dachte sie über die Möglichkeiten nach, die sich ihr boten. Aber vor dem Hintergrund von Williams Hass auf Corbett, Elyses zarter Gesundheit und Williams entsetzlicher Drohung, konnte Lilliane nur zu einer einzigen Schlussfolgerung kommen. Egal, von welcher Seite sie es betrachtete, die Antwort war immer die gleiche. Sie musste William an dem von ihm vorgeschlagenen Ort treffen und dort versuchen, ihn davon zu überzeugen, wie verge b lich sein Tun war. Wenn sie ihn beruhigen konnte, gab er vielleicht auch seine törichte Drohung auf. Und vielleicht ließ er sogar Elyse bis zum Frühjahr bleiben. Sie würde ihm versprechen, das Kind nach Schloss Dearne zu bringen. Sie würde ihm sein Kind nicht verweigern, egal, wie sehr sie das kleine Mädchen mittlerweile lieben gelernt hatte.
    Mit diesem Entschluss sah sie Ferga an. »Leg dich hin und ruh dich aus, Ferga. Ich werde mich um William und Elyse kümmern.«
    »Soll ich denn nicht den Herrn holen?«
    »Nein!« Lillianes erschrockener Schrei verblüffte Ferga. Mit einiger Anstrengung gelang es ihr, ruhiger zu sprechen. »Nein, es wäre das beste, wenn er überhaupt nicht davon erführe. Sir William hat in seiner Zuneigung für seine Tochter nur den falschen Weg eingeschlagen. Aber wenn ich ihn treffe, wie er es sich erbeten hat, kann ich vielleicht seine Ängste beruhigen und ihn überreden, Elyse zurückzubri n gen. Au ßerdem weißt du doch, dass dem Temper a ment meines Gat ten die Zügel schießen würden, wenn er jetzt William gegen überstünde.«
    Diese letzten Worte überzeugten Ferga davon, weiter zu schweigen. Das und Lillianes Versprechen, zwei Wachen mitzunehmen. Aber Lilliane hatte keineswegs die Absicht, dieses Versprechen zu halten. Sie dachte keine Sekunde über die Folgen nach, sondern eilte zum Stall, sattelte Aere, ihr Lieblingspferd, und donnerte ohne ein Wort zu den dort kauernden Wachen zum Schlosstor hinaus.
     

22

    Die Nacht war pechschwarz und bitterkalt. Hätte Lilliane den Weg nicht so gut gekannt, hätte sie sich mit Sicherheit verirrt. Kein Mondstrahl glitzerte auf den geknickten, ver trockneten Grashalmen, kein Stern beleuchtete die nackten, nach oben gereckten Zweige der Eichen und Buchen. Dies war eine Nacht, die sich am besten für Wölfe und Eulen eig nete, diese tödlichen Jäger und ihre unglückliche Beute.
    Lilliane versuchte nicht daran zu denken, was bei ihrem kümme r lichen Plan alles schief gehen konnte. Aere mochte stolpern und hinfallen, obwohl Lilliane sie einen

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