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Das Herz meines Feindes

Das Herz meines Feindes

Titel: Das Herz meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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entspricht, möchte ich, dass du dein Haar offen trägst, Lily.«
    Lillianes Gefühle waren zu verwirrt, so dass sie ihm nicht antwo r ten konnte. Er war ihr Feind. Und doch würde er schon bald ihr Gemahl sein. Er war arrogant und habgierig. Aber er hatte dafür gesorgt, dass niemand sie wegen ihrer unehrenhaften Rückkehr herabsetzte. Sie hasste ihn. Doch waren sie Liebende gewesen.
    Das Gewicht seiner warmen Hände ruhte auf ihr. Aber seine Berührung verwirrte sie, und schnell floh sie in ihr Ge mach. Sie hörte, wie er die Treppen hinabschritt, zweifellos auf der Suche nach ihrem Vater, und ihr sank das Herz. Sie fragte sich, was er wohl zu ihrem Vater sagen würde. Und was sollte sie sagen?
    Lilliane lehnte sich gegen die Tür, ihre Stirn ruhte auf der harten, groben Oberfläche. Ein dumpfer Schmerz poch te in ihren Schläfen. Sie war noch nie so erschöpft gewesen. Jedes Gefühl schien ihr abhanden gekommen zu sein, so dass jetzt nur noch eine dumpfe Teilnahmslosigkeit übrig blieb. Gegen ihren Willen war sie verlobt und zum Bei schlaf gezwungen worden. Jetzt sollte sie sich auf ihre Hochzeit vorbereiten, und sie empfand nichts mehr. Keinen Zorn, keine Verzweiflung. Noch nicht einmal Furcht. Sie hatte keine Kontrolle über ihr eigenes Leben – sie hatte es noch nie richtig gehabt, wie sie sich jetzt eingestand. Ihr Aufenthalt in der Abtei von Burgram hatte die Illusion geschaffen, dass sie so lange nicht heiraten würde, bis sie sich dazu entschlösse, aber jetzt trat die Wahrheit offen zutage. Ihr Vater hatte sie dort bleiben lassen, weil es ihm in seine Pläne passte. Und jetzt passte es in seine Pläne, sie mit Sir Corbett of Colchester zu verheir a ten.
    Sie wurde durch ein leises Klopfen an ihrer Tür aufge schreckt. Innerhalb kurzer Zeit wurde eine große Zinkwanne mit duftendem Wasser gefüllt, ihre Haut und ihr Haar wur den mit den feinsten Seifen gereinigt, und ihr bestes Gewand wurde auf ihrem Bett ausgebreitet. Geduldig arbeiteten sich zwei Mägde durch die feuchten Strähnen ihres wirren Haa res, dann bürsteten sie ihr Haar vor einem kräftigen Feuer, bis ihre welligen Locken kupferfarben und golden aufleuch t e ten. Nach dieser langen Nacht, in der sie so qualvoll durch nässt worden war, war dies der schönste Luxus, den sie sich hätte wünschen können. Wenn sie jetzt noch in ihr Bett hätte kriechen können, um ihren Kopf unter den Decken zu ver graben und in tiefen Schlummer zu sinken, wäre sie vollauf zufrieden gewesen. Aber dieser Tag war ihr Hochzeitstag. So gern sie diese Tatsache auch ignoriert hätte, sie konnte es nicht.
    Sie saß auf einer kleinen, gepolsterten Bank, nur in ein rei nes, weißes Untergewand gekleidet. Das Leinen war aller feinstes Gewebe und lag sanft und leicht auf ihrer Haut. Doch trotzdem schien sie jede einzelne Stelle zu spüren, an der es sie berührte. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und ihr Puls ging rasend und unruhig. Als eine der Mägde das üppig gemusterte Seidengewand aufnahm, winkte Lilliane sie fort.
    »Ihr könnt jetzt beide gehen. Ich kann den Rest allein be werkstell i gen.«
    Aber die Frauen machten keine Anstalten zu gehen, und Lilliane blickte ärgerlich auf. »Ich sagte, Ihr könnt gehen. So fort«, fügte sie mit besonderer Betonung hinzu.
    »Lord Barton…« Eine der Frauen sah ihre Herrin bedau ernd an. »Lord Barton, er hat gesagt, dass wir bei Euch bleiben sollen, bis er Euch die Nachricht schickt, dass Ihr Euch auf den Weg zur Kapelle machen sollt.« Sie lächelte Lilliane schüchtern zu, dann deutete sie auf das Gewand.
    Lilliane legte ihrer Hilfe keinerlei Hindernisse mehr in den Weg. Mit fest aufeinander gepreßten Lippen gestattete sie ihnen, ihr das mit Saphiren bestickte Kleid überzustreifen und es dann an ihrer Taille festzubinden. Ein in Gold und Silber geprägter Gürtel wurde um ihre Hüften gelegt, an sei nem Ende befanden sich symbolischerweise keine Schlüssel. Er hatte einmal ihrer Mutter gehört, und Lilliane verspürte plötzlich heftige Sehnsucht nach ihr.
    Ein Paar seltener seidener Kniehosen wurde an ihren Knien befestigt, und sie zog ein Paar hinten offener Schuhe an, die zu ihrem Gewand passten. Aber die ganze Zeit über war sie wie versteinert und ohne jedes Gefühl.
    Erst als die ältere Frau begann, ihr Haar zu frisieren, zeig te Lilliane einen Funken Interesse an ihrem Erscheinungs bild.
    »Ich werde das selbst tun«, beharrte sie und nahm der Frau die Kämme aus der Hand. Ein bitteres Lächeln um

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