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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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dass er jetzt zornig war. Als er sie nur auf merk würdig nac h denkliche Weise anstarrte, schlug ihr Herz plötzlich schneller, und sie schluckte krampfartig.
    Sie fühlte sich von diesem Blick verschlungen, aber alles lief, wie sie geplant hatte, rief sie sich nervös ins Gedächtnis. Wenn er jetzt seine niedrige und ehrlose Seite zeigen würde, konnte sie sich selbst von der Last, ihn zu heiraten, befreien.
    Er strich sich das feuchte Haar aus dem Gesicht und lä chelte langsam. Erstaunt stellte sie fest, dass trotz der harten Züge seines Gesichtes – der stolzen, geraden Nase, den stahl grauen Augen, dem kräftigen Kinn – ein Lächeln die Härte fast zum Verschwinden brachte. Fast. Aber sie wäre eine Tö rin, wenn sie sich von diesem Lächeln zum Narren halten ließ, sagte sie sich.
    »Du bist ganz schön frech.« Er hielt inne. »Wie soll ich dich anreden?«
    »Es besteht keine Notwendigkeit, mich überhaupt anzure den«, antwortete Lilliane misstrauisch.
    »Ah, aber ich bin ein Mann, der sein Bad genießt. Ich den ke, ich werde deine Dienste häufig benötigen.«
    »Ich habe andere Pflichten…«
    »Deine erste Pflicht besteht darin, deinem Herrn zu die nen.« Er machte einen schnellen Schritt auf sie zu.
    Lilliane trat einen Schritt zurück. »Und was ist mit Eurer Gemahlin?« stichelte sie.
    Ein flüchtiger Schatten glitt über sein Gesicht. »Ich be zweifle, dass meine Gemahlin mehr mit mir zu tun haben will als ich mit ihr.«
    »Wie herzlos Ihr dieser Heirat gegenübersteht! Ihr wisst doch gar nichts von Lady Lilliane.«
    »Ich weiß, dass sie seinerzeit ein mageres rothaariges Mäd chen mit Augen viel zu groß für ihr Gesicht war. Ich weiß, dass sie lang über den Zeitpunkt, da andere Mädchen verhei ratet sind und schon ein Kind haben, unverheiratet geblie ben ist. Und das angesichts eines beträchtlichen Besitzes, der sie besonders attraktiv macht.« Er zuckte die Achseln. »Ich kann daraus nur schlussfolgern, dass sie nicht gerade zu einer besonders begehrenswerten Frau herangewachsen ist.«
    »Aber Ihr werdet sie trotzdem heiraten? Ohne sie gesehen zu haben?«
    »Eine Frau bedeutet mir wenig. Es wird mir he r vorragend in den Kram passen, wenn sie sich entschließt, sich mit Frau en zu umgeben, um endlos mit ihnen zu schwatzen, und mich in Ruhe lässt, damit ich meinen Pflichten nachkommen kann.«
    Trotz ihres Zorns über das schreckliche Bild, das er von ihr zeic h nete, verspürte Lilliane eine wilde Flamme der Hoffnung. »Bedeutet das… nun, ich meine… Was ist mit ei nem Erben?« platzte sie schließlich verlegen heraus.
    Er lachte laut auf und trat einen Schritt auf sie zu. »Einen Erben zu zeugen, wird ebenfalls zu meinen Pflichten gehö ren…«
    »Selbst, wenn Ihr Eure Frau abstoßend findet?« unter brach sie ihn mit vor Anspannung zitternder Stimme.
    »Und selbst, wenn sie mich abstoßend findet.«
    »Das wird sie ohne Zweifel«, gab Lilliane zurück. Aber ih ren Worten fehlte das Gift, denn plötzlich wurde sie von ih ren Gefühlen übe r mannt. Er betrachtete Orrick als Preis, den man gewinnen konnte. Die Frau, die er heiraten musste, um es zu bekommen, war belanglos für ihn. Vollkommen be langlos.
    Abrupt wandte sie sich zum Gehen. Aber Sir Corbett stell te sich ihr geschwind in den Weg und hielt sie auf, indem er mit seinem kräftigen Arm die Tür bl o ckierte. »Wo gehst du jetzt hin, Magd? Ich habe dich noch nicht entlassen.«
    Seine Worte, ausgesprochen mit einem Selbstb e wusstsein, das einen zur Weißglut bringen konnte, brachte all ihre verwirrten Gefühle zum Überkochen. Ohne überhaupt nachzu denken, versetzte sie ihm einen Schlag.
    Es war sehr wahrscheinlich, dass der scharfe Knall ihrer Handfläche auf seiner Wange ihr mehr Schmerz bereitete als ihm. Doch als er ihr Handgelenk packte und sie heftig gegen die kalte Wand presste, sank ihr das Herz. Seine Augen wa ren dunkel und drohend, und seine Lippen, die sich zuvor noch in trüger i schem Lächeln verzogen hatten, waren nun dünn vor Zorn.
    »Du vergisst dich«, sagte er grollend. Sein Gesicht war dem ihren nun so nahe, dass sie nur noch ein paar Zentimeter trennten.
    »Lasst mich los«, flüsterte sie verzweifelt. »Bitte lasst mich gehen.« Sie starrte ihn mit weit aufgeriss e nen bernsteinfarbe nen Augen an. Er war ihr so nahe, dass sie sich seinem prü fenden Blick nicht entziehen konnte.
    »Würde Lord Barton ein Dienstmädchen – selbst eines, das er so hoch schätzt wie Euch – ungestraft davonkommen las

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