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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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war erst ein paar Stunden auf Orrick und jagte bereits den Dienstboten hinterher. Er hatte noch nicht einmal Anstand genug, um da mit bis nach der Hochzeit zu warten. Die Tatsache, dass ihr Vater allen Ernstes beabsichtigte, sie mit diesem Halunken zu verheiraten und, schlimmer noch, ihn für einen ehrenhaf ten Mann hielt, erbitterte sie zutiefst. Ein Ritter, ja das war er! Dieses große, grinsende Tier, das da vor ihr saß, hatte mit Sicherheit nicht einen Funken Ahnung, was man unter Rit terlichkeit verstand!
    Aber immerhin würde das sein Untergang sein, rief sie sich ins Gedächtnis.
    Mit diesem festen Entschluss stellte sie sich dem arroganten Mann aufs neue. Ein schwaches Lächeln spielte um ihre Lippen. »Es ist unwahrscheinlich, dass Ihr irgend etwas tun könnt, das Lady Lilliane zu beeindrucken vermag.«
    Er antwortete nicht sofort, und sie bemerkte, dass er auf die weiche Rundung ihres Mundes blickte. Verwirrt wandte sie den Blick ab, ihr Stirnrunzeln kehrte zurück.
    »Es ist unerheblich, wie wählerisch sie sein mag. Sie wird sich dem Willen ihres Gatten zu fügen haben. Jetzt komm her und hilf mir, meine Tunika abzul e gen.«
    Sie benötigte all ihre Willenskraft, um ihren Zorn im Zaum zu halten. Nur indem sie sich beständig an ihr Ziel erinnerte, sich ein für allemal von ihm zu befreien, konnte sie sich dazu zwingen, seine Befehle auszuführen. Doch er hatte ihren Widerwillen bemerkt, denn als sie vor seinen ausge streckten Füßen stehen blieb, grinste er.
    »Komm näher. Ich beiße nicht.«
    Lillianes Herz raste, als sie näher rückte. Seine grauen Au gen blickten sie unverwandt an, und sie fragte sich, welche Gedanken wohl unter diesem wachsamen Äußeren brodeln mochten. Er bewegte sich nicht, um es ihr leichter zu machen, und mit einem entmutigten Seufzer der Resignation streckte sie ihre Hand aus, um den silbern eingefassten Le dergürtel um seine Taille zu lösen. Sie biss sich auf die Lip pen, um den Fluch zurückzuhalten, als ihre Finger mit seiner Gürtelschnalle kämpften. Statt sich nun kühl und abweisend zu verhalten, zitterte sie wie ein Kind, und, was noch schlimmer war, er bemerkte es. Als sie ihn schließlich gelöst hatte, zog sie ihn von seiner Taille fort und legte ihn hastig beiseite.
    Seine Tunika war das nächste, und er lehnte sich zuvor kommend vor, um ihr ihre Aufgabe zu erleichtern. Aber wenn sie das Ausziehen des Gürtels schon nervös gemacht hatte, so brachte es sie völlig durcheinander, als sie die weiche Fell-Tunika von seinen Schultern gleiten lassen musste. Wie eine zweite Haut bewahrte das Leder seine Körperwär me. Lilliane schleuderte die Tunika beinahe fort, so sehr war sie darauf bedacht, sich von den merkwürdigen Gefühlen zu befreien, die sie in ihr hervorrief.
    Er sah auf, und als sie zögerte, ihm das Hemd auszuzie hen, war sie sicher, einen Funken der Erheiterung in seinen Augen zu bemerken. »Mein Hemd«, soufflierte er selbstgerecht. Als sie nicht antwortete, grinste er.
    »Dann zieh mir die Stiefel aus«, sagte er scharf.
    Sein Blick war jetzt warnend, und seine Worte waren leise und eindringlich. »Lord Barton lässt bei dir vielleicht die Zü gel schießen. Aber ich werde das nicht tun.«
    Unter Aufbietung ihrer ganzen Willenskraft schluckte sie ihren Zorn hinunter. Er war doch nur ein eingebildeter Narr! Doch sie wusste, sie musste die Rolle der Dienstmagd weiter spielen. Tu es, sagte sie zu sich. Es wird bald vorüber sein.
    So biss sie die Zähne zusammen, kniete nieder und wand te ihre Aufmerksamkeit seinen Stiefeln zu. Während sie sich grimmig auf diese Aufgabe konzentrierte, bemerkte sie, dass sie in einem ungewöhnlichen Stil gearbeitet waren. Sie liefen fast bis zu seinen Knien hoch und verbargen einen Großteil seiner Kniehosen. Die Stiefel bestanden aus schwerem Leder, das jedoch erstaunlich geschmeidig war.
    Als er nur noch in Beinlinge und Strümpfe gekleidet war und sie vor der Wahl stand, was sie ihm als nächstes auszie hen sollte, weigerte sie sich nun doch. Nachdem sie sich wie der erhoben hatte, wich sie zurück.
    »Mein Hemd. Komm, zieh es mir aus«, befahl er, ent spannt auf der Bank sitzend.
    Lilliane schluckte krampfartig, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Du lernst besser gleich, dass ich von meinen Dienern und G e folgsleuten unbedingten Gehorsam verlange.« Sein Ge sicht war unergründlich und seine Stimme ausdruckslos, doch Lilliane spürte, wie ein angstvolles Zittern sie überkam. Plötzlich tat es ihr leid, dass sie

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