Das Herz Von Elowia
Schließlich war sie damals ein kleines Mädchen gewesen.
Jolan hatte neben ihr Platz genommen, sein Schwert beiseitegelegt und reichte ihr nun einen Wasserkrug. »Wer sind deine Eltern?«
Als er Liliths Blick sah, räusperte er sich schuldbewusst. »Wurden sie von dem Wari getötet?«
»Nein. Sie sind schon lange tot, ich weiß nicht, wer sie getötet hat, vielleicht Sucher, vielleicht Waris, oder nur gewöhnliche Mörder.«
»Sucher«, knurrte der Junge. »Es waren bestimmt Sucher, aber wir werden es ihnen heimzahlen.«
»So, wie denn?«
Jolan richtete sich auf und aus ihm sprach der pure Stolz, als er sagte: »Wir sind auf dem Weg zum Rebellen-Lager nach Mortem bei Iben.«
Lilith wollte ihren Ohren nicht trauen, denn bis jetzt hatte sie Mortem für eine Legende gehalten, die nichts weiter aus purer Fantasie und Selbstbetrug der Rev bestand.
»Sie gibt es wirklich?« Sie konnte ihren zweifelnden Unterton nicht verbergen, worauf Jolan sichtlich gekränkt antwortete: »Natürlich. Ich bin der Sohn des obersten Rebellenführers Titan Target und das ist meine Braut Antara. Ich heiße Merim Jolan Target.«
»Aha. Und was macht ihr hier in der Wüste -alleine?«
Jolans Stirn umwölkte sich missmutig. »Wir sind nicht wehrlos, falls du das damit gemeint hast. Wir sind erwachsene Krieger und haben unseren Mut und unsere Nützlichkeit für die REV schon unter Beweis stellen müssen.«
Lilith beäugte die Juwelen von Jolan und Antara aufmerksam. Sollten die jungen Krieger wirklich schon getötet haben? Antara trug schließlich, wie Baia, einen Nachthimmel-Diamanten.
Antara glitt mit ihrer Hand über ihren Diamanten als sie die musternden Blicke von Lilith aufgefangen hatte und lächelte scheu. »Keine Angst, ich habe für ihn noch nicht töten müssen, er ist von Geburt an ein Nachthimmel gewesen.«
Jolan war der Stolz anzumerken, als er seiner Braut die Hand reichte und sich ein entrückter Ausdruck auf seinem Gesicht abzeichnete. »Eine wahre Rarität, oder?«
Lilith schwieg dazu. In ihren Ohren klang alles viel zu kalkuliert, beinahe wie ein Geschäftsmodell, statt Liebe.
Jolan stand auf, klopfte seine staubige Lederkleidung ab und deutete nach draußen. »Sobald es dunkel ist, reiten wir weiter. Such dir eins unserer Kenjas aus, deins ist noch zu erschöpft. Komm mit.«
Lilith folgte ihm, obwohl sie lieber im Schatten des Zeltes sitzen geblieben wäre, als wieder ihren erschöpften Körper vorwärts zu zwingen. Er führte sie über den heißen Sand zu einem flüchtig aufgestellten Gehege, indem die Kenjas standen und sie aus ihren Knopfaugen treuherzig anglotzten.
Als Jolan einen kurzen Pfiff ausstieß, trottete eins der Kenjas gemächlich heran und gesellte sich zu ihnen. »Na, Goldstück, wie findest du deine neue Herrin?« Wie als würde es den Jungen verstehen können, richtete es seinen Blick auf Lilith und leckte es mit seiner rauen Zunge ab. Er lachte. »Sie scheint dich zu mögen.«
Lilith fuhr dem Tier durch das dichte Fell und sie fragte sich, welchen Hintergedanken Jolan wohl dabei hegte.
Sie rang sich ein Lächeln ab, denn sie fühlte sich geehrt so viel Vertrauen von ihm zu bekommen, andererseits wollte er sie noch vor wenigen Augenblicken gefesselt und bewegungsunfähig sehen. Irgendwo war der Haken. Er wollte etwas von ihr, da war sich Lilith sicher.
Aber in ihrer jetzigen Lage stand es ihr nicht zu unhöflich zu sein oder ihn gar zur Rede zu stellen, also blieb ihr nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zumachen.
Früher oder später würde er schon seine wahren Absichten preisgeben, wenn er seinen Tribut für das schöne Tier bei ihr einfordern wollte. Sie zog ihre Hand von dem Fell des Tieres weg. Sie überlegte, denn wenn diese Krieger schon länger in der Wüste waren, konnte es vielleicht sein, dass sie Harukan begegnet waren. Der Gedanke an den kleinen Jungen, raubte ihr immer noch den Verstand so sehr sorgte sie sich um ihn.
»Habt ihr einen kleinen Jungen gesehen, er ist von dem Wari ein paar Tage vor mir geflüchtet?«
Jolan schüttelte betrübt den Kopf. »Nein tut mir leid ...«
»Er wird es schon schaffen, weißt du, er ist ein sehr aufgeweckter Junge«, murmelte Lilith und versuchte sich mit ihren Worten selbst Mut zu zusprechen. Der Anführer sah sie mit einem Ausdruck auf dem Gesicht an, der Bände sprach.
»Wirklich«, beteuerte sie, obwohl sie eigentlich wusste, wie lächerlich ihre Worte klangen.
Hätte sie nicht das Glück gehabt auf die Rebellen zu stoßen, wäre sie
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