Das Herz Von Elowia
Füßen zu wippen, als sie sich wieder an die Gestalt erinnerte, die auf dem Boden gelegen hatte. Jetzt wo sie sich das Bild wieder ins Gedächtnis rief, fiel ihr auf, dass die Person die gleiche Kapuze wie Azra getragen hatte.
»Nein. Keine Diamantaner.«
Azra stütze sich mit den Ellenbogen auf dem Bett ab. »Ein wirklich trister Ort, was?«
Lilith nickte und schielte auf Azras dunkelgraues Juwel. Mit so einem Juwel wurde man nicht geboren, er musste viele Diamantaner getötet oder verletzt haben. Ihr Blick war ihm nicht entgangen und er neigte seinen Kopf, um auf seinen Stein sehen zu können. »Das ist der Preis eines Kriegersteins. Du kannst dich besiegen lassen oder selbst siegen, aber am Ende musst du auf dieser Welt eine Wahl treffen.«
»So ist das also.«
Azra stand auf und zog sich die Kapuze wieder tiefer ins Gesicht. »Ja so ist das. So ist das Gesetz Elowias.« Er ging zur Tür, drehte sich noch einmal um und behauptete: »Das Gesetz wird auch vor dir keinen Halt machen. Noch ist es Barrn, der dich davor beschützt, aber irgendwann wird dein Stein dich vor die Wahl stellen, zu sterben oder ihm mehr Kraft durch das Leid anderer Steine bereitzustellen.«
Die Tür fiel zu. Lilith blieb regungslos auf dem Bett sitzen. Azras Worte hatten sie verstört. Sie fühlte sich ausgelaugt - nein sogar fast ausgesaugt, als hätte ihr Stein ihr sämtliche Kraft genommen.
Sie blies die Kerzen aus und legte sich aufs Bett. Die Dunkelheit legte sich wie ein sanfter Schleier über sie.
Sie schlief ein und die Halluzination, die sie vor wenigen Augenblicken gehabt hatte, setzte sich in ihren Träumen fort. Nur, dass sie immer wieder von Barrn träumte, wie er inmitten dieser Scherben ihren magischen Dolch aufhob und in ihr direkt in Herz rammte.
Bald darauf wurde sie von lautem Gepolter geweckt. Skat kam mit Baia im Schlepptau in ihr Zimmer geplatzt.
Unwillkürlich zog Lilith die Decke ein Stück höher, um ihre Blößen zu verdecken.
»Los beeile dich, wir reisen weiter«, krakeelte die helle Stimme von Baia knapp neben ihrem Ohr.
Lilith deutete auf die Türe. »Hättet ihr die Güte mich erst einmal anziehen zu lassen?«
Skat fuchtelte wie immer gestenreich in der Gegend herum, während sich Baia erst gar nicht die Mühe machte auf Liliths Forderung einzugehen. »Jetzt stell dich nicht so an«, fauchte die Kriegerin. »Wir müssen los.«
Lilith wurde skeptisch, irgendwas stimmte nicht, wie damals in der Wüste wirkte der Aufbruch hektisch, nicht geplant und irgendwie fast panisch. Nur dieses Mal konnten weder Wüstenräuber noch die Rev für den übereilten Aufbruch verantwortlich sein.
Lilith runzelte nachdenklich ihre Stirn. Was hatte der Stoffhändler gesagt: Sie suchen dich bereits?
»Hier zieh den Mantel an«, unterbrach Baias Stimme ihre Überlegungen. Widerwillig und von drängenden Blicken verfolgt, schlug Lilith die Decke zurück und stand auf. Sie beugte sich zu dem ausgestreckten Arm der Kriegerin vor und entriss ihr den Stoff. Sie schüttelte den Mantel aus, und als sie ihn drehte, konnte sie die weiße Raubkatze auf der Rückseite sehen. Sprachlos ließ Lilith den Mantel wieder sinken. Baia verdrehte ihre Augen und hielt ihr weitere Kleidungsstücke hin. »Liebes, deine Freizügigkeit in allen Ehren, aber wie wäre es, wenn du dich jetzt endlich anziehen würdest?«
Lilith hielt den Mantel fest. »Es ist die Tracht der Sucher.«
Skat lachte leise. »Richtig erkannt. Sie wird uns ein wenig Schutz bieten können.«
Lilith seufzte, während sie sich ihre Kleidung überstreifte. Kaum hatte sie sich angezogen, wurde sie auch schon von Baia aus dem Zimmer geschoben.
Unten im großen Saal warteten schon Fayn, Azra und Barrn, alle ebenfalls mit einem Sucher Umhang ausgestattet. Der steinlose Krieger ließ seinen Blick prüfend über die kleine Truppe schweifen und schien für einen kurzen Moment nachdenklich auf dem Emblem der Sucher hängen zu bleiben.
Skat und Baia tauschten untereinander schnelle Blicke aus und sahen besorgt zu ihrem Freund hin.
Doch was immer Barrn gedacht haben mochte, er schüttelte die Erinnerung genauso schnell ab, wie sie gekommen war, und löste sich aus seiner Starre. »Los geht's«, murmelte er.
Vor dem Haus standen fünf Kenjas und zwei Lastentiere. Zu Liliths Verwunderung musste sie nicht wieder in den Wagen, sondern bekam ihr eigenes Reittier.
Sie kamen nur langsam voran, denn die Straßen waren eng und voller Händlern, Bediensteten und Kutschen. Lilith grub ihre Hände in die Zügel
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