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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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war sie in der Zeit gefangen, sie erinnerte sich an ihr früheres Leben, das so weit entfernt war und ihr doch plötzlich so wirklich erschien, als sei alles erst gestern geschehen. Dieses Zimmer hatte ihrer Mutter als Refugium gedient, ein Ort, an dem sie hatte allein sein oder leise Gespräche mit ihren schnell heranwachsenden Töchtern hatte führen können. Es war immer warm und einladend gewesen, etwas ganz Be sonderes.
    Lilliane Zorn verrauchte augenblicklich. An seine Stelle trat eine traurige Sehnsucht nach einer Zeit, die niemals wie derkehren würde. Sie ließ ihre Augen im Zimmer umherschweifen und nahm den Anblick der vertrauten Möbelstücke und der Teppiche in sich auf. Es gab hier durchaus auch Veränderungen, wie sie bemerkte. Einer der gobelin verzierten Hocker war entfernt worden. Jetzt stand nur noch ein einziger Stuhl vor den großen, schmalen Fenstern.
    Dann entdeckte sie den schweren Ledersack, der an die große Truhe in der Ecke gelehnt war, und sie spürte, wie er neut eine Woge des Zorns über sie hinweg brandete. Er war auf überhebliche Weise in Orrick eingeritten. Er hatte sie be handelt wie eine Dienstbotin, eine Magd ohne jede Bedeu tung. Und jetzt wohnte er in diesem Gemach, als ob er ein Recht dazu hätte.
    Schnell ging sie zu dem Ledersack hinüber und schob ihn von der seit langem geleerten Truhe ihrer Mutter fort. Mit ei nem dumpfen Laut fiel er um, und ein paar Kleidungsstücke sowie ein großes Bündel Papiere fielen durch die nicht festgebundene Lasche heraus.
    Lilliane waren seine Gewänder gleichgültig, aber die Papiere erregten ihre Aufmerksamkeit. Einen Augenblick lang zögerte sie. Dann kniete sie mit einem misstrauischen Blick über die Schulter nieder und legte sich das Päckchen zusam mengebundener Papiere in den Schoß.
    Schnell blätterten ihre schlanken Finger die Dokumente durch. Ein Schriftgelehrter musste sie verfasst haben, denn die Handschrift war flüssig und die Dokumente waren mit zahl reichen Siegeln versehen. Aber es handelte sich um eine Sprache, die sie nicht erkannte. Weder Französisch, noch Lateinisch, noch Englisch, die Worte waren ihr vollkommen fremd, so dass sie vor Verwirrung die Stirn runzelte.
    Sie rätselte, was das wohl zu bedeuten hatte, als sie plötz lich spürte, wie sich ihre feinen Nackenhaare sträubten. Keu chend blickte sie zur Tür, nur um in die dunklen, grollenden Augen Sir Corbetts zu blicken.
    Er sagte kein Wort, aber sein grimmiger Blick schien sie dort festzunageln, wo sie kniete. Hilflos und schrecklich ver legen, dass sie so erwischt wurde, versuchte sie nervös, sich zu erheben. Aber mit drei schnellen Schritten durchquerte er den Raum und setzte einen Lederstiefel auf den Rock ihrer fadenscheinigen Arbeitskluft.
    Angesichts einer solch beleidigenden Geste verflog Lillia nes Verlegenheit. Aber als sie erfolglos an ihrem Gewand zerrte, um sich zu befreien, begann der Zorn wieder in ihr aufzusteigen.
    »Werden so sämtliche Gäste auf Orrick willko m men ge heißen? Indem man ihren Besitz durchsucht?« Die leise Dro hung in seiner Stimme ließ sie inneha l ten, plötzlich war sie sich ihrer selbst nicht mehr so sicher.
    Stumm starrte sie zu dem muskulösen Mann auf. Er war groß, und wie er da über ihr emporragte, seine Arme streng über seiner breiten Brust verschränkt, kam er ihr wie ein Rie se vor, und sie wich voller Furcht vor ihm zurück. Mit einer plötzlichen Bewegung beugte er sich herab und schnappte ihr das Päckchen aus dem Schoß, dann gab er es einem stäm migen Ritter, der ihm gefolgt war.
    »Was soll das?« rief der andere Mann aus. »Hat Orrick uns bereits seine Diebesbande auf den Hals gehetzt?«
    »Vielleicht ist sie nur eine Diebin. Vielleicht aber auch ei ne Spionin. Ich werde die Wahrheit bald ans Licht bringen, Dünn.« Mit diesen Worten griff Sir Corbett Lilliane am Kra gen und hob sie grob auf die Füße.
    Angesichts seines finsteren Blicks und der einde u tigen Abneigung wich Lilliane einen Schritt zurück. Sie war unfä hig zu antworten. Ihr Herz pochte schmerzhaft in ihrer Brust, und ein kleiner Tropfen eiskalten Schweißes rann zwi schen ihren Brüsten hinab. Sie konnte nur an eines denken: Diesen Mann, der sie in Angst und Schrecken versetzte, soll te sie heiraten. Diese eindeutige Bedrohung erschütterte sie bis ins Mark.
    »Sprich, Mädchen«, befahl er kurz angebunden. »Was hattest du mit meinen Sachen zu schaffen?«
    »Ich… ich habe nur… es fiel…« stotterte Lilliane und schwieg

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