Das Herz Von Elowia
erst hören, was sie sagt.« Und mit einer unerbittlichen Miene wandte er sich wieder Lilith zu. »Also? Wir warten auf eine Antwort.«
Lilith knete nervös ihre Hände, sie war, wie eine Idiotin in seine Falle getappt. Fieberhaft dachte sie nach. Sie konnte ihnen nicht erzählen, dass sie eine Gefangene eines Suchers gewesen war. Es war zu gefährlich, denn das Risiko, von ihnen an den nächsten Wari oder Sucher verkauft zu werden, war zu groß. So befand sie sich in einer äußerst unangenehmen Zwickmühle.
»Es war ein kleines Dorf, ich weiß dessen Namen nicht mehr«, antworte Lilith, in der Hoffnung man würde ihr diese Lüge abnehmen.
Jolan lächelte grimmig. »So, so, du hast wohl einen Schlag auf den Kopf bekommen, oder?«
Sie senkte ihren Blick und murmelte nur: »Es ist die Wahrheit.«
Der Junge lachte bitter auf. »Was glaubst du, wie viele Wahrheiten wir schon in unserem Leben gehört haben - und deine gehört nicht gerade zu den Besten.«
»Ich sage doch, dass sie lügt«, fauchte dieselbe Stimme wieder.
Jolan fuhr das Mädchen an: »Rika, sei jetzt endlich still. Es liegt immer noch an mir, zu entscheiden, ob wir ihr trauen sollen oder nicht.«
Rikas rosa Diamant schimmerte kläglich auf und sie zog sich schmollend in ihre Ecke zurück.
»Wenn du bei deiner Wahrheit bleiben willst, sehe ich mich gezwungen, dich als unsere Gefangene zu betrachten«, sprach er nun weiter zu Lilith.
Ein Chor von Stimmen erscholl: »Fesselt sie. Sie ist eine Verräterin.«
Wieder setzte sich der junge Anführer mit einer herrischen Geste durch und es wurde still im Zelt. »Was sind denn das für Manieren? Ich werde sie jetzt zum letzten Mal fragen und dann können wir entscheiden, was wir mit ihr machen.«
Das stämmige Mädchen, welches Lilith schon vorher entgegen geritten war, erhob sich nun ebenfalls. »Er hat recht, wir wollen ihr noch eine Chance geben.«
Alle drehten sich erwartungsvoll zu Lilith um und diese fühlte, wie das Blut ihr in den Schläfen pulsiere, als sie sprach: »Ich war eine Gefangene eines Waris.«
Jolan kniff die Augen zusammen. »Willst du uns weismachen, du seist nicht nur den Wüstenräubern, sondern auch noch einem Suchergehilfen entkommen? Deine Geschichten werden immer abenteuerlicher.«
Wieder ging durch die Reihen ein empörter und wütender Aufschrei und dieses Mal war es nicht nur Rika, die brüllte: »Lügnerin, Lügnerin.«
Jolan fuchtelte mit den Händen in der Luft, brauchte aber eine geraume Zeit, die Ruhe wiederherzustellen. »Ich löse gleich die Versammlung auf und dann werde ich, nur noch zusammen mit Antara, über das Schicksal des Mädchens entscheiden. Habt ihr verstanden?«
Ein Murren ertönte, jedoch blieb es danach ruhig.
Jolan nickte zufrieden. »Danke Leute.«
Antara - das Mädchen, das neben Jolan stand, flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er nickte. »Gut ich und Antara haben beschlossen, dass wir ihr nicht glauben ... « Seine restlichen Worte gingen in einem Aufschrei des Jubels unter und Lilith erkannte, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen war.
Sie wurde von Dutzenden von Händen hoch gezerrt und ihre Arme auf den Rücken gerissen.
Doch dann geschah nichts weiter.
Alle starrten nur auf ihre Narbe, welche sie auf der Hand trug und plötzlich durchbrach eins der Mädchen, die eingetretene Stille. »Sie ist eine REV. Sie trägt das Zeichen. Sie ist eine von uns.«
Jolan riss ungläubig die Augen auf und war mit einem Satz bei Lilith und hielt ihre Hand ins Licht, um ihre Narbe besser betrachten zu können.
Nur Rika warf ihr weiterhin einen bösen Blick zu. Lilith kam nicht umhin zu denken, dass sie mir ihr wohl noch Schwierigkeiten haben würde. Rika war ihr auf wundersame Weise schon fast zuwider.
Jolan hatte sich als Erster von der überraschenden Wendung erholt und befahl den anderen, sie loszulassen und ihr Wasser und Brot zu bringen.
Lilith ließ sich erschöpft auf den Boden sinken. Die Erkenntnis auf Gleichgesinnte gestoßen zu sein, verwirrte sie zutiefst. Nicht einmal die anderen Unfreien, denen sie sich nach dem Tod ihrer Eltern angeschlossen hatte, waren REVS gewesen, sondern nur entflohene Sklaven, die sie in ihrer Mitte geduldet hatten.
Sie brauchte einige Minuten um den Umstand zu begreifen, dass sie nicht mehr alleine war. Dennoch registrierte sie mit Wehmut einen kleinen, aber feinen Unterschied, das hier waren REVS, sie war hingegen eine REV gewesen. Nach der Ermordung ihrer Eltern hatte sie der Rev den Rücken gekehrt, wenn man das so nennen konnte.
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