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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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Die Männer tranken und spielten, prahlten, erzählten einander Zoten und fluchten ständig vor sich hin. Lilliane hielt es für das beste, die Ladys aus der gro ßen Halle hinauszuführen, bevor die Männer zu ungestüm wurden; sie vertraute auf Corbett. Er würde ihre Gäste schon zur Mäßigung bewegen.
    Corbett sagte ihr sehr liebevoll gute Nacht, als sie sich erhob, um zu gehen. Er küsste ihre Hände und hielt sie fest, als sie sich abwenden wollte.
    »Soll ich dich wecken, wenn ich zu Bett gehe?«
    Lilliane senkte vor seinem durchdringenden Blick das Haupt und spürte, wie sich ihre Wangen röteten. »Ja.«
    »Es wird vielleicht sehr spät sein. Wirst du nicht zu müde sein?«
    Bei diesen Worten blickte Lilliane in sein ernstes Gesicht hinauf.
    »Ich bin niemals zu müde, um Euch zu empfangen, mein Gebieter.«
    Wieder entstand eine Pause. »Du bist in letzter Zeit sehr erschöpft.«
    Er hatte es also bemerkt. Auf der Stelle beschloss Lilliane, ihm von dem Kind zu erzählen. Heute nacht, nachdem sie sich geliebt hatten, würde sie es ihm gestehen. Dann würde sie wissen, wo sie mit ihm stand.
    »Ich werde auf dich warten«, schwor sie ihm.
    Als sie dann wieder in ihrem Gemach war, schritt Lilliane ruhelos auf und ab. Sie verspürte genauso viel Begierde wie eine frischgeb a ckene Ehefrau, das musste sie zugeben.
    Sicherlich war es eine Sünde, ein so heftiges Ve r langen für seinen Ehemann zu verspüren. Doch sie kannte kein Gebot der Kirche, das ihre tiefe Leidenschaft für Corbett verbat.
    Es würde lange dauern, bis er kam. Sie wusste, dass einige der Männer am liebsten bis zum Morgengrauen spielen wür den. Bei dem Gedanken an diese Mö g lichkeit runzelte sie die Stirn und schlang die Arme um ihre Taille. Ihr süßes Ge heimnis war tief in ihrem Inneren verborgen. Corbett wusste nichts davon.
    Aber was ihre Liebe für ihn betraf, konnte er nicht ganz so unwissend sein. Selbst wenn er ihre geflüsterten Worte der Liebe nicht gehört hatte, musste er zumindest vermuten, wie sie empfand. Sie war vollkommen unfähig, ihre Gefühle zu verbergen, ganz im Gegensatz zu ihm.
    Er hatte ihre Liebe niemals wirklich gesucht. Doch es hat te Zeiten gegeben, da er sie auf eine ganz bestimmte Weise angesehen oder vielleicht etwas Unerwartetes gesagt hatte. Sie biss sich auf die Lippe. Wie unsicher sie doch war! Viel leicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen, ihm zu sagen, was sie für ihn empfand.
    Ein nervöser Schauer lief ihr den Rücken hinab, wenn sie an solch eine Eröffnung dachte. Sie konnte alles gewinnen, was sie sich erträumte, genauso gut konnten ihre Träume je doch für immer zerstört werden.
    Lilliane begann erneut, auf und ab zu schreiten. Dann blieb sie stehen. Vielleicht konnte sie sich die Zeit mit Elyse vertrei ben. Ferga gab dem Kind immer noch eine nächtliche Mahl zeit, aber heute nacht würde sie es selbst tun. Der Gedanke beruhigte sie, und sie zog ihre Tunika erneut über ihr Unterkleid. Sie merkte, dass ihr Haar in höchst anzüglicher Weise lose den Rücken hinabfiel, also legte sie einen kurzen Kapu zenmantel an und stopfte es schnell in das wollene Gewand. Dann ging sie leise die Treppen hinab und über die Loggia zu dem Flügel hinüber, in dem sich das Kinderzimmer befand.
    Doch Lilliane sollte alles andere als ein friedlich schlafen des Kind vorfinden.
    »Ferga! Ferga!« Lilliane eilte zu der gefesselten Gestalt, die auf dem Teppich lag.
    »Sie ist fort! Er hat sie mit sich genommen!« rief die schluchzende Frau aus, nachdem Lilliane sie von dem Kne bel befreit hatte.
    »Elyse? Jemand hat sie mitgenommen? Aber wer? Wer?«
    »Sir William! Er hat gesagt, dass sie ihm gehöre, und dass kein Teufel König Edwards sie für ihn aufziehen dürfe.«
    »Oh, gütiger Gott im Himmel«, flüsterte Lilliane, als sie der verängstigten Frau beim Aufstehen half. »Er muss ver rückt sein, wenn er ein solch winziges Kind in eine Winter nacht wie dieser mit hinaus nimmt. Beeil dich, Ferga. Wir müssen damit zu Corbett. Er kann…«
    »Aber Mylady, wartet. Lest erst das hier.« Ferga ergriff ih ren Arm und zog ein Stück Papier hervor. »Sir William ver langte unerbittlich, dass ich Euch das hier gebe, wenn nie mand sonst zugegen ist.«
    Lillianes Hand zitterte, als sie das kleine Stück Pergament in die Hand nahm und die Worte las, die William dort nie dergeschrieben hatte.
    Sie ist meine Tochter. Ich habe sie dir anvertraut, damit du sie aufziehst. Wir können das immer noch zusammen tun. Treffe mich an

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